20. August 2019, 13:52 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Diese Meldung ist vom 20. August 2019, 13:52 Uhr. Gegebenenfalls sind einzelne Inhalte oder der gesamte Artikel nicht mehr aktuell. Für aktuelle Meldungen der Stadt Gelsenkirchen klicken Sie bitte auf https://www.gelsenkirchen.de/aktuelles
Jedes Bauvorhaben ist ein Eingriff in die Natur, und der muss ausgeglichen werden. So ist es gesetzlich vorgeschrieben. Doch insbesondere in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet fehlt dazu oft die Fläche. Wie es dennoch geht, und das sogar vorbildlich, das hat NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) bei einem Besuch des Biomasseparks Hugo in Gelsenkirchen erfahren. Eingeladen hatte die Landschaftsagentur Plus GmbH.
Aus dem einstigen Areal der Zeche Hugo wurde ein Biomassepark. Hier wachsen nicht nur schnell wachsende Gehölze und Weiden, die für die klimaneutrale Energiegewinnung genutzt werden sollen. Teile des Biomasseparks zahlen darüber hinaus auf ein so genanntes Ökokonto ein.
Ein Ökokonto funktioniert ähnlich wie ein Bankkonto. Auf einem Ökokonto erhalten Maßnahmen für den Naturschutz nach einem Schlüssel eine bestimmte Punktzahl. Die werden sozusagen auf der „Haben-Seite" verbucht und können bei Eingriffen in die Natur von einem Bauherrn oder Investor gekauft werden. Auf das Ökokonto des Biomasseparks gutgeschrieben werden besondere landschaftspflegerische Maßnahmen. Dazu zählen Aufforstungen, die Anlage von Staudenfluren, von naturnahen Gewässern, von Grünlandflächen oder auch von Flächen, die sich die Natur nach und nach zurückerobert, Insgesamt entspricht dies auf dem Hugo-Gelände einer Fläche von rund 30 Fußballfeldern.
„Das Ökokonto kennt nur Gewinner. Die Stadt gewinnt sogar zweifach. Sie erhält nicht nur Ausgleichsflächen für Eingriffe in die Natur, sondern diese Flächen sind auch ein wertvoller Beitrag für die Natur in unserer Stadt. Für Investoren beschleunigt sich die Suche nach Kompensationsmöglichkeiten, da die Flächen ja bereits vorhanden sind “, erläutert Kathrin Kessebohm von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt. Entwickelt und gepflegt werden die Ökokontenflächen von der Landschaftsagentur Plus Gmbh, einer Tochter der Ruhrkohle AG (RAG) in enger Abstimmung mit der Stadt Gelsenkirchen.
Vier weitere Teilflächen des einstigen Zechengeländes wurden bereits vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW als Flächen für forstrechtliche Ausgleichsmaßnahmen anerkannt wie zum Beispiel für den Bau des Radschnellwegs RS1. Über einen Teilstrecke von rund drei Kilometern führt der RS1 auch durch Gelsenkirchen.
Doch Teile des Biomasseparks zahlen nicht nur auf das Ökokonto ein oder leisten einen Beitrag zur regenerativen Energiegewinnung. „Insbesondere im östlichen sowie im südlichen Teil sind Freizeit und Erholung in der Natur möglich und tragen Projekte zur außerschulischen Umweltbildung bei. Kiebitz, Falken, Wildbienen und Schmetterlinge fühlen sich hier wohl“, weiß Detlef Müller, Abteilungsleiter in der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt.
Finanziert mit Fördergeldern der Stiftung Lebendige Stadt hat ein Netzwerk aus Kindertagesstätten, Schulen, Initiativen und Gruppen einen Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten, Kräuterspirale, Färbergarten und einem Niedrigkletterseilgarten angelegt. Außerdem gibt es einen von der RAG finanzierten Bodenlehrpfad, der dazu einlädt, den Boden unter unseren Füßen zu entdecken. Denn dort ist jede Menge los. In einem Kilogramm Boden können mehrere Millionen Lebewesen sein, die dort wertvolle Arbeit leisten, indem sie zum Beispiel Nährstoffe für Pflanzen produzieren. Der Ende 2017 gegründete Förderverein Grünlabor im Biomassepark Hugo e.V. ist mit seinen Projekten Teil der lernenden Zukunftsstadt 2030 +.
Am Ende ihres Besuchs konnte sich die Ministerin davon überzeugen, wie gut Produkte aus heimischer Produktion schmecken. Sie kostete Honig einer Imkerei im Biomassepark Hugo. Die acht dort beheimateten Bienenvölker finden im Biomassepark reichlich Nahrung. „Das ist einfach toll hier“, lobte die Ministerin nach ihrem Rundgang.