1947
Die Bücherei zieht vorübergehend in das Hans-Sachs-Haus ein.
Walter Wehrenpfennig wird am 1. Oktober als städtischer Bibliotheksrat neuer Leiter der Bibliothek und setzt sich das Ziel, "eine leistungsfähige, der Größe und Bedeutung der Stadt entsprechende öffentliche Bibliothek aufzubauen". Die Zentrale und die Zweigstellen in den Stadtteilen werden als Freihandbüchereien mit Selbstbedienung ausgebaut, ein System, das Gelsenkirchen erstmalig im neuen Land Nordrhein-Westfalen zur Anwendung brachte.
"In dem erdgeschossig gelegenen ehemaligen Studienraum im Hans-Sachs-Haus versteckt, fristet unsere Stadtbücherei ein beengtes Dasein. Der Weg zu dem winzigen Arbeitseckchen des Leiters der Bücherei, wo wir Herrn Direktor Wehrenpfennig antrafen, führt durch ein Labyrinth von Gängen, zwischen Regalen hindurch, über Bücherstapel und Kisten hinweg. Hier stehen gleichzeitig auch die Arbeitstische, an denen fachkundige Damen aus dem Wirrwarr der übriggebliebenen Bände unserer ehemaligen Bibliothek eine übersichtliche geordnete dreiteilige Stadtbücherei entstehen lassen.
Und zwar 1. als ‚Volksbücherei’, 2. der ‚Jugendbücherei’ für 8- bis 15jährige und 3. für Erwachsene mit wissenschaftlichen Interessen, für Industrie, Technik und Sozialwissenschaft, die ‚Volkshochschulbücherei’. Es ist nicht viel, was vom Alten erhalten geblieben ist. So musste denn aus Schulbibliotheken und verliehenen Bänden sowie den an Buchbindereien zur Reparatur vergebenen Büchern, die erhalten blieben, ein gewisser Grundstock gebildet werden, der inzwischen aus Neuerwerbungen und Antiquariaten auf 10 000 Bände angewachsen ist.“ (Westdeutsches Volksecho, 13. Februar 1948)
1949
Am 7. Februar kann im Hans-Sachs-Haus eine Freihandbücherei, bei der im Gegensatz zur Magazinaufstellung die Leser ihre Bücher selbst an den Regalen heraussuchen können, der Öffentlichkeit übergeben werden ("Volksbücherei Gelsenkirchen-Mitte“), der im Sommer die Eröffnung des wissenschaftlichen Lesesaales folgt, ein Ereignis, das mit einem Festakt im Konzertsaal gefeiert wird. Anschließend wird mit der Errichtung eines Zweigstellennetzes, das das gesamte Stadtgebiet umfassen soll, begonnen.
2.000 Bücher nationalsozialistischer und militaristischer Tendenz, die nach einer Liste der Militärregierung aus den Büchereien des östlichen Ruhrgebiets entfernt werden müssen, werden wegen ihres wissenschaftlichen oder historischen Wertes in einem "Giftschrank“ aufbewahrt; sie können nicht ausgeliehen werden.
Am 9. Juni werden dem Städtischen Bibliotheksrat Walter Wehrenpfennig die einheitliche Leitung der Stadtbücherei, des Stadtarchivs, die Führung der Stadtchronik, die Wahrnehmung der städtischen Interessen in den beiden bestehenden Heimatvereinen sowie im Westfälischen und Vestischen Heimatbund übertragen.
Am 29. August eröffnet die Bücherei im 2. Obergeschoss des Hans-Sachs-Hauses ihre wissenschaftliche Abteilung, die als Freihandbücherei eingerichtet wird. Außer 3.000 Bänden im Lese- und Studiensaal stehen weitere 8.000 Bände im Magazin zur Verfügung.