Dr. Fritz Lenig (1905-1955)
Arzt, Unternehmer, Verfolgter, Widerstandskämpfer und Vorsitzender des FC Schalke 04
Dr. Fritz Levisohn arbeitete seit 1931 als Arzt in Gelsenkirchen. Seine Praxis befand sich in der Klosterstraße 21. Gleichzeitig war er Geschäftsführer der Metallwerke Seppelfricke, an denen er auch finanziell beteiligt war. Obwohl er zum katholischen Glauben übergetreten war, galt Levisohn für die Nationalsozialisten als Jude. Ab 1933 schikanierten und verfolgten sie ihn aufgrund seiner Herkunft und seines politischen Engagements für liberale Parteien. So entzogen sie ihm seine Zulassung als Arzt. Fortan durfte er nur als „Krankenbehandler“ für die jüdische Gemeinde arbeiten. Bei den Novemberpogromen 1938 verwüsteten Nationalsozialisten seine Praxis und verhafteten ihn. Nach seiner Freilassung konnte Levisohn Anfang 1939 mit Unterstützung der Familie Seppelfricke in die Niederlande fliehen. Die Stadt Gelsenkirchen übernahm das Haus Klosterstraße 21 und nutzte es zeitweise als sogenanntes Judenhaus, in dem jüdische Familien aus Gelsenkirchen vor ihrer Deportation in den Osten zusammengepfercht wurden.
Während der Zeit der deutschen Besatzung der Niederlande leitete Levisohn eine Widerstandsgruppe. 1942 inhaftierten und misshandelten ihn die Nationalsozialisten im KZ Amersfoort, ihm gelang aber die Flucht. Für seinen mutigen Einsatz zeichnete ihn Prinz Bernhard, der Befehlshaber der niederländischen Streitkräfte, persönlich aus. Später erhielt er die niederländische Staatsbürgerschaft. Er kehrte 1945 nach Gelsenkirchen zurück und arbeitete als Arzt und in der Geschäftsleitung der Firma Seppelfricke. Vehement betrieb er Wiedergutmachungsund Rückerstattungsverfahren und erhielt sein Elternhaus zurück. Er wirkte auch am Aufbau der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ in Gelsenkirchen mit. Zwischen 1946 und 1947 führte er als Vorsitzender den FC Schalke 04 – unter dem Namen Dr. Fritz Lenig, den er mittlerweile angenommen hatte.