Naturlandschaften, das heißt vom Menschen nahezu unberührte und unveränderte Lebensräume wie Moore, Sümpfe oder Urwälder, finden wir in Mitteleuropa kaum noch. Auch "naturnahe Landschaften“, die nur in geringem Maße vom Menschen beeinflusst sind (z. B. naturnahe Wälder, Bach- und Flusstäler) existieren in nennenswerter Ausdehnung zumeist nur noch außerhalb von Ballungsräumen.
Innerhalb der Stadtgrenzen Gelsenkirchens findet sich dagegen noch die sogenannte "bäuerliche Kulturlandschaft“, die vor allem durch landwirtschaftliche Tätigkeit des Menschen gestaltete Landschaft (Wiesen, Felder, Hecken, Gärten). Vor allem im Norden von Gelsenkirchen, insbesondere in Oberscholven, Eckerresse, kleinflächig in Schaffrath und Sutumer Feld/ Beckenhausen sowie am Mechtenberg sind landwirtschaftliche Flächen in nennenswerter Ausdehnung vorhanden. Außerdem existieren bis heute einige schon historisch dokumentierte naturnahe Waldbereiche im Nordosten (Emscherbruchgebiet, Löchterheide/Stadtwald Buer/Westerholt).
Die Industrialisierung und vor allem die Auswirkungen des Bergbaus haben in Gelsenkirchen eine neuartige, zum Teil ungeplante Stadt- bzw. Industrienatur geschaffen. Dies sind z. B. die Halden, Bergbau- und Industriebrachen und zahlreiche Bergsenkungsgebiete (sogenannte "Sekundärbiotope"). Im Bereich des Emscherbruches haben die Folgen des Bergbaus sogar stellenweise eine Naturlandschaft geschaffen, die in den Grundzügen dem ursprünglichen Emscherbruch nahekommt. Alle diese unterschiedlichen Bereiche kennzeichnen sich durch eine typische Pflanzen- und Tierwelt, die auch in einer Großstadt wie Gelsenkirchen bei näherem Hinsehen erlebbar ist.
Aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt wurden zahlreiche Flächen spontaner Stadt- und Industrienatur durch Maßnahmen für den Arten- und Biotopschutz sowie durch die Anlage von Wegen. Beispiele sind das ehemalige Floatglasgelände, Alma, Rheinelbe oder auch das Freibad Grimberg. Untersuchungen auf diesen Industriebrachen, Bahntrassen, Halden und Deponien belegen, dass sich diese Räume aufgrund ihrer speziellen Standortbedingungen zu Bereichen mit hoher Vielfalt und Artenreichtum entwickelt haben. Zu Recht können sie als Natur-Erlebnisräume bezeichnet werden.
Natur in Gelsenkirchen? Ausgerechnet in dieser Großstadt im Herzen des Ruhrgebiets? Es gibt sie - vielfältiger, schöner und auch wilder als ein flüchtiger Reisender oder ein zu sesshafter Stadtbewohner es je vermuten würde.
Das Buch "Natürlich! Gelsenkirchen" zeigt, dass es mitten im Ruhrgebiet Natur und Landschaften gibt, wie viele sie hier nicht vermuten werden.
Mit zehn Exkursionszielen lockt das vom aGEnda 21-Büro und den aGEnda-Arbeitskreisen Verkehr sowie Natur und Landschaft herausgegebene Buch vor die Tür. Egal ob ehemalige Brache, Halde, der von Menschenhand geschaffene Park oder die bäuerliche Kulturlandschaft - Rheinelbe, Halde Rungenberg, Mechtenberg und Co. sorgen für überraschend viel Natur.
- Haus Lüttinghof - Altes Gemäuer in dörflicher Umgebung
- Rungenberg - Zechensiedlung mit eigenem Hausberg
- Berger See / Schloß Berge - Wasserschloss in prachtvoller Gartenlandschaft
- Stadtwald - Gelsenkirchens ältestes Naturschutzgebiet
- Eckeresse - Landwirtschaft mit Weitblick
- Ewaldsee - Paradies für Fledermaus und Co
- Emscherbruch - Der letzte Rest vom Emscherbruch
- Nordsternpark - Vom Wandel der Jahrzehnte gezeichnet
- Mechtenberg - Grüße aus der Eiszeit
- Rheinelbe - Deutschlands ungewöhnlichstes Forsthaus
Rund 30 typische Tier- und Pflanzenarten stellt das Buch vor und verrät, wo man sie am besten beobachten kann. Dabei gibt es nicht nur viel zu sehen, sondern auch zu hören: quarkende Grünfrösche, das Lachen des Grünspechts oder Sumpfrohrsänger zum Beispiel.
Die mehr als 60 Autorinnen und Autoren haben die Informationen auf 200 Seiten zusammengetragen und eindrucksvolle Bilder zu allen Jahreszeiten geschossen. Luftbilder sowie Karten sorgen für den Überblick. Darüber hinaus nennt das Buch viele Angebote und Ansprechpartner rund um die Themen Naturschutz, Umweltbildung und -Erziehung.
Es kostet 9,80 Euro und ist in den Bürgercentern, im aGEnda 21-Büro (von-Ovenstraße 19) und im Buchhandel erhältlich.