Klein, Yves - Ohne Titel (Blaue Reliefs)
Wandgestaltung,
1959
Yves Klein - Ohne Titel (Blaue Reliefs).
Bildrechte: Thomas Robbin
Yves Klein - Ohne Titel .
Bildrechte: Sabine Fiereck
Klein, Yves - Ohne Titel (Blaue Reliefs).
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen
Zum Objekt
Jeder, der jemals das Musiktheater Gelsenkirchen betreten hat, wird die blauen Farbreliefs des Künstlers Yves Klein in Erinnerung behalten. Mit diesem ganz besonderen Blau erzeugte er die dominanteste künstlerische Gestaltung innerhalb des 1959 fertig gestellten Theaterbaus des Architekten Prof. Werner Ruhnau.Insgesamt handelt es sich um vier monumentale Reliefs in der Foyerzone des Musiktheaters sowie um zwei kleinere Arbeiten im darunter liegenden Garderobenbereich. Innerhalb des Gebäudes sind sie spiegelsymmetrisch platziert, womit der Klarheit und Homogenität der Architektur entsprochen wird. Besonders im Foyerbereich kann sich aufgrund der ungeheuren Dimension der Reliefs (20 x 7 m an den Seitenwänden, 10 x 5 m an den Stirnwänden) die Farbwirkung von Kleins leuchtendem Ultramarin entfalten. Der starke Kontrast zu den weißen Wänden, zum Schwarz der Decke und dem Schiefergrau des Bodens steigert dabei noch zusätzlich die Intensität der Farbe. Nachhaltig beeinflusst wird die Farbqualität jedoch auch durch die plastische Flächengestaltung, selbst wenn diese gegenüber der Farbpräsenz deutlich zurücktritt. Als Träger und Gestalter des monochrom aufgetragenen Blaus dynamisiert die unregelmäßige Reliefstruktur die Farbe, spielt mit ihr und bringt eine Vielzahl von Nuancen hervor.
Die großen, auf den vorspringenden Pfeilern der Seitenwände angebrachten blauen Relieftafeln bestehen aus Ziegeldrahtgewebe, auf dem jeweils ein wellenförmiges Gipsrelief geformt wurde. Um dabei keine Regelmäßigkeiten aufkommen zu lassen, wurde der frische Putz mit Kieselsteinen beworfen. Durchaus vergleichbar mit der dabei entstandenen Kraterlandschaft ist die Oberflächenqualität der benachbarten Schwammreliefs: Durchzogen von Poren und Löchern bilden die verwendeten Naturschwämme eine unregelmäßige Struktur, deren Plastizität gegenüber der glatten Wandfläche, auf die sie unmittelbar appliziert wurden, besonders hervortritt.
Zum Künstler
Yves Klein gilt als einer der wichtigsten Protagonisten der Nachkriegs-Avantgarde. Insbesondere sind es seine monochromen Bilder, die ihn nachhaltig bekannt machten und für die die blauen Farbreliefs im Gelsenkirchener Musiktheater ein besonders monumentales Beispiel bilden. Bei diesem, seinem einzigen zu Lebzeiten ausgeführten, öffentlichen Auftrag verwendete er zum ersten Mal auch den Schwamm als Gestaltungsmittel. Sein spezielles Interesse an der Farbe Blau zeigte sich hingegen bereits ab 1957. In der Folgezeit fand das von ihm entwickelte Ultramarin bevorzugt Verwendung, beispielsweise bei seinen sogenannten „Anthropometrien“ (ab 1958), den Abdrücken von nackten, weiblichen Körpern, die unter seiner Anleitung im Rahmen einer Performance ausgeführt wurden.
Mit verschiedenen Experimenten und Aktionen setzte er sich mit den Mechanismen von Kunst und Kunstbetrieb auseinander. 1960 gründete er mit weiteren Künstlern die Gruppe der „Nouveaux Réalistes“, zu der u.a. auch Arman, Tinguely, Spoerri und Christo gehörten.