Emil Kochmann wurde am 10. November 1883 in Oberglogau in Oberschlesien geboren. Er stammte aus einer armen Familie und musste sein Studium der Rechtswissenschaften mit verschiedenen Arbeiten selbst finanzieren. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Soldat teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Nachdem seine oberschlesische Heimat gegen seinen Willen an Polen gefallen war, ließ sich Emil Kochmann 1922 als Rechtsanwalt und Notar in Buer nieder. Die Kanzlei florierte, seine in der Nienhofstraße ansässige fünfköpfige Familie gehörte zu den angesehenen bürgerlichen Kreisen der Stadt. Emil Kochmann war zudem eine der Stützen der jüdischen Gemeinde in Buer.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme unterschätzte Emil Kochmann die drohende Gefahr. Als dekorierter Frontkämpfer und national denkender Mann glaubte er seine Familie vor Übergriffen geschützt. An eine Flucht aus Deutschland dachte er nicht, obwohl ihm bereits 1933 das Vertretungsverbot für jüdische Rechtsanwälte die Existenzgrundlage entzog. Seine Kinder wurden als „Halbjuden“ diskriminiert. Der jüdische Anwalt wurde öffentlich gedemütigt, in der lokalen Presse beschimpft und sogar während einer Verhandlung gewaltsam an der Ausübung seines Mandates gehindert und aus dem Gerichtsgebäude gewiesen.Trotz einer zweiwöchigen Inhaftierung gab er den Kampf um seine Rechte nicht auf. Schließlich erreichte Emil Kochmann seine Zulassung als jüdischer Konsulent in Gelsenkirchen, wurde aber von der Justiz weiter massiv ausgegrenzt. Im April 1939 floh Emil Kochmann nach Belgien, seine Familie blieb in Buer zurück. Nach dem Einmarsch der Deutschen lebte er illegal in Brüssel. Im September 1942 wurde er verhaftet und nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wurde Emil Kochmann ermordet, nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde er unter dem Datum 8. Mai 1945 für tot erklärt.
Erinnerungsorte - eine Aktion von Stadt Gelsenkirchen, Institut für Stadtgeschichte und Demokratischer Initiative in Partnerschaft mit Marco Buschmann, MdB, 2012