Polizei war in Deutschland lange eine kommunale Angelegenheit. In der Weimarer Republik erfolgte eine Verstaatlichung und Aufgabenerweiterung der Polizei unter demokratischen Vorzeichen. Das erforderte umfangreiche
Neubauten. Dieses Gebäude wurde am 5. Oktober 1927 als Polizeiamt Buer eingeweiht. Zu dem Komplex, bekannt als „Polizeistadt“, zählten eine Unterkunft für die kasernierte Bereitschaftspolizei, Wohngebäude an der Breddestraße, eine Kraftwagenhalle mit Turnhalle, ein Stallgebäude für die berittene Polizei und ein Exerzierplatz. Diese Baugruppe wurde 1998 durch eine neue Wache an der Kurt-Schumacher-Straße ergänzt.
Mit dem Polizeiamt und dem gleichzeitig gebauten Finanzamt erhielt der Rathausplatz eine prägnante Form, das „Buersche Forum“. Nach der kommunalen Neugliederung Gelsenkirchens und Buers im Jahr 1928 unterstand die Polizei im neuen Stadtgebiet dem Polizeipräsidium Recklinghausen.
Zwischen 1933 und 1945 war die Gelsenkirchener Polizei ein wichtiges Instrument der nationalsozialistischen Machthaber. Auch im Polizeiamt Buer saß eine Abteilung der Geheimen Staatspolizei, die die Bevölkerung überwachte und „Gemeinschaftsfremde“ verfolgte. Beamte aus Gelsenkirchen beteiligten sich ab 1939 in den Polizeibataillonen 65 und 316 am Vernichtungskrieg und an Verbrechen gegen die Menschlichkeit in ganz Europa. Noch im Frühjahr 1945 ermordete die Gestapo im Westerholter Wald sieben Männer und vier Frauen aus Osteuropa, die zur Zwangsarbeit nach Gelsenkirchen verschleppt worden waren.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wies die britische Militärregierung die Polizeihoheit erneut den Kommunen zu. Die Polizeidirektion Gelsenkirchen mit Sitz in Buer bemühte sich um die demokratische Reorganisation der Behörde. Ab 1953 ging die Polizei in die Verantwortung des Landes Nordrhein-Westfalen über. Seitdem beherbergen die Gebäude das neugeschaffene Polizeipräsidium Gelsenkirchen.