Elisabeth Nettebeck wurde am 11. Oktober 1896 als älteste Tochter in eine katholische Handwerkerfamilie in Schalke hineingeboren. Ihre Eltern besaßen eine Metzgerei und führten ab 1897 auch eine Gaststätte - das „Haus Nettebeck“ an der Schalker Straße, das der Familie bis 1964 gehörte, war noch in den 1980er Jahren eine bekannte Gelsenkirchener Adresse, zuletzt als beliebter Treffpunkt der Jugend.
Die junge Elisabeth besuchte das Oberlyzeum der Essener Luisenschule, das sie 1917 als ausgebildete Lehrerin abschloss. In diesem Beruf arbeitete sie allerdings nur kurze Zeit, ihre Berufung fand sie im Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB). Dieser Verband war 1903 mit dem Ziel gegründet worden, das sozial- und bildungspolitische Engagement durch und für katholische Frauen zu fördern. Daher entfaltete diese von Frauen geführte katholische Laienorganisation nicht nur eine breite fürsorgerische Aktivität, beispielsweise in der christlichen Mädchenerziehung oder auch der Bahnhofsmission, sondern bemühte sich auch um die politische Weiterbildung der christlichen Frauen. Elisabeth Nettelbeck wurde 1923 Geschäftsführerin des KDFB in Gelsenkirchen und blieb der katholischen Frauenbewegung und dann auch der Politik des "katholischen Lagers" zeitlebens eng verbunden, 1933 kandidierte sie so auch auf einem aussichtslosen Listenplatz für die katholische Zentrumspartei, bekannte sich damit auch gegen die Nationalsozialisten.
Nach dem Untergang des „Dritten Reiches“, in dem der KDFB verboten und Elisabeth Nettebeck in die innere Emigration gezwungen war, sorgte sie nicht nur für die Wiedererstehung der Katholischen Frauenbewegung in Gelsenkirchen, sondern trat auch in die neu gegründete CDU ein, für die sie 1946 in den Rat der Stadt einzog, wo sie zunächst vor allem im Fürsorgeausschuss wirkte. In der katholisch-konservativen CDU gab es durchaus Möglichkeiten für Frauen, sich politisch einzubringen und auch einflussreiche Positionen zu erreichen. Sie mussten allerdings zwei Voraussetzungen erfüllen: Zum einen waren die meisten Frauen, die in der frühen CDU als Funktionärinnen oder Mandatsträgerinnen wurden, katholisch, unverheiratet und kinderlos - wie beispielsweise die erste Kultusministerin Nordrhein-Westfalens, Christine Teusch, oder eben auch Elisabeth Nettebeck. Das traditionelle Weltbild sah das politische Engagement einer verheirateten Frau und Mutter, die sich um Küche und Kinder zu kümmern hatte, nicht vor. Zum anderen hatten sich die Frauen auf Bildungs-, Sozial- und Kulturpolitik zu beschränken, also Themen, die die konservativen Herren der frühen CDU als „typisch weiblich“ gerne den wenigen Frauen in ihren Reihen überließen. Letztlich stellte auch Elisabeth Nettebeck zeitgenössische katholische Frauenbild nicht in Frage. So gab sie 1960 zu Protokoll: „Trotz aller Gleichberechtigung dürfen wir Frauen keine lächerlichen Forderungen stellen, wir müssen maßhalten auch in der freien Persönlichkeitsentfaltung.“ Trotz aller (Selbst-)Begrenzung sollte Elisabeth Nettebeck ihren politischen Gestaltungswillen unter Beweis stellen. Dabei beschränkte sie sich nicht nur auf Gelsenkirchen: Bei der ersten Bundestagswahl im August 1949 bewarb sich Elisabeth Nettebeck, die der Öffentlichkeit trotz ihrer 52 Jahre in den Zeitungen als „Fräulein“ vorgestellt wurde, um einen Sitz in Bonn. War sie dabei noch knapp gescheitert, konnte sie im Folgejahr in den Düsseldorfer Landtag einziehen, dessen Mitglied sie bis 1966 blieb - bei der Wahl am 18. Juni 1950 konnte sie sogar mit nur 176 Stimmen Vorsprung ein Direktmandat im Gelsenkirchener Westen erringen. Im Landtag erwarb sie sich durch ihren Einsatz für eine Staatliche Ingenieurschule in ihrer Heimatstadt, aus der später die Fachhochschule hervorgehen sollte, bleibende Verdienste um den Bildungs- und Wissenschaftsstandort Gelsenkirchen.
Ihr Meisterstück lieferte sie aber auf der kommunalen Bühne ab, wo sie viele Wahlperioden lang als Stadtverordnete wirkte. Als Vorsitzendes des Kulturausschusses war Elisabeth Nettebeck seit 1948 mit der Situation des Theaters in Gelsenkirchen befasst, mit der es Anfang der 1950er Jahre nicht zum Besten stand, verfügte es doch noch Jahrzehnte nach seiner Gründung über keine eigene Spielstätte. Elisabeth Nettebeck setzte sich entschieden für einen Neubau des Theaters ein - sie verstand dies nicht nur als „christliche Kulturaufgabe“, sondern auch als Notwendigkeit, um der Großstadt Gelsenkirchen einen ihrer wirtschaftlichen Bedeutung angemessenen künstlerisch-kulturellen Rang zu verschaffen. Mit einigem Mut zur Moderne half sie maßgeblich dabei mit, den künstlerisch ambitionierten Entwurf von Entwurf von Deilmann/Rave/von Hausen/Ruhnau durchzusetzen. Architekt Werner Ruhnau, der das Theater seit 1956 realisierte, nannte den Einsatz Elisabeth Nettebecks für das neue Theater den „Kampf ihres Lebens“. Sie stand dem Architekten und den Künstlern, die den Bau ausgestalteten, so Ruhnau, „mit unerschütterlichem Vertrauen und großem Verständnis für das künstlerische Gesamtkonzept zur Seite“. Regelmäßig machte sie sich auf der Baustelle selbst ein Bild vom Fortgang der Arbeiten. Dabei wurde die schwer gehbehinderte Elisabeth Nettebeck von zwei Mitarbeitern Ruhnaus auf einer selbstkonstruierten „Sänfte“ aus einem Stuhl und Eisenrohren getragen. Als es im Rat der Stadt Anfang 1957 zunehmende Bedenken wegen der explodierenden Kosten des Neubaus gab, betonte Elisabeth Nettebeck, „das Werk müsse ohne Dramatisierung irgendwelcher Schwierigkeiten nunmehr zügig vollendet werden.“ Letztlich stellte der Rat einstimmig die notwendigen zusätzlichen Gelder zur Verfügung und wurde für diese Entscheidung mit einem herausragenden Werk der architektonischen Moderne belohnt. Ende 1964 erhielt sie den päpstlichen Orden „Pro ecclesia et pontifice“, mit dem ihr lebenslanger Einsatz für die katholische Kirche gewürdigt wurde. Elisabeth Nettebeck starb am 12. Oktober 1969, ihrem 73. Geburtstag, in ihrer Wohnung in der Schalker Straße.