In Gelsenkirchen erinnern Veranstaltungen und auch ein Straßenname an Claire Waldoff. Die Chanson-Sängerin Claire Waldoff wurde 1884 als Clara Wortmann als elftes von 16 Kindern einer Gelsenkirchener Bergarbeiter- und späteren Gastwirtsfamilie geboren. Da sie aus finanziellen Gründen ihren Berufswunsch, Ärztin zu werden, nicht verwirklichen konnte, schlug sie unter dem Künstlernamen Claire Waldoff eine Schauspiellaufbahn ein.
Nach ersten Engagements in Bad Pyrmont und Kattowitz gelangte sie 1906 nach Berlin. Dort macht sie in den Kabaretts der aufkommenden kommerzialisierten Populärkultur rasch Furore. Vor allem in den 1920er Jahren, auch mit den erreichten Arbeitszeitverkürzungen, erlebte die - modern gesprochen - Kultur- und Unterhaltungswirtschaft einen enormen Aufschwung und erreichte rasch ein Massenpublikum, zumal in den Städten. Claire Waldoff trat im Herrenanzug auf und wurde mir ihrer charakteristischen Stimme und mit eingängigen Liedern im rasch angeeigneten Berliner Dialekt bald stadtbekannt. Mit der Verbreitung der Schallplatte gewann sie weitere Popularität. Mit den eingängigen Liedern mit Inhalten aus dem Alltagsleben und volkstümlichen Texten, die renommierte Musiker und Autoren für sie schufen, wurde sie zu einem frühen Schlagerstar in der entstehenden Unterhaltungswirtschaft. Höhepunkte ihrer Karriere erlebte Claire Waldoff in den 1920er Jahren, als sie in den bekannten Kabaretts und Varietés auftrat und bei den beliebten Revuen und Operetten mitwirkte. Nun trug auch der Rundfunk zur Verbreitung ihrer Schlager bei.
Am Ende der Weimarer Republik engagiert sich Claire Waldoff auch für den Erhalt der Demokratie und gegen die "Kulturreaktion". Nach der Übergabe der Macht an die Nationalsozialisten erhielt Claire Waldoff so zunächst Berufsverbot. Obwohl Sie bald schon wieder auftreten konnte, wurde ihre weitere Arbeit trotz ihrer Popularität immer weiter behindert. Ihr Auftreten in Männerkleidung und mit kurzen Haaren ("roter Bubikopf") sowie ihre gleichgeschlechtliche Beziehung passten nicht in das nationalsozialistische Frauenbild. Ihre vom Volksmund umgedichteten Lieder zum Spott auf so prominente Nationalsozialisten wie Hermann Göring erregten zudem das Missfallen der Machthaber.
Nachdem Sie mehr und mehr aus der Öffentlichkeit verdrängt worden war, beteiligte sich Claire Waldoff nach Kriegsbeginn trotz ihrer kritischen Haltung gegenüber dem NS-Regime an den Radio-Wunschkonzerten der nationalsozialistischen Wehrmacht und trat auch im besetzten Paris auf. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus konnte Claire Waldoff nicht an ihre Karriere der 1920er Jahre anknüpfen - die Zeiten hatten sich geändert. Claire Waldoff starb relativ verarmt 1957.