Clio, die Muse der Geschichte, ist unberechenbar. Geschehnisse,
die lange vergessen und ignoriert wurden, kehren plötzlich ins
öffentliche Bewusstsein zurück und gewinnen politische Brisanz.
So ist es mit dem Kolonialismus. Jahrhundertelang haben die
europäischen Mächte sich die übrige Welt untertan gemacht und
systematisch ausgebeutet. Der Reichtum des Westens und die
zerstörten ökonomischen und politischen Grundlagen der „Dritten
Welt“ haben hier ihre tiefere Ursache. Ebenso wie die Flüchtlings-
ströme, die uns heute erreichen und deren Folgen die Gesellschaft
spalten. Dies alles thematisiert dieser Vortrag, der die Geschichte
der Kolonisation von der Landung der Spanier und Portugiesen in
Amerika bis in die Gegenwart hinein nacherzählt. Aber im Mit-
telpunkt der Schilderungen steht die nur dreißig Jahre währen-
de Geschichte der deutschen Kolonien, deren blutige Realitäten
lange schamhaft verschwiegen wurden. Das grausame Vorgehen
gegen die Hereros und Nama im damaligen „Deutsch-Südwest-
afrika“ und wenig später auch die gezielte Vernichtung der
einheimischen Bevölkerung in „Deutsch-Ostafrika“ gelten heute
als Genozid, manche betrachten sie als Vorstufe der später vom
nationalsozialistischen Deutschland ausgehenden systemati-
schen Ermordung der europäischen Juden.
Dieser Termin ist kostenfrei.