Die Künstlersiedlung wurde 1931 als Atelier-Gemeinschaft auf dem Grundstück des ehemaligen Bauernhofes von Hugo Halfmann gegründet. Der Grundgedanke und Antrieb der fünf Gründungsmitglieder orientierte sich dabei am Bauhaus, dessen Ziel es war Handwerk und Kunst zusammen zu bringen. In den Folgejahren bis zum Krieg wuchs die Künstlergemeinschaft auf 15 Bewohner an und 1938 wurde der Hof sogar um ein Gebäude erweitert: Im Zuge des Baus der A2 wurde ein Fachwerk-Bauernhaus abgerissen und auf den Halfmannshof versetzt.
Während des Krieges wurde die Anlage teilweise zerstört, im Jahre 1945 gab es jedoch einen Neuanfang mit der Gründung des „Künstlersiedlung Halfmannshof e.V.“. Von nun an entwickelte sich ein reges Künstlerleben mit vielen Festen und Ausstellungen, in dessen Folge 1956 eine Ausstellungshalle gebaut wurde, mit der sich ein neuer Dreh- und Angelpunkt für die Gemeinschaft ergab.
Während der 1960er- und 1970er-Jahre öffnete sich der traditionsbewusste Hof zunehmend der Avantgarde. Diese neuen Tendenzen spiegelten sich in vielen überregionalen Ausstellungen und Kooperationen wider. Bis in die 1990er-Jahre wurde der internationale Fokus immer weiter verschärft und Künstler-Austausche organisiert - einige Skulpturen sind noch heute im Außenbereich des Hofes zu sehen. Diese Zeit markiert zweifelsohne einen Höhepunkt in der Existenz des Hofes als Künstlersiedlung und seiner Bekanntheit über die Grenzen der Region hinaus.
In den folgenden Jahren wandelten sich die Gemeinschaft und Ausrichtung mit den Mitgliedern, die kamen und gingen. Die Besucherzahlen der Ausstellungen gingen zurück, es gab Differenzen über das weitere Vorgehen, nicht zuletzt mit der Stadt Gelsenkirchen. 2010 wohnten nur noch neun Künstlerinnen und Künstler auf dem Halfmannshof und die Stadt beschloss, neue Wege zu gehen. Die Ausstellungshalle wurde abgerissen zu Gunsten neuer Wohnungen für Kreative, die alte Schmiede wurde umgebaut, um hier ebenfalls Wohn- und Atelierflächen zu schaffen. In diesem Zuge wurde auch der große Innenbereich des Hofes komplett umgestaltet. Schnell stellte sich heraus, dass die neuen Reihenhäuser für Künstlerinnen und Künstler nicht zu finanzieren waren und so wurden sie ab 2015 frei vermietet. Diese architektonische, aber auch gemeinschaftliche Veränderung hat tiefe Spuren hinterlassen.
Trotz alldem sind Geist und Idee der Künstlersiedlung bis heute spürbar und werden von den dort ansässigen Kunstschaffenden weiterhin gepflegt und vertieft. Der Funke, der diesen Ort zu etwas ganz Besonderem macht, ist nie erloschen, sondern flammt in der letzten Zeit wieder auf, genährt durch Residenz-, Kunst- und Kulturprojekte, die auf dem Halfmannshof stattfinden. So verbinden sich Tradition, Zukunft und Vision, Analoges und Digitales, Wohnraum, Arbeitsraum und Freiraum. Als Teil des Kreativ.Quartiers Ückendorf und einem Netzwerk von Kultureinrichtungen und Universitäten bietet der Hof mit seinen Mietateliers und Multifunktionsräumen heute auch die Möglichkeit zum Wohnen und Arbeiten auf Zeit, für Meetings, Workshops, Projektarbeit und kreative Auszeiten.