Die Gelsenberg Benzin AG wurde 1936 als Tochtergesellschaft der Gelsenkirchener Bergwerks-AG gegründet. Pünktlich zu Kriegsbeginn lieferte das Werk ab Sommer 1939 industriell hergestelltes (Flug-)Benzin aus der Kohle der Schachtanlage Nordstern 3/4.
Im Zweiten Weltkrieg wurden beim Werk Gelsenberg zahlreiche Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingesetzt. Der kriegswichtige Standort war immer wieder Ziel alliierter Luftangriffe. Am 13. Juni 1944 wurde das Hydrierwerk schwer getroffen und die Produktion lahmgelegt. Daraufhin wurde die sofortige Beseitigung der Schäden durch Zwangsarbeiterinnen befohlen.
In der Endphase des Krieges hatte das KZ Buchenwald die Funktion, Häftlingstransporte aus dem Ausland oder aus anderen Lagern, auch aus den Vernichtungslagern, aufzunehmen und auf Außenkommandos zur Zwangsarbeit zu verteilen. So wurden etwa 2.000 ungarische Jüdinnen für einen Arbeitseinsatz in Gelsenkirchen selektiert. Sie waren nach der deutschen Besetzung Ungarns im März 1944 zunächst in Ghettos zusammengepfercht und dann ab dem 15. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert worden. Die in Gelsenkirchen eingesetzten Jüdinnen stammten überwiegend aus Transsylvanien, vor allem aus dem Ort Sighet und Umgebung.
Das Außenlager des KZ Buchenwald in Gelsenkirchen-Horst wurde am 4. Juli 1944 mit der Ankunft der ungarischen Frauen eingerichtet. Sie mussten etwa 12 Stunden täglich harte körperliche Zwangsarbeit auf dem Werksgelände verrichten. Da die Aufräumarbeiten aussichtslos waren und entsprechend wenig erfolgreich verliefen, wurde das Außenlager allmählich aufgelöst. Auf Anforderung der Krupp-Walzwerke wurden 520 Frauen dem Essener Lager Humboldtstraße zugewiesen, ebenfalls ein Außenkommando des KZ Buchenwald.
Die in Gelsenkirchen-Horst verbliebenen Frauen wurden am 11. September 1944 Opfer eines erneuten Fliegerangriffs auf das Hydrierwerk. Etwa 150 Frauen kamen um, etwa 100 wurden verletzt. Das KZ-Außenlager wurde am 14./15. September 1944 endgültig aufgelöst. Die verbliebenen Frauen wurden ins thüringische Sömmerda zu weiterer Zwangsarbeit deportiert. In Krankenhäusern in Rotthausen und Bottrop erlebten 17 bzw. 7 Frauen die Befreiung. Die übrigen verletzten Frauen wurden ihren Leidensgenossinnen hinterhergeschickt.
Das Werk Gelsenberg wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auf Mineralölverarbeitung umgestellt. 1975 ging es an den VEBA-Konzern, später gehörte es zur Ruhr Öl AG und seit 2002 zum Mineralölunternehmen BP.
Seit 1948 erinnert auf dem Friedhof Horst-Süd ein Mahnmal an den Tod der etwa 150 jüdischen Zwangsarbeiterinnen. Am 16. September 2018 wurde das Mahnmal anlässlich der jährlichen Gedenkveranstaltung mit einer Skulptur auf einem Sockel ergänzt, die von Schülern des „Bildungsganges Steinmetze und Steinbildhauer“ des Hans-Schwier-Berufskollegs Gelsenkirchen erarbeitet und gefertigt wurde. Der Entwurf resultiert aus einem Wettbewerb zwischen angehenden Steinmetzen des Kollegs und wurde zuvor von einer Jury als beste Arbeit prämiert. Das Projekt konnte dank finanzieller Unterstützung verschiedener Sponsoren realisiert werden.
Erinnerungsorte – eine Aktion von Stadt Gelsenkirchen, Institut für Stadtgeschichte und Demokratischer Initiative, 2018