Reinert, Gerhard - Pulsierendes Signallicht
Lichtinstallation,
2006
Reinert Gerhard - Pulsierendes Signallicht.
Zum Objekt
Wie ein Tor präsentieren sich die sechs hohen Masten der Skulptur und bilden einen neuen Ausgangspunkt für An- und Abreise. Die Bedeutung des Ortes, wo sich der ursprüngliche Bahnhofsvorplatz der Stadt Gelsenkirchen einst befunden hat, wird wieder sichtbar gemacht. Gleichermaßen wird Bezug auf die Symbole des Bahnverkehrs genommen. Die Signalkästen sind in etwa auf Höhe der Gleise angebracht und bilden so eine logische Fortsetzung der Betriebssignale. Es entsteht eine nicht greifbare, aber doch erfassbare Verbindung zwischen dem Platz und der dahinterliegenden Nutzung. Sehr viel weniger abstrakt ist dagegen die Verankerung der Skulptur in den Platz: Zwei den Signalkästen in Form und Gestaltung entsprechende Sandsteintafeln sind in der Mitte zwischen den Masten in das Kopfsteinpflaster eingelassen und bilden gewissermaßen einen Erdungspunkt, den die Betrachter einnehmen können, um ein Teil der Skulptur zu werden.
Die Lichtabfolge der Signalkästen bewegt sich in einer Kreisform von Innen nach Außen und zurück nach Innen. Die diagonalen Lichter sind von der Bahnhofstraße absteigend, in Richtung Bahnhofstraße aufsteigend gestaltet und betonen so die Bewegungsrichtungen der Torsituation. Diese Strömungsrichtungen und die Regelmäßigkeit des Ablaufes treten mit den dynamisch fluktuierenden Bewegungen der Menschen in Kontrast.
In ihrer Gestaltung ist die Skulptur zurückgenommen: Sowohl die Wahl einer bahntypischen Anthrazitfarbe für die Masten und die einfachen geometrischen Formen der Signalkästen sind so reduziert, dass sie im bunten Flirren der Leuchtreklamen um sie herum dem unaufmerksamen Passanten nicht sofort auffallen mag. So erschließt sich die Bedeutung des „Pulsierenden Signallichts“ nicht sofort. Ein längeres Verweilen, Betrachten und Beobachten ist nötig, um die Skulptur völlig zu erfassen.
Zum Künstler
Gerhard Reinert (*1950 Rastenburg/Ketrzyn) studierte an der Hochschule der Künste Berlin und an der Ruhr Universität Bochum und ist seit 1986 freier Künstler sowie Mitglied des Westdeutschen Künstlerbundes. Ab 1994 gründete er Kunst-Wirk-Räume in Recklinghausen und Berlin. Seit 1980 wurden seine Werke auf einigen Einzelausstellungen unter anderem in Gelsenkirchen, Marl, Stuttgart, Berlin und Recklinghausen gezeigt.
Hintergrund
Im Zuge der Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 an Deutschland mit Gelsenkirchen als Austragungsort wurde der Bahnhofsbau umgebaut und an die zeitgenössischen Anforderungen angepasst. Auch das direkte Umfeld erfuhr eine Neugestaltung. Im Zuge dessen wurde 2005 ein Wettbewerb veranstaltet, an dem sich 55 Künstlerinnen und Künstler beteiligten und aus dem Gerhard Reinerts Entwurf als Sieger hervorging. Anschließend wurde die Skulptur im Zeitraum April bis Juni 2006 errichtet und der Öffentlichkeit übergeben.