Platz, Christoph - Tor
Skulptur,
1967
Bildrechte: Sabine Fiereck
Bildrechte: Sabine Fiereck
Zum Objekt
In einem der bewaldeten Teile der Berger Anlagen ragt diese Baumskulptur des Bochumer Bildhauers Christoph Platz durch das mittlerweile stark zugewachsene Grün. Während der über zwei Meter hohe, naturbelassene Pappelstumpf nahezu im ihn umgebenden Dickicht versinkt, ist der darauf t-förmig aufliegende Holzquader mit seinen symmetrisch herausgeschnittenen Rechtecken nach wie vor gut sichtbar. Mit ihren Öffnungen und den über dem Scheitelpunkt eingebrachten kleinen Holzpfosten wirkt die Skulptur wie eine abstrakt-stilisierte Maske. Einem Totempfahl ähnlich, der als Schutz vor bösen Geistern oder zu Ehren eines Toten aufgestellt wurde, erweckt sie den Eindruck eines religiös-rituellen Objektes.
Dem Künstler selbst ging es jedoch vielmehr darum, anhand seiner Arbeit auf ambivalente Beziehungen - wie der zwischen Mensch und Natur hinzuweisen. Indem Christoph Platz den senkrecht aufragenden, noch verwurzelten und gänzlich unbehandelten Baumstamm dem geometrisch-eckig ausgestalteten, waagerecht aufliegenden Holzsegment gegenüberstellt, bringt er in seiner Skulptur starke Kontraste zum Vorschein. Der Titel der Arbeit „Tor“ verweist in diesem Zusammenhang auf einen Ort des Übergangs, der von einem Bereich zu einem anderen führt. Augenfälligerweise erfüllt die Skulptur jedoch nicht die Funktion eines räumlichen Durchlasses, der tatsächlich durchschritten werden kann. Das „Tor“ fungiert eher als eine Art Zeichen, in welchem sich verschiedene Themenkomplexe manifestieren. Christoph Platz bringt seine Absicht folgendermaßen auf den Punkt: „Es geht um das Verhältnis waagerecht zu senkrecht, Anwesenheit zu Abwesenheit, natürlicher zu konstruierter Form, Himmel und Erde, Mensch und Pflanze - ausgehend von dieser, ausgehend von ihrem ORT - TOR .“ (Christoph Platz)
Zum Künstler
Christoph Platz studierte Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und der Kunstakademie Münster. Zwischen 1991 und 1998 widmete er sich vorwiegend der Arbeit mit Holz im Sinne konkreter Skulptur. In diesem Zeitraum schuf er aus Baumstämmen auf geometrischen Grundlagen beruhende Raumformulierungen. 1998/99 veränderte er seine Ausrichtung und es entstanden farbig gefasste, gegenstandsimitierende Skulpturen, beispielsweise in Form von hölzernen Badeanzügen, Stiefeln und Urinalen, deren Oberfläche von Platz jeweils perfekt und täuschend echt ausgearbeitet wurde, während die Innenseite deutliche Spuren der Materialbehandlung aufweist.
Platz lebt und arbeitet in Bochum.
Hintergrund
Christoph Platz schuf die vierte Baumskulptur für das 1993 vom Kunstverein Gelsenkirchen ins Leben gerufene und sich seither sukzessive weiterentwickelnde Projekt „Kunst am Baum“. Wie bei der sogenannten „Kunst am Bau“ wird hier der museale Rahmen verlassen und der öffentliche Raum gesucht, um zufällige Begegnungen mit Kunst zu ermöglichen.
Als Standort für das Skulpturenprojekt wurde der Bereich des Schlossparks Berge, westlich der Adenauerallee und nördlich des Sees von Schloss Berge zur Verfügung gestellt. Dort vorhandene kranke, überalterte und verkehrsgefährdende Bäume, die ohnehin gefällt werden sollten, wurden zur künstlerischen Bearbeitung frei gegeben. So konnten unmittelbar vor Ort in der Auseinandersetzung mit dem lebenden, noch verwurzelten „Material“ und der Umgebung interessante Konzepte entstehen, die sich auf vielfältige Weise mit der Verbindung von Kunst, Mensch und Natur auseinandersetzen. Insbesondere die Vergänglichkeit des Materials und der Pflanzenwachstum im direkten Umfeld wirken in die Gestaltung mit ein. Die Baumskulpturen verändern sich fortwährend, werden Teil der Umgebung sowie natürlicher Verwitterungsprozesse und verweisen auf diesem Wege auf Werden und Vergehen der Dinge. Vorgesehen ist, dass alljährlich eine neue Skulptur hinzukommt: Anstelle einer mühevollen und letztlich nicht realisierbaren Konservierung sind für die „Kunst am Baum“ immer neue Ideen gefragt.