Bormann, Jan - Gespräch der Baumgeister
Skulptur,
2010
Bildrechte: Michael Robionek
Bildrechte: Michael Robionek
Zum Objekt
Am nördlichen Teil der Berger Anlagen direkt neben dem Grundstück vom Krankenhaus Bergmannsheil findet sich der Beitrag von Jan Bormann zum Projekt "Kunst am Baum" des Kunstvereins Gelsenkirchen. Aus einem Baumstamm schlug er zwei gleich große Stelen heraus, die sich quasi gegenüber stehen. Dieser Eindruck wird durch zwei runde Kerben verstärkt, die sich am oberen Innenseiten der beiden senkrechten Holzplanken wieder finden. Die Einkerbungen sind typisch für die Arbeiten von Jan Bormann. Ebenso zeigen sich in der strukturierten Holzoberfläche die Arbeitsschritte des Behauens durch viele einzelne Beitelschläge. Beide Stelen sind leicht zueinander versetzt, sodass die Auseinandersetzung der beiden Baumgeister nicht nur auf die Skulptur beschränkt ist, sondern auch den Betrachter einbezieht.
Zum Künstler
Jan Bormann wurde 1939 in Dortmund geboren, absolvierte eine Berufsausbildung als Steinbildhauer und legte auch die Meisterprüfung erfolgreich ab. Nach dem Studium an der Werkkunstschule Dortmund bei Prof. Voiwahsen von 1965-1969 eröffnete er sein eigenes Atelier auf der ehemaligen Zeche Dortmund-Dorstfeld, um seine freiberuflichen Tätigkeiten als Bildhauer umsetzen zu können. 1976 zog er mit seinem Atelier nach Castrop-Rauxel um. Seine Arbeiten wurden präsentiert bei Ausstellungen in Dänemark, Frankreich, Finnland, England, Lettland, Litauen, den Niederlanden, Österreich, Rumänien, Russland, Georgien sowie in vielen Städten in Deutschland. Große Arbeiten von Jan Bormann finden sich in Bochum, Dortmund und Castrop-Rauxel, wo er die Bergehalde der Zeche Schwerin zur Landmarke ausbaute. Seine Skulpturen bestehen überwiegend aus Naturstein oder Holz. "Der kunstbestimmende Faktor ist für Jan Bormann die Auseinandersetzung von Natur und Artefakt. Diese Leistung von Geist, Handwerk und Ästhetik ist ein Dauerprozess, der sich durch seine innere Auseinandersetzung mit jedem Material, mit jedem Thema und mit jeder neuen Aufgabe wie ein roter Faden hindurch zieht", erläutert der Direktor des Rheinischen Landesmuseums in Bonn, Prof. Dr. Frank Günter Zehnder die Arbeit von Jan Bormann.
Hintergrund
Das Projekt "Kunst am Baum" wurde 1993 vom Kunstverein Gelsenkirchen ins Leben gerufen und seither sukzessive weiterentwickelt. Wie bei der sogenannten „Kunst am Bau“ wird hier der museale Rahmen verlassen und der öffentliche Raum gesucht, um zufällige Begegnungen mit Kunst zu ermöglichen. Als Standort für das Skulpturenprojekt wurde der Bereich des Schlossparks Berge, westlich der Adenauerallee und nördlich des Sees von Schloss Berge zur Verfügung gestellt. Dort vorhandene kranke, überalterte und verkehrsgefährdende Bäume, die ohnehin gefällt werden sollten, wurden zur künstlerischen Bearbeitung frei gegeben. So konnten unmittelbar vor Ort in der Auseinandersetzung mit dem lebenden, noch verwurzelten „Material“ und der Umgebung interessante Konzepte entstehen, die sich auf vielfältige Weise mit der Verbindung von Kunst, Mensch und Natur auseinandersetzen. Insbesondere die Vergänglichkeit des Materials und der Pflanzenwachstum im direkten Umfeld wirken in die Gestaltung mit ein. Die Baumskulpturen verändern sich fortwährend, werden Teil der Umgebung sowie natürlicher Verwitterungsprozesse und verweisen auf diesem Wege auf Werden und Vergehen der Dinge. Vorgesehen ist, dass alljährlich eine neue Skulptur hinzukommt: Anstelle einer mühevollen und letztlich nicht realisierbaren Konservierung sind für die "Kunst am Baum" immer neue Ideen gefragt.