02. Oktober 2017, 11:13 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Am Abend des 29. September 2017 hat Bürgermeisterin Martina Rudowitz die Preisträgerin der Migradonna 2017 bekannt gegeben: Ausgezeichnet wurde Nilufar Hainbach. Eine sechsköpfige Jury hatte aus den vielfältigen Vorschlägen die seit mehr als 30 Jahren in Gelsenkirchen lebende EDV-Fachfrau für den Ehrenamtspreis ausgewählt. Ausschlaggebend war ihr besonderes ehrenamtliches Engagement für in Gelsenkirchen lebende Flüchtlinge.
Nilufar Hainbach wurde am 23. Januar 1960 in Teheran im Iran geboren. Sie kam 1978 nach Deutschland, wo sie ursprünglich Mathematik studieren wollte. Da ihr Abitur für diese Studienform nicht anerkannt wurde, studierte sie ab 1980 in Bochum Sozialwissenschaften und ab 1982 Biologie. Nach dem Vordiplom schulte sie um zur EDV-Kauffrau. Hainbach hat von 1990 bis 2006 in einem mittelständischen Unternehmen in Gelsenkirchen Karriere als Abteilungsleiterin gemacht, später dann in einem Bottroper Betrieb gearbeitet. Hainbachs Ehe mit einem Deutschen wurde nach zwölf Jahren geschieden. Sie ist Mutter einer erwachsenen Tochter.
Im Dezember 2015 bot Nilufar Hainbach der Ehrenamtsagentur an, ihre Sprachkompetenz für Farsi in Wort und Schrift verbunden mit ihren bürotechnischen Fähigkeiten für die Flüchtlingsbetreuung einzusetzen. Sie wurde zum Paritätischen Wohlfahrtsverband vermittelt. Seit eineinhalb Jahren unterstützt sie nun afghanische und iranische Flüchtlinge. Im Vorschlag zur Auszeichnung heißt es: „Couragiert, mit dem notwendigen Durchsetzungsvermögen setzt sie sich für die Anliegen von Familien, aber auch von vielen Geflüchteten im jungen Erwachsenenalter ein und baut ihnen Brücken, sich in die städtische Gesellschaft einzuleben. Sie ist für viele junge Geflüchtete, besonders auch für Frauen, zu einer wichtigen Bezugsperson, Leitfigur, geworden.“
Seit April 2016 arbeitet sie zusätzlich zu einem kleinen Honorarvertrag mindestens 30 Stunden in der Woche ehrenamtlich. Sie hilft den Flüchtlingen vielfältig weiter. Einzelbegleitungen zu den Ämtern (Ausländerbehörde, Jobcenter), Postbearbeitung für die zu erledigenden Angelegenheiten, Hilfe bei der Wohnungsfindung („Türöffnerin“ für Vermieter), Hilfe beim Umzug, Mails und Anrufe am Wochenende, einfach „Mädchen für alles“. Besondere Ereignisse waren die Dolmetscherinnentätigkeit bei der Entbindung einer Afghanin und die Begleitung eines Iraners mit Nabelbruch bis zur OP-Tür und die sich nach der Operation anschließende Nachsorge.
Im Vorschlag zur Auszeichnung beschreibt Claudia de Groot ihre Leistung eindrucksvoll: „Nilufar Hainbach ist für mich ein Bespiel für gelungene Integration. Sie hat durch ihren Lebenslauf gezeigt, dass man als Frau mit Migrationshintergrund in der deutschen Gesellschaft erfolgreich sein kann.“
Zur Preisverleihung hatte die Veranstaltergemeinschaft (Internationales Frauencafé im Lalok Libre in Kooperation mit der Stadt Gelsenkirchen und der Ehrenamtsagentur Gelsenkirchen e. V.) in den Kulturraum „die flora“ eingeladen. Den Preis gestaltete in diesem Jahr Farzaneh Zaim, eine vor 20 Jahren aus dem Iran nach Gelsenkirchen gekommene Künstlerin. Die Festrede hielt Terry Reintke, die aus Gelsenkirchen stammende Abgeordnete des Europäischen Parlaments. Für musikalische Begleitung sorgte die in Gelsenkirchen aufgewachsene Musikerin Ayça Miraç mit Begleitband. Schirmherr ist Oberbürgermeister Frank Baranowski. Die Veranstaltung wurde erneut unterstützt durch die Sparkasse Gelsenkirchen.
Seit 2008 Jahren wird durch den Ehrenamtspreis „Migradonna“ eine Frau mit Migrationshintergrund geehrt, die sich mit hohem persönlichem Einsatz ehrenamtlich in Vereinen, Initiativen, Stiftungen u. ä. in Gelsenkirchen engagiert. Durch die Nominierung sollen Frauen in unserer Gesellschaft eine Würdigung und Wertschätzung für ihr gesellschaftspolitisches und ehrenamtliches Engagement erhalten.