Backsteinexpressionismus ist die Bezeichnung für eine spezielle Variante expressionistischer Architektur unter Verwendung von Backstein oder Klinkern, die in den 1920er Jahren hauptsächlich in Deutschland entstand. In den norddeutschen Hansestädten, wo seit dem Mittelalter Backstein das bevorzugte Baumaterial war, wurden in dieser Zeit beispielhafte Bauten geschaffen: z. B. in Hamburg das Chilehaus von Fritz Höger oder in Bremen die von dem Bildhauer Berhard Hoetger entworfene Böttgerstraße. Aber auch im Ruhrgebiet und speziell in Gelsenkirchen wurde eine so große Zahl sehr interessanter Bauten des Backstein- Expressionismus errichtet, dass durchaus von einem regionalen Stil gesprochen werden kann.
Im Kontext der jungen Weimarer Republik wollten Architekten, dass sich in ihren Bauten etwas von der Neuartigkeit und der Dynamik der Gegenwart, aber auch von den Spannungen dieser Jahre und der Heftigkeit der Gefühle widerspiegele. So ist charakteristisch, dass Gestaltungselemente entwickelt wurden, die scharfkantig oder spitz waren. Statt ältere Zierformen zu verwenden, wurden die Oberflächenreize verschiedener Baumaterialien als Gestaltungsmittel eingesetzt. Der in der Industrieatmosphäre bewährte hartgebrannte Klinker mit seinen Farbabstufungen von rot bis violett wurde zum Lieblingsmaterial und zu einer Art Erkennungszeichen.