Von 1933 bis 1946 wirkte Dr. Ernst Käsemann (1906 – 1998) als Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Rotthausen.
Ursprünglich, wie so viele evangelische Pfarrer, deutschnational geprägt und gesinnt und mit der den Nationalsozialisten nahestehenden Glaubensbewegung "Deutsche Christen" sympathisierend, erkannte er sehr bald nach der Hitlerschen Machtergreifung, dass u.a. die Einführung des "Arierparagraphen" und des "Führerprinzips" in der Kirche mit dem christlichen Bekenntnis unvereinbar waren.
Nach harten Auseinandersetzungen mit den Deutschen Christen in Rotthausen schloss er sich Anfang 1934 der "Bekennenden Kirche" an und sorgte auch dafür, dass die evangelische Kirchengemeinde Rotthausen in ihrer großen Mehrheit zu einer "Bekenntnisgemeinde" wurde. In Predigten und Bibelstunden kritisierte er fortan immer wieder die Irrlehre der Deutschen Christen und die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus.
Das führte am 18. August 1937 zu seiner Verhaftung durch die Gestapo. Die Kirchengemeinde reagierte darauf, indem während seiner Haftzeit die Altarkerzen nicht mehr angezündet wurden und zum Gottesdienst nur noch eine Glocke läutete. Der Posaunenchor stärkte ihn mit Chorälen, gespielt vor dem Gefängnis gegenüberliegenden Evangelischen Krankenhaus. Am 9. September kam Pfarrer Ernst Käsemann wieder frei.
Nach Kriegsdienst und Ende der Nazi-Herrschaft lehrte Ernst Käsemann neutestamentliche Theologie an den Universitäten Mainz (1946-1952), Göttingen (1952-1959) und Tübingen (1959-1971). Bis ins hohe Alter blieb er der evangelischen Kirchengemeinde Rotthausen verbunden und äußerte sich kritisch zu theologischen und politischen Fragen.
Erstellt in Partnerschaft mit dem Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid, 2007