13. Februar 2020, 12:28 Uhr | Sparkasse Gelsenkirchen
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ELIX Pressekonferenz: Herr Streege, Herr Dr. Grütters, Herr Cordt und Herr Hottinger (v.l.n.r.). Bildrechte: S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH
Die Wirtschaft in der Emscher-Lippe-Region startet verhalten ins neue Jahr. Das unterstreicht eine Umfrage unter 150 heimischen Unternehmen für den Emscher-Lippe-Index (ELIX). Dieser regionale Konjunkturindikator liegt mit rund 100 Punkten nur knapp über dem Wert der letzten Umfrage im Herbst 2019, als er ein „Fünf-Jahres-Tief“ erreichte.
„Die Lage hat sich zwar stabilisiert, aber von einer deutlichen Aufhellung der Stimmung in den Chefetagen kann noch keine Rede sein“, sagte Claus Cordt, Geschäftsführer der S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, die den ELIX in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen herausgibt. Ähnlich schätzte Dr. Jochen Grütters, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter des Standorts Emscher-Lippe der IHK Nord Westfalen die Situation ein: „Nach wie vor beurteilt ein Drittel der Unternehmen die Lage als gut, allerdings nimmt die Zahl der Pessimisten zu.“ Jedes sechste Unternehmen
beurteilt die aktuelle Geschäftslage als schlecht, Anfang 2019 war es nur jedes siebzehnte.
„Aber es gibt auch Positives zu berichten“, fügt Dr. Jochen Grütters hinzu: „Das wirtschaftliche Fundament bleibt stabil. So ist das Beschäftigungsniveau vergleichsweise hoch und die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen sind nach wie vor gut.“
Die große Mehrheit der Unternehmen (über 60 Prozent) rechnet mit gleichbleibenden Geschäften in den nächsten Monaten. Ein Viertel geht von schlechteren Geschäften aus. Im Herbst 2019 war der Anteil der „Pessimisten“ zwar mit 31 Prozent noch höher, Anfang 2019 lag er jedoch nur bei 16 Prozent. „Unter diesen Vorzeichen ist nicht mit einer dynamischen Entwicklung der Wirtschaft zwischen Emscher und Lippe zu rechnen“, prognostiziert Christian Streege, Volkswirt der IHK.
Die Sorge, geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. So sehen die Unternehmen den Fachkräftemangel auch als Konjunkturrisiko Nummer 1. Ähnliches, wenngleich auf niedrigerem Niveau, trifft auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zu. „Mit Sorge betrachten die Unternehmen vor allem Bürokratielasten und Unsicherheiten durch die Energiewende und Klimapolitik“,
berichtet Dr. Jochen Grütters. Auch die Inlandsnachfrage rückt zunehmend in den Fokus. „Von der guten Verbraucherstimmung scheint sich die Wirtschaft nicht mitreißen zu lassen“, ergänzt Claus Cordt.
Bei den exportierenden Unternehmen der Region hellte sich die Stimmung wieder etwas auf, nachdem Streitigkeiten im internationalen Handel und Querelen um den Austrittsprozess des Vereinigten Königreiches aus der EU derzeit in den Hintergrund rücken. „Allerdings läuft das internationale Wirtschaftswachstum gedrosselt weiter“, berichtet Michael Hottinger, stellvertretender Geschäftsführer der S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, und er fügt hinzu: „Nach dem Brexit ist vor dem Brexit.“ Denn mit dem Austritt der Briten am 31. Januar 2020 starten neue harte Verhandlungen über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen . „Die werden auch die exportorientierten Unternehmen der Emscher-Lippe-Region mit Spannung verfolgen“, so Michael Hottinger: „Das Rest-Risiko eines No-Deal-Brexits verschiebt sich auf den 01.01.2021.“
Die Unsicherheiten im internationalen Wirtschaftsgeschehen bilden sich auch im ELIX ab: So werden an den Export keine allzu großen Erwartungen geknüpft. Der Saldo verbesserte sich zwar merklich, bleibt aber weiter im Negativen. Vier von fünf Unternehmen rechnen mit gleichbleibendem Auslandsgeschäft.
Nur noch jedes vierte Unternehmen möchte seine Investitionen im Inland hochfahren. Dem stehen knapp 30 Prozent gegenüber, die mit rückläufigen Inlandsinvestitionen planen. Damit möchten mehr Unternehmen ihre Investitionen reduzieren als steigern. Der Index fällt auf minus sechs Punkte.
Die Antworten zur Beschäftigungsplanung zeigen kein einheitliches Bild. Die Mehrheit der Betriebe rechnet mit einer gleichbleibenden Beschäftigung. Gleichzeitig steigt der Anteil der Betriebe, die mit weniger Beschäftigten rechnen, seit einigen Jahren leicht an; aktuell ist das fast jeder vierte Befragte. Knapp 17 Prozent planen, ihre Beschäftigung auszubauen.
Trotz eingetrübter Stimmung beim Thema „Beschäftigung“: der Arbeitsmarkt bleibt in guter Verfassung. Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung Nürnberg rechnet auch für das Jahr 2020 mit einer Steigerung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in Emscher-Lippe um 2.100 Stellen auf dann 290.000. Die Arbeitslosigkeit in der Region würde unter dieser Annahme weiter sinken, wenn auch nicht mehr mit der
Dynamik der vergangenen Jahre. Diese Feststellung deckt sich mit der zurückhaltenden Einschätzung der befragten Betriebe aus der Emscher-Lippe-Region.
Zweimal im Jahr gibt die S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Sparkasse Gelsenkirchen, gemeinsam mit der IHK Nord Westfalen den ELIX heraus, ein regionales Konjunktur- und Stimmungsbarometer für die Emscher-Lippe-Region. Datengrundlage ist eine Befragung der IHK Nord Westfalen von rund 150 repräsentativ ausgewählten Mitgliedsunternehmen zur momentanen wirtschaftlichen Lage und zu ihren Zukunftserwartungen. Die Daten des ELIX zeigen nicht nur eine Momentaufnahme, sondern ermöglichen auch eine Darstellung der langfristigen Trends.