08. Oktober 2019, 14:41 Uhr | Sparkasse Gelsenkirchen
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von links nach rechts: Herr Cordt, Herr Hottinger, Herr Dr. Grütters, Herr Streege. Bildrechte: Sparkasse Gelsenkirchen
Emscher-Lippe-Index (ELIX) auf dem niedrigsten Wert seit fünf Jahren / Trotz zunehmender Skepsis: Aktuelle Geschäftslage wird positiv eingeschätzt / Rahmenbedingungen bereiten die meisten Sorgen
Die Wirtschaft in der Emscher-Lippe-Region kann sich von den trüben Aussichten in Deutschland nicht abkoppeln. Das unterstreicht eine Umfrage unter 150 heimischen Unternehmen für den Emscher-Lippe-Index (ELIX). Dieser regionale Konjunkturindikator liegt mit rund 99 Punkten auf dem niedrigsten Wert seit fünf Jahren.
„Die aktuellen politischen Turbulenzen auf dem internationalen Parkett haben wesentlich zur Eintrübung des Wirtschaftsklimas beigetragen“, sagte Claus Cordt, Geschäftsführer der S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, die den ELIX in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen herausgibt. Ähnlich schätzte Dr. Jochen Grütters, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter des Standorts Emscher-Lippe der IHK Nord Westfalen, die Lage ein: „Allerdings gibt es auch Positives zu berichten. Das wirtschaftliche Fundament bleibt stabil. So ist das Beschäftigungsniveau vergleichsweise hoch und die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen sind nach wie vor gut.“
Die aktuelle Geschäftslage schätzen die Unternehmen mehrheitlich noch als gut oder befriedigend ein. Allerdings beurteilen knapp 13 Prozent der Befragten ihre Lage als schlecht. Mit Blick auf die letzte Umfrage ist dies ein Warnsignal: Zum Jahreswechsel 2018/19 waren es lediglich sechs Prozent.
Die Erwartungen an die künftige Geschäftsentwicklung haben sich insgesamt verschlechtert. So ging der Anteil der Optimisten auf zwölf Prozent zurück, während der Anteil der Pessimisten auf fast ein Drittel stieg. Dennoch erwarten mit 57 Prozent über die Hälfte der Befragten zumindest gleichbleibende Geschäfte. Bei der Beurteilung der Konjunkturrisiken haben sich die Schwerpunkte leicht verschoben. „Der Fachkräftemangel bleibt für über die Hälfte der Unternehmen eine ernstzunehmende Herausforderung“, so Michael Hottinger, stellvertretender Geschäftsführer der S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH: „Aber er wird diesmal überschattet von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Sie bereiten auch den Unternehmen in der Emscher-Lippe-Region die größten Sorgen.“ Belastend werden auch eine sinkende Nachfrage im In- und Ausland gesehen sowie die Arbeitskosten.
Mit Sorge schaut auch Christian Streege, Volkswirt der IHK, auf die internationale Entwicklung: „Wir gehen davon aus, dass sich die Turbulenzen in der Weltwirtschaft noch stärker auf den deutschen Export auswirken werden. Das spiegelt sich auch in unserer aktuellen Umfrage wider. In den letzten ELIXAuswertungen konnten sich die Exportaussichten der heimischen Industriebetriebe vom allgemein negativen Trend absetzen. Dieser Optimismus ist verflogen.“ Ein Drittel der befragten Unternehmen erwarten schlechtere Auslandsgeschäfte. Mit weiterem Wachstum rechnet keines. Die große Mehrheit von über zwei Dritteln geht aber von gleichbleibenden Exporten aus.
Auch wenn die Hälfte der Betriebe ihre Investitionen auf dem aktuellen Niveau halten möchte, hat sich die Investitionsneigung insgesamt abgekühlt. „Tendenziell wollen mehr Unternehmen die Investitionen zurückfahren als steigern“, so Claus Cordt. Das zeigt sich auch in den Investitionszielen: Knapp jedes fünfte Unternehmen möchte in Produktinnovationen investieren, im Gegensatz zu jedem dritten in der letzten Umfrage. Auch eine Ausweitung der Kapazitäten steht für weniger Betriebe auf der Agenda. Dagegen hat die Rationalisierung an Gewicht gewonnen. Der größte Investitionsposten bleibt nach wie vor der Ersatzbedarf.
Erstmals seit über drei Jahren dreht sich die Beschäftigungsneigung leicht ins Negative. So gehen 23 Prozent der Unternehmen davon aus, dass die Zahl ihrer Beschäftigten in nächster Zeit niedriger sein wird als aktuell. Allerdings rechnen auch 15 Prozent mit einem Beschäftigungsaufbau. 62 Prozent möchten am derzeitigen Beschäftigungsstand nichts ändern. „Erfreulich ist, dass das Beschäftigungsniveau weiterhin hoch ist“, betont Dr. Grütters. Ende 2018 waren in der Emscher- Lippe-Region 287.000 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt und damit fast 7.000 mehr als ein Jahr zuvor und 40.000 mehr als noch vor zehn Jahren.
Zweimal im Jahr gibt die S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Sparkasse Gelsenkirchen, gemeinsam mit der IHK Nord Westfalen den ELIX heraus, ein regionales Konjunktur- und Stimmungsbarometer für die Emscher-Lippe-Region. Datengrundlage ist eine Befragung der IHK Nord Westfalen von rund 150 repräsentativ ausgewählten Mitgliedsunternehmen zur momentanen wirtschaftlichen Lage und zu ihren Zukunftserwartungen. Die Daten des ELIX´ zeigen nicht nur eine Momentaufnahme, sondern ermöglichen auch eine Darstellung der langfristigen Trends.