Leopold Sauer betrieb seit 1919 in der Schalker Straße 184 eine eigene Metzgerei mit großer Wurstküche. Er beschäftigte etwa 75 Angestellte und erarbeitete sich rasch den guten Ruf als „der billigste Metzger der Stadt“. Seine große Leidenschaft galt dem FC Schalke 04. Großzügig bewirtete er regelmäßig den Vorstand des Vereins und versorgte die Spieler mit Fleisch- und Wurstwaren. Dem späteren Meisterspieler Ernst Kuzorra finanzierte Sauer den Führerschein, stellte ihn als Fahrer an und bot ihm so ein gesichertes Auskommen. Weil er Jude war, schloss ihn sein Verein nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 aus. Dennoch soll Sauer anlässlich der ersten Meisterfeier 1934 ein blau-weiß bemaltes Schwein über die Schalker Straße zum Schalker Markt getrieben haben.
Sowohl sein Betrieb als auch seine Familie litten zunehmend unter den Schikanen des „Dritten Reiches“. So wurde sein Sohn Werner vom Schalker Gymnasium ausgeschlossen, das mittlerweile „Adolf-Hitler-Gymnasium“ hieß. 1936 musste Sauer sein Geschäft aufgeben und der Zwangsversteigerung zustimmen. Während Tochter Lieselotte nach Afrika fliehen konnte, zog das Ehepaar Sauer mit dem Sohn in ein späteres „Judenhaus“ in der Liboriusstraße. Dort lebte die mittellose Familie bis zu ihrer Deportation in das Ghetto Riga am 27. Januar 1942. Der Leidensweg der Familie führte über das KZ Kaiserwald in das KZ Stutthof, wo Auguste Sauer im Dezember 1944 umkam. Leo Sauer musste kurz darauf gemeinsam mit seinem Sohn einen Todesmarsch antreten, der die Häftlinge in weiter westlich gelegene Lager führen sollte. Vater und Sohn wurden getrennt. Anfang März 1945 ermordeten die Nationalsozialisten Leo Sauer in einem Lager in Pommern. Werner Sauer konnte fliehen. Polnische Bauern versteckten ihn bis zur Befreiung vom Nationalsozialismus. Er baute sich später in den USA ein neues Leben auf.