18. Januar 2019, 22:56 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Diese Meldung ist vom 18. Januar 2019, 22:56 Uhr. Gegebenenfalls sind einzelne Inhalte oder der gesamte Artikel nicht mehr aktuell. Für aktuelle Meldungen der Stadt Gelsenkirchen klicken Sie bitte auf https://www.gelsenkirchen.de/aktuelles
2018 stand im Zeichen des Abschieds, der deutsche Steinkohlenbergbau wurde endgültig Geschichte. Diesen Abschied nahm die Stadt Gelsenkirchen bei ihrem traditionellen Neujahrsempfang am 18. Januar 2019 im Musiktheater im Revier zum Anlass, über Anfänge zu reden. Welchen Weg Europas einst größte Bergbaustadt in den vergangenen Jahren zurückgelegt hat, wie sie schon lange vor dem offiziellen Kohlen-Ausstieg viele Neuanfänge gewagt hat, davon erhielten die rund 800 Besucherinnen und Besucher einen lebendigen Eindruck.
Mut, der Wille sich auf Neues, Unbekanntes einzulassen und die Fähigkeit, Dinge anzupacken - diese Stärken Gelsenkirchens bringen die Stadt bis heute nach vorne. "Wenn man den Eindruck hat, es trägt, dann muss man sich trauen", betonte Oberbürgermeister Frank Baranowski bei seiner Rede zum Neujahrsempfang. Das war zu Zeiten des Bergbaus so, und das ist heute noch so. "Wir haben keine Garantie auf Erfolg, auch bei den heutigen Projekten nicht. Aber wir trauen uns!", so Baranowski weiter.
10.000 neue Arbeitsplätze und viele erfolgversprechende Anfänge in den vergangenen zehn Jahren sind das Ergebnis dieses Mutes. Eine starke Industrie mit großen Unternehmen wie BP oder dem Stahlveredeler ZINQ ist nach wie vor eine wichtige Säule der Wirtschaft in Gelsenkirchen. Neuansiedlungen wie beispielsweise von Bilstein, Bleistahl und Pilkington zeigen, dass Gelsenkirchen für viele Unternehmen als Standort interessant ist. Nicht zuletzt wegen der guten - vor allem digitalen - Infratruktur in Gelsenkirchen. Ehemalige Zechenareale wie z.B. das Nordsterngelände sind inzwischen (wieder) wirtschaftliche Kraftzentren der Stadt mit 1.500 Arbeitsplätzen und zudem grüne Lungen der Stadt mit hohem Freizeit. "Wer dachte denn, dass eine Blümchenschau wie die BUGA 1997 - denn so haben das viele seinerzeit gesehen - der Startpunkt zu einer solchen Entwicklung sein könnt?", resümiert Frank Baranowski die Erfolgsgeschichte des Nordsternparks. Mit seiner gelungenen Mischung aus Arbeiten, Wohnen und Freizeit ist das ehemalige Kraftwerksgelände Graf Bismarck am Rhein-Herne-Kanal ein weiteres Beispiel für die gelungene Nachnutzung ehemaliger Industrieareale.
Eine starke Gesundheitswirtschaft und eine prosperierende Start-up-Szene, insbesondere rund um die Bochumer Straße, Gelsenkirchens Quartier für Kreative und Querdenken, sind weitere wichtige Säulen für Gelsenkirchens Zukunft. Ebenfalls an der Bochumer Straße entsteht jetzt in der ehemaligen Heilig Kreuz Kirche ein Veranstaltungsort für rund 700 Menschen. Das Musiktheater im Revier, die gerade im vergangenen Jahr mehrfach ausgezeichnete ZOOM Erlebniswelt, sind herausragende Beispiele dafür, dass es sich in Gelsenkirchen nicht nur gut arbeiten, sondern auch leben lässt.
Die infrastrukturellen Stärken Gelsenkirchens und des ganzen Ruhrgebietes hob auch Gastredner Prof. Dr. Dirk Messner, Direktor des Instituts für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) in Bonn, hervor. Der ausgewiesene Experte für Ballungsräume betonte ausdrücklich, dass Regionen wir das Ruhrebiet mit ihrer besonderen polyzentrischen Struktur gegenüber den Magastädten im Vorteil und langfristig zukunftsfähiger sind. "Zentralistisch organisierte Megastädte stehen vor dem Kollaps, polyzentrisch organisierte Strukturen wie das Ruhrgebiet sind flexibler, haben eine bessere Infratstruktur, Verkehrssysteme, Bildungseinrichtungen, Gesundheitssysteme. Sie sind die besseren Modelle für die Zukunft." Wenn Gelsenkirchen, so Messner weiter, weiter intensiv in Digitalisierung und in neue Mobilitätskonzepte investiere, und auch dabei Mut zu Visionen und neuen Lösungen habe - so wie seinerzeit bei der Idee, aus einem Zechenareal eine Gartenschau zu machen - dann sei ihm um die Stadt nicht bange.