Dierkes, Paul - Weiße Rotunde
Wandgestaltung,
1959
Paul Dierkes - Weiße Rotunde.
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen
Bildrechte: Susanne Fiereck
Paul Dierkes - Weiße Rotunde.
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen
Dierkes, Paul - Weiße Rotunde.
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen
Zum Objekt
Kunst und Architektur bilden im Falle des Musiktheaters Gelsenkirchen eine gelungene Symbiose. Während die Arbeiten von Yves Klein oder Jean Tinguely jedoch deutlich als künstlerische Akzentsetzungen auszumachen sind, verhält sich die gestalterische Leistung des Bildhauers Paul Dierkes eher unauffällig. Auf ihn geht das Relief an der Außenwand des Auditoriums zurück. Zu sehen ist es vor allem beim Gang durch den unmittelbar anliegenden Treppenbereich, der den Halbkreisgrundriss des Zuschauerraums in seiner Form exakt aufnimmt. Nach außen durch einen gläsernen Halbzylinder begrenzt, wird nach Innen, zum Kern des Theaters, das Treppenhaus durch Dierkes gestaltete Rundwand gefasst. Dieser verlieh er eine baumrindenartige Struktur, indem er dem 5 cm dicken weißen Wandputz Gräben und Mulden einbrachte. Durch die ungleichmäßige Setzung der Vertiefungen und den Einsatz eines rauen, spröde wirkenden Materials ergibt sich eine organische und stark ausdifferenzierte Wirkung, die sich abhängig von den jeweils vorhandenen Lichtverhältnissen zu verwandeln scheint. Besonders stark reagiert das Relief, sobald es mit dem Licht der in Boden und Decke eingelassenen Strahler zusammenwirkt. Entstehende Licht- und Schattenpartien geben der Fläche eine lebendige Modellierung, Farbe und Material werden unterschiedlich wahrnehmbar und die Massivität und Undurchdringbarkeit der Wand erscheint in Auflösung.
Interessant wird der letztgenannte Aspekt insbesondere auf dem Hintergrund, dass Dierkes ursprünglicher Erntwurf für das Gelsenkirchener Theater eine Struktur vergleichbar mit der eines Vorhangs vorsah. Die vertikalen Einschnitte wurden jedoch um halbkugelartige Mulden ergänzt. Das Motiv des Vorhangs als theatertypisches Element, welches verschiedene Bereiche voneinander abtrennt - Bühne und Zuschauerbereich, Fiktion und Realität -, nur um diese Bereiche während der Theateraufführung ineinander übergehen zu lassen, erscheint auch in dieser modifizierten Variante als wichtiger Bezugspunkt.
Zum Künstler
Geboren in Cloppenburg war der Bildhauer Paul Dierkes insbesondere mit der Stadt Berlin verbunden, wo er 1947 einen Ruf an die Hochschule für Bildende Künste erhielt. In Berlin gestaltete er u.a. das Kreuz auf der Gedächtniskirche und das Bärengehege im Berliner Zoo.
Dierkes Werk ist geprägt von der Arbeit mit verschiedenen Materialien und Ausdrucksformen. Vorzugsweise aus Holz und Stein arbeitete er zunächst figürlich, bevor er in den 60er Jahren eine Entwicklung zu ungegenständlichen Formen unternahm, „die für ihn zunächst und vor allem aus den Strukturen des Materials hervorgingen“ (Karl-Heinz Ziessow). Neben seiner bildhauerischen Tätigkeit arbeitete er auch als Zeichner und Grafiker.
Hintergrund
Der Berliner Professor stieß über den 1957 ausgerufenen Künstlerwettbewerb zu der Gruppe, welche die Gestaltung des Gelsenkirchener Theaters übernahm. Neben Paul Dierkes waren es u.a. Robert Adams, Yves Klein und Norbert Kricke, die mit ihren Arbeiten für die Innen- und Außengestaltung das Musiktheater zu einem Gesamtkunstwerk machten. Die an der Gestaltung beteiligten Künstler arbeiteten eng mit dem federführenden Architekten Prof. Werner Ruhnau und den ausführenden Handwerkern zusammen, um ihre Ideen möglichst wirkungsvoll in Szene zu setzen.