Die Farbe blau und Gelsenkirchen gehören zusammen. Ja. Aber es ist nicht das Königsblau des FC Schalke 04, wie Fußballfreunde jetzt glauben mögen. Das „Gelsenkirchen blau“ ist ultramarin. Diese Farbe hat das stilisierte G des Stadtlogos. So wie die Schwamm-Reliefs des Künstlers Yves Klein im Musiktheater im Revier.
Überrascht? Es ist nicht die einzige Überraschung, die man entdecken kann, wenn man auf Tour durch Gelsenkirchen geht. Der Farbe blau begegnet man dabei häufiger. Zum Beispiel den gewischten Blautönen der Künstlerin Eva-Maria Joeressen im Foyer der Maschinenhalle der Zeche Rheinelbe. Oder dem leuchtenden Blau des künstlerisch gestalteten Pumpwerks auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Nordstern. Das schimmernde Blau der Solarzellen findet man an vielen Stellen im Stadtgebiet. Weithin sichtbar ist das große Solarsegel an der Veltins-Arena.
Hier regiert zweifellos königsblau. In einem der modernsten Fußballtempel Europas wird Fußball zelebriert. Doch hier sorgen nicht nur die stimmgewaltigen Fans für Stimmung. Den Rasen herausschieben, das Dach verschließen und schon ist aus der Veltins-Arena eine Stätte für Biathlon oder Boxkämpfe geworden. Robbie Williams, U2 und andere Stars sowie all die Sängerinnen und Sänger beim Day of Song im Kulturhauptstadtjahr begeisterten hier mit ihren Stimmen. In der Veltins-Arena, wo sonst die Schalker-Knappen den Ton angeben.
Knappen – ausgebildete Bergleute – bestimmten die Arbeitswelt in der einstmals größten Bergbaustadt Europas. Das war einmal. Bei einer Fahrt ins Blaue gibt es in Gelsenkirchen viel zu entdecken. So sind statt des Rasselns der Förderkörbe heute Theaterdonner aus dem Consoltheater oder harte Gitarrenriffs aus einem der Proberäume auf dem Gelände der Zeche Consilidation zu hören. Kunst und Bergbau gehen in der Sammlung Werner Thiel eine sehenswerte Verbindung ein. Und wie es früher einmal war, ist zu bewundern, wenn man die blank polierte und geölte alte Dampffördermaschine in Betrieb gesehen hat. Sie ist der ganze Stolz des Initiativkreises Bergwerk Consolidation.
Einst war sie die nördlichste Zeche im Revier: Nordstern. Heute wäre sie aufgrund der Nordwanderung des Kohlebergbaus ganz im Süden. Die Bundesgartenschau 1997 machte aus dem riesigen Zechenareal ein großes Freizeitparadies. Der Nordsternpark bietet mit dem Amphitheater Kunst und Kultur, lockt ins Kinderland, auf den Kletterfelsen oder in die Natur. Die Tradition hält zum Beispiel ein Bergbaustollen mit Exponaten lebendig, der nach Absprache besucht werden kann. Den Ausblick des Herkules können auch Besucherinnen und Besucher von der Terrasse des Nordsternturms genießen. Zu Füßen der Monumentalskulptur des Künstlers Werner Lüpertz hoch oben direkt neben dem Förderturm schweift der Blick weit in die Ferne des Reviers.
Ferne Welten ganz nah. Die gibt es in der ZOOM Erlebniswelt mit Tieren aus Alaska, Asien und Afrika. Hier kann man Löwe, Eisbär und Co. tief in die Augen blicken oder den munteren Seelöwen bei ihrem Treiben unter Wasser zusehen.
Wer etwas tiefer in die Geschichte der Stadt eintaucht, der findet heraus, dass im „Gelsenkirchen blau“ sehr wohl ein gehöriger Schuss königsblau steckt. Der Dokumentarfilm „Schuss ins Blau“ erinnert daran, dass es 1958 zwei Farben blau waren, die die Stadt in Aufregung versetzten. In diesem Jahr gewannen die Königsblauen des FC Schalke 04 ihre vorerst letzte Fußballmeisterschaft, und der französische Künstler Yves Klein schuf sein ultramarinblaues Schwammrelief im Musiktheater. Zufall? Nein. In Gelsenkirchen gehören Fußball und Kunst zusammen, so, wie die Farbe blau zu Gelsenkirchen gehört.