Die Lothringer Straße ist eine sanierungsbedürftige stark versiegelte Anliegerstraße, die auf ihrem breiten Querschnitt von parkenden Autos dominiert wird. In diesem Kontext wurde der Abschnitt zwischen der Saarbrücker Straße und der Belforter Straße als Pilotprojekt im Rahmen des Forschungsprojekts „Lebenswerte Straßen, Orte und Nachbarschaften“ (LesSON) ausgewählt. Gefördert wurde das Forschungsprojekt vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MULNV). Durch den Umbau zu einer „Familienstraße“ soll sich die Lothringer Straße modellhaft zu einem Freiraum mit hoher stadtökologischer Qualität und Priorisierung des Fuß- und Radverkehrs entwickeln.
Im bisherigen Prozess haben das Wuppertal Institut, die Emschergenossenschaft und das Planungsbüro MUST Zukunftsbilder und Entwurfsideen entwickelt, die in beiden Stufen des Landeswettbewerbs „Zukunft Stadtraum“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet wurden.
In der ersten Stufe des Landeswettbewerbs sind im Juni 2021 die folgenden Zukunftsbilder prämiert worden.
Zukunftsbild "Mehr Raum für Aktivitäten“
Die Lothringer Straße könnte zur bunten Spielstraße für jedes Alter werden! Wichtige Merkmale des Zukunftsbildes sind z.B. Angebote zum Spielen und Bewegen, breitere Gehwege sowie zusätzliche Grünelemente.
Zukunftsbild "Mehr Raum für Grün"
Die Lothringer Straße könnte zur grünen Oase zum Verweilen werden! Wichtige Merkmale des Zukunftsbildes sind z.B. Beete, Obstbäume und Grünflächen, Fassadenbegrünung und ein Wasserspiel.
Zukunftsbild „Mehr Raum für Begegnung“
Die Lothringer Straße könnte zum Mittelpunkt des Quartiers werden! Wichtige Merkmale des Zukunftsbildes sind z.B. eine autofreie Straße mit viel Raum zum Aufenthalt für die Anwohnerinnen und Anwohner, Raum für Feste und Veranstaltungen oder Märkte.
Im August 2021 fand eine temporäre Intervention vor Ort auf der Lothringer Straße statt. Hierbei wurde die Straße für ein Wochenende gesperrt und mit der Unterstützung verschiedener Akteure bespielt. Informationsstände, Spielmöglichkeiten, Begrünung und Sitzgelegenheiten luden die Bürgerinnen und Bürger zum Erkunden der Lothringer Straße ein. Im Rahmen der temporären Intervention wurden mit den Anwohnerinnen und Anwohnern die Zukunftsbilder diskutiert.
Darauf aufbauend wurden in den folgenden Monaten konkrete Entwurfsideen für die Lothringer Straße entwickelt. Diese beinhalten eine Reduzierung der PKW-Stellplätze, die Förderung nachhaltiger Mobilitätsformen, Entsiegelung und eine klimaangepasste Bepflanzung, um die Hitzebildung an heißen Sommertagen abzumildern. Zusätzlich ist eine innovative Regenwasserbewirtschaftung vorgesehen, wobei das Regenwasser nicht über die Kanalisation abgeleitet, sondern vor Ort gespeichert wird. Für nachbarschaftliche Aktivitäten sollen neue barrierefreie Verweilorte geschaffen werden.
Diese Entwurfsideen wurden Anfang 2022 in der zweiten Stufe des Landeswettbewerbs prämiert. Mit dieser Prämierung hat die Stadt Gelsenkirchen die Möglichkeit erhalten, auf zusätzliche Städtebaufördermittel zurückzugreifen.
Mit der Umsetzung des Projekts wird die gewöhnliche Anliegerstraße zur einer lebenswerten Familienstraße, die viel Raum für Bewegung und Begegnung im Grünen, direkt vor der eigenen Haustür bietet. Die Planungsleistungen werden extern vergeben, Planungsbeginn ist voraussichtlich im Herbst 2024. Gemeinsam mit dem künftigen Planungsbüro sollen die im Landeswettbewerb entwickelten Ideen ausgearbeitet und konkretisiert werden. Ein Parkraumgutachten liegt vor und wird in die Planungen mit einfließen. Im Zuge der Planung sind weitere Beteiligungsveranstaltungen vorgesehen, um die Wünsche und Anregungen der Rotthauser Bürgerschaft entgegenzunehmen und soweit möglich, mit zu berücksichtigen.