Rigorth, Roger - cocon aquaris
Skulptur,
2008
Bildrechte: Michael Robionek
Entwurfsskizze: Roger Rigorth.
Zum Objekt
Der Beitrag zu “Kunst am Baum“ von Roger Rigorth sticht an einer Wegkreuzung auffällig in die Höhe. Die Baumskulptur erinnert mit der Paddelform an der Spitze an ein Boot, was auch in anderen Arbeiten Rigorths wiederzufinden ist. Zwischen Baumspitze in Paddelform und den verwurzelten Stamm hüllen Kokosfasern den Baum ein und verbinden gleichtzeitig beide Enden. Rigorth verwendet Naturmaterialien, die ihren Anfang in der Naturverbundenheit des Künstlers und in seinem Umgang mit seinem Leben in der Natur finden. Doch fehlt bei der Bootsskulptur der Einstieg für einen Passagier, so dass eher Gedanken auf eine Reise geschickt werden als ein physischer Körper. So prallen allzu romantische oder poetische Bootsphantasien an der verschlossenen Arbeit ab und der Betrachter wird auf sich selbst zurückgeworfen. Darin aber liegt gerade der Reiz dieses Bootes:
Nur wenn wir uns wirklich die Zeit nehmen, auch über die eigene Wahrnehmung zu reflektieren, über den ersten Blick hinaus die Gedanken fliegen oder auch schwimmen zu lassen, werden wir zu neuen Gedanken über Reise, Fernweh, Sehnsucht nach ethnologischen und ökologischen Sinnkreisläufen kommen.
Zum Künstler
Roger Rigorth, 1965 in Saanen in der Schweiz geboren, kam als Fünfjähriger nach Deutschland und lebte einige Jahre in Babenhausen. Von 1987 bis 1990 absolvierte er seine Ausbildung zum Bildhauer an der Fachschule in Michelstadt. Seit 1991 lebt und arbeitet er als freischaffender Künstler und hat sich in der Heydenmühle bei Lengfeld niedergelassen. Studienaufenthalte, Symposien und Ausstellungen führten ihn durch die gesamte Bundesrepublik, ganz Europa, aber auch nach Namibia, Korea, Australien und in die Vereinigten Staaten - also auf alle Kontinente.
Hintergrund
Roger Rigorth schuf die sechzehnte Baumskulptur für das 1993 vom Kunstverein Gelsenkirchen ins Leben gerufene und sich seither sukzessive weiterentwickelnde Projekt „Kunst am Baum“. Wie bei der sogenannten „Kunst am Bau“ wird hier der museale Rahmen verlassen und der öffentliche Raum gesucht, um zufällige Begegnungen mit Kunst zu ermöglichen.
Als Standort für das Skulpturenprojekt wurde der Bereich des Schloßparks Berge, westlich der Adenauerallee und nördlich des Sees von Schloß Berge zur Verfügung gestellt. Dort vorhandene kranke, überalterte und verkehrsgefährdende Bäume, die ohnehin gefällt werden sollten, wurden zur künstlerischen Bearbeitung frei gegeben. So konnten unmittelbar vor Ort in der Auseinandersetzung mit dem lebenden, noch verwurzelten „Material“ und der Umgebung interessante Konzepte entstehen, die sich auf vielfältige Weise mit der Verbindung von Kunst, Mensch und Natur auseinandersetzen. Insbesondere die Vergänglichkeit des Materials und der Pflanzenwachstum im direkten Umfeld wirken in die Gestaltung mit ein. Die Baumskulpturen verändern sich fortwährend, werden Teil der Umgebung sowie natürlicher Verwitterungsprozesse und verweisen auf diesem Wege auf Werden und Vergehen der Dinge. Vorgesehen ist, daß alljährlich eine neue Skulptur hinzukommt: Anstelle einer mühevollen und letztlich nicht realisierbaren Konservierung sind für die „Kunst am Baum“ immer neue Ideen gefragt.