Uecker, Günther - Windorgan
Skulptur,
1996
Bildrechte: Sabine Fiereck
Bildrechte: Sabine Fiereck
Uecker, Günther - Windorgan.
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen
Zum Objekt
Nicht ohne Weiteres zugänglich ist die raumgreifende Installation des international renommierten Künstlers Günther Uecker für das Schalker Gymnasium. Da der Weg zum Innenhof durch die Schule führt, ist derjenige, der die vielteilige Skulptur vor Ort erleben möchte, auf die allgemeinen Öffnungszeiten angewiesen. Am Aufstellungsort angekommen, erwarten den Betrachter mehr als ein Dutzend über Metallstangen in die Höhe versetzte weiße Metallelemente. Jedes für sich hat einen runden Querschnitt und ist an beiden Enden spiegelverkehrt zueinander abgeschrägt. Über die Ausrichtung sowie die ansteigende Größe der Zylinderelemente wird das Zentrum der Anlage betont. In ihrer Gesamtheit wirkt die Formation der einzelnen, im Abstand voneinander aufgestellten Teile der Installation jedoch wie eine Einheit: Im unteren Bereich durchlässig, im oberen Bereich stark ausdifferenziert, aber dennoch zusammenhängend durchkomponiert, wird durch die einheitliche Farbe Weiß eine optische Verschmelzung erreicht.
Obwohl eine derartig monumentale Arbeit für Uecker eher ungewöhnlich ist, finden sich in ihr wiederum ganz typische Eigenheiten seines bisherigen Schaffens. Zum einen findet Weiß als neutrale, „zurücknehmende“ Farbe bei Uecker sehr häufig Verwendung, zum anderen zeigt sich - wie in seinen Nagelarbeiten deutlich zu erkennen ist - ein besonderes Interesse an „extremen“ skulpturalen Qualitäten und strukturierender Häufung.
Zum Künstler
Günther Uecker ist einer der wichtigsten deutschen Künstler der Nachkriegszeit. Er studierte Kunst in Wismar, an der Kunstakademie Berlin-Weißensee sowie an der Kunstakademie Düsseldorf, an der er später selbst fast zwanzig Jahre lehrte. Mitte der fünfziger Jahre entstanden Strukturbilder, zu denen auch seine ersten genagelten Arbeiten gehören. Mit dem Nagel als bevorzugten Werkstoff versah er in der Folgezeit nicht nur Holzbretter und Möbelstücke, sondern auch Pfützen oder das Dach eines Kaufhauses in Dortmund.
Zur Erforschung von optischen Phänomenen arbeitet er vorzugsweise monochrom. Ziel ist nach eigener Aussage eine monotone Intensität zu schaffen, die mit den Kompositionen eines John Cage vergleichbar ist.
Eine besonders wichtige Station innerhalb seiner Vita war die Mitgliedschaft in der Künstlergruppe ZERO. Neben Objekten und Installationen bilden auch Aktionen, Bühnenbilder und Filme einen Teil seines umfangreichen Oeuvres.
Hintergrund
Die Aufstellung des Skulpturenensembles wurde mit dem Bau des Schulkomplexes in den sechziger Jahren vorgenommen. 2003 wurde die Skulptur unter Mitwirkung des Künstlers restauriert, da Roststellen überhand nahmen.
Aufgrund ihrer Form und Reihung erinnern die weißen Skulpturenglieder an stilisierte Orgelpfeifen, weshalb das Objekt von Uecker auch „Windorgan“ genannt wurde. Im Schulkontext wird es allerdings auch gerne als „Ähren des Wissens“ bezeichnet.