Klimsch, Fritz - Olympia
Skulptur,
1958
Frist Klimsch - Olympia .
Bildrechte: Michael Robionek
Frist Klimsch - Olympia .
Bildrechte: Michael Robionek
Frist Klimsch - Olympia .
Bildrechte: Michael Robionek
Zum Objekt
Ein Jahr nach den olympischen Spielen in Berlin 1936 bekam Fritz Klimsch von der Heeresleitung den Auftrag, eine Skulptur für den Neubau des Militärlazaretts in Magdeburg zu erschaffen. Sie sollte "Gesundheit" versinnbildlichen. Die Berliner Buchhändlerin Ottilie Meyer saß Modell für dieses Kunstwerk, das vom Künstler den vermeintlich klassischen Namen "Olympia" bekam, obwohl es in der Antike eine Frauenfigur mit diesem Namen nie gab. Den Bronzeguss übernahm die Bildgießerei Hermann Noack in Berlin, worauf auch der Stempelabdruck an der linken Seite der Plastik hinweist. Dort findet sich auch der Namenszug "F. Klimsch". Mit 155 cm Höhe vergrößerte Klimsch den auf einem grob behauenen Sandstein sitzenden Frauenakt auf etwa 1,5fache Lebensgröße, was den monumentalen Ausprägungen der neoklassizistischen Bildhauerei dieser Zeit entspricht. Die Frauenfigur besitzt durch die jahrzehntelangen Witterungseinflüsse eine typisch grüne Patina und weist einige leichte Beschädigungen auf. Während die Körperform mit leicht verschränkten Beinen und beiden am linken Knie befindlichen Händen sehr natürlich wirkt, erscheint das Gesicht eher ausdruckslos. In der biografischen Studie "An Ideen fehlt es mir ja nie - nur an Geld" von Dr. Martin Hollender ist nachzulesen, dass die durch ihre Dahlemer Bücherstube bekannt gewordene Tilly Meyer jüdische Wurzeln besaß. Klimsch ersetzte demnach die Gesichtszüge Tillys mit ihren hohen Wangenknochen zu Gunsten einer der arischen Ideologie entsprechenden Physiognomie.
Zum Künstler
Fritz Klimsch wurde am 10. Juli 1870 als Sohn des Malermeisters Eugen Klimsch in Frankfurt am Main geboren. Er studierte von 1886 bis 1894 an der Preußischen Akademie für Künste in Berlin bei Albert Wolff und Fritz Schaper zunächst Maler und später Bildhauer. Von 1906 bis 1908 erschuf Klimsch mit dem Virchow-Denkmal nahe der Charité in Berlin seine erste Großskulptur für den öffentlichen Raum. Neben vielen weiteren Plastiken fertigte Klimsch vier Skulpturen für den Sitzungssaal des Reichtags für die Darstellung der "männlichen Tugenden" "Tapferkeit", "Demut", "Gerechtigkeit" und "Weisheit". Die Kunstwerke wurden beim Reichtagsbrand 1933 zerstört. Institutionell engagierte sich Fritz Klimsch 1898 als Mitbegründer der Berliner Secession u. a. mit Max Liebermann und später als Senator der Preußischen Akademie für Künste sowie als Professor an der Hochschule für Bildene Künste. Die Nationalsozialisten wurden auf die Kunstwerke von Fritz Klimsch aufmerksam und verhalfen seiner Karriere in den 30er Jahren noch einmal zu einem neuen Schub. Er erhielt mit dem Staatsatelier viele Privilegien und verschrieb sich der heroischen Monomentalkunst dieser Zeit in Deutschland. Er stellte u. a. 22 Hitler-Büsten her und einige Skulpturen für Ministerien, öffentliche Plätze und Privatanwesen führender NS-Politiker. Ehrungen erhielt er in dieser Zeit mit der Ernennung zum Reichskultursenator, durch die Verleihung der Goethe-Medaille sowie mit der Aufnahme in die „Liste der Unsterblichen“ und in die "Gottbegnadetenliste". Zum Kriegsende siedelte er nach Salzburg um, um dort einen Mozartbrunnen zu fertigen. Nach dem Krieg wurde Klimsch aus Österreich ausgewiesen, sodass er seinen Lebensabend in Saig im Hochschwarzwald verbrachte. Ein Jahr vor seinem Tode am 30. März 1960 erhielt Fritz Klimsch noch das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.
Hintergrund
1958 erwarb die Stadt Gelsenkirchen von der Kölner Gemäldegalerie Abels die Skulptur "Olympia", um sie am 5. September 1958 an ihrem jetzigen Standort aufzustellen. In der Monographie über Fritz Klimsch von Hermann Braun sind im detaillierten Werksverzeichnis drei Original-Güsse benannt. Während ein Exemplar an das Militärlazarett in Magdeburg geliefert wurde, ging ein Stück an den nach dem Nürnberger Kriegverbrechertribunal hingerichteten NS-Chefideologen Alfred Rosenberg. Über das Schloß Kogl gelangte dieses Exemplar zum jetzigen Standort im Garten vom Landeskrankenhaus in Salzburg. Den Erstguss erwarb die Reichskanzlei. 1943 wurde sie dort wieder aus dem Garten in der Nähe des Gewächshauses entfernt und mit anderen Kunstwerken zum Breker-Atelier nach Wriezen transportiert. Nach einer letzten Sichtung auf einem Sportplatz in Eberswalde auf dem Gelände einer sowjetrussischen Kaserne verliert sich ihre Spur. Die "Olympia" wurde zuvor 1937 auf der Weltausstellung in Paris gezeigt. Dort stand diese Figur neben Skulpturen anderer Künstler aus der Zeit des Nationalsozialismus im protzigen deutschen Pavillon, der von Alfred Speer entworfen wurde. Ein Jahr später bei der "Zweiten großen Deutschen Kunstausstellung" in München wurde diese Bronzeskulptur von Klimsch ebenfalls ausgestellt. Seit 1990 steht dieses Kunstwerk nahe vom Rathaus in Buer unter Denkmalschutz.