Vom 14. Juli 1889, dem 100. Jahrestag des Sturms auf die Bastille, der den Beginn der großen Französischen Revolution markierte, bis zum 20. Juli 1889 tagte in Paris ein internationaler Arbeiterkongress. 82 von etwa 400 Delegierten waren deutsche Sozialdemokraten. Neben der Stärkung der Arbeiterparteien für die Eroberung der politischen Macht und der Forderung nach Frieden als unerlässliche Bedingung der Ziele der Arbeiterbewegung beschloss der Kongress ein umfangreiches Programm zum Arbeitsschutz, das in der Forderung nach dem Achtstundentag als Normalarbeitstag gipfelte. Um der Forderungen nach einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen beschloss der Kongress die Durchführung einer internationalen Manifestation der Arbeiterorganisationen zu einem bestimmten Zeitpunkt. Da der amerikanische Arbeiterbund bereits im Dezember 1888 eine entsprechende Kundgebung für den 1. Mai 1890 beschlossen hatte, wurde der 1. Mai als Tag der internationalen Kundgebungen ausgewählt. Bis zur Gegenwart ist der 1. Mai der Tag, an dem weltweit arbeitende Menschen für ihre Rechte und Interessen demonstrieren. Unter den 82 Delegierten aus der deutschen Sozialdemokratie befand sich auch ein gewisser Ferdinand Dieckmann (im Protokoll Dickmann geschrieben), der als "Delegirter von Bergleuten Westfalens" auf dem Kongress auftrat. Dieser konnte auf lebhafte Ereignisse der vergangenen Monate zurückblicken. Ferdinand Dieckmann, beim Kongress 39 Jahre alt, war wahrscheinlich Ende der 1880er Jahre als Bergmann in der Gemeinde Ückendorf bei Gelsenkirchen zur Sozialdemokratie gestoßen. Die Sozialdemokratie war damals noch schwach in der Arbeiterregion Ruhrgebiet, weil insbesondere die Bergleute stark religiös geprägt und aus alter Tradition der Obrigkeit treu ergeben waren. Auch wurde das "Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie", das sogenannte Sozialistengesetz (1878-1890), in der preußischen Provinz Westfalen besonders scharf gehandhabt. Erstmals war Dieckmann 1889 öffentlich für die Sozialdemokratie im Bochum-Gelsenkirchener Arbeiter-Wahlverein hervorgetreten, was ihm bei den Behörden den Ruf eines bekannten sozialdemokratischen Agitators eintrug, der scharf überwacht wurde.
Wie in fast allen Wirtschaftszweigen waren sich auch die Ruhrbergarbeiter gegen Ende der 1880er Jahre ihrer entrechteten Lage bewusst geworden, was zu ersten Schritten zur Gründung einer gewerkschaftlichen Organisation unter wesentlichem Einfluss von Sozialdemokraten, darunter Dieckmann, geführt hatte. Als die Löhne gleichzeitig im Konjunkturaufschwung in ein immer deutlicheres Missverhältnis zu rasant steigenden Gewinnen der Zechenherren gerieten, wurde im Frühjahr 1889 unter den Bergarbeitern der Ruf nach Lohnerhöhungen und der Wiederherstellung der seit dem Mittelalter im Bergbau traditionellen Achtstundenschicht immer lauter, und schließlich begann Ende April 1889 getragen von der spontanen Wut einzelner Belegschaften ein Bergarbeiterstreik, der als der "große Bergarbeiterstreik" in die Geschichte einging. Mangels einer gewerkschaftlichen Organisation wählten die streikenden Zechenbelegschaften aus ihrer Mitte Delegierte zur Koordination des Streiks und zur Durchsetzung ihrer Forderungen. Der Ückendorfer Bergmann Ferdinand Dieckmann wurde in die Streikleitung für das ganze Ruhrgebiet, das sogenannte Zentral-Streikkomitee, berufen. Der Bergarbeiterstreik erreichte gegen Mitte Mai seinen Höhepunkt als fast 100.000 Kumpel (damals über 80 % aller Ruhrbergarbeiter) streikten. Trotz eines Kompromisses mit der Zechenbesitzern, zu dem sich diese gezwungen sahen, als der Kaiser eine Deputation der Streikenden empfing, endete der Streik mit einer Niederlage für die Arbeiter, weil die Zechenherren sich nicht an ihre Versprechungen hielten und die Bergarbeiter sich nach ihrem verzweifelten Kampf aus materieller Not zur Wiederaufnahme der Arbeit gezwungen sahen. Durch den Streik war aber das gewerkschaftliche Bewusstsein der Ruhrkumpel gestärkt worden. Noch im Sommer des Streikjahres wurde der "Verband zur Wahrung und Förderung bergmännischer Interessen für Rheinland und Westfalen" aus der Taufe gehoben. Wesentlichen Anteil an dieser ersten dauerhaften Gewerkschaftsorganisation, auch "Alter Verband" genannt, hatte wiederum der Ückendorfer Sozialdemokrat Ferdinand Dieckmann, der Mitverfasser der Statuten des Verbandes war. Wegen seiner führenden Rolle im großen Bergarbeiterstreik wurde Dieckmann wie viele andere Delegierte der Belegschaften die Arbeit im Ruhrgebiet fortan verweigert.
Dieckmann schlug sich nach dem Streik nach einer Spende der Sozialdemokratie, die ihr Vorsitzender August Bebel an Dieckmann weitergeleitet hatte, als Spezereienhändler durch, bis er 1892 Arbeit in der Redaktion der "Bergarbeiter-Zeitung" des Alten Verbandes erhielt. Nach 1892 verlieren sich (noch) die Spuren des tapferen Bergarbeiterführers Ferdinand Dieckmann im Dunkel der Geschichte - gestorben ist er wahrscheinlich erst 1924. Auf dem Pariser Sozialistenkongress war Ferdinand Dieckmann einer der Delegierten, die von den harten Kämpfen der Arbeiter in der Heimat berichten durften. Natürlich berichtete er vom großen Streik. Er bezog scharf Stellung gegen die Entsendung der Delegation zum Kaiser, die er den katholischen Arbeitern und der Zentrumspartei in die Schuhe schob. Aus der Erfahrung des Streiks kam er in seinen Ausführungen zu einem optimistischen Ergebnis: "Die Bergarbeiter Westphalens und der Rheinprovinz organisiren sich immer straffer, um den Kampf gegen Priesterschaft und Kapital zu führen. Sie haben sich endlich dem zielbewußten, für seine Emanzipation kämpfenden Proletariat angeschlossen, und sie werden keinen Augenblick ermatten in der Durchführung der schweren Aufgabe, die sie sich gestellt haben." Natürlich folgte der Rede des Bergarbeiterführers "lebhafter Beifall", wie das Protokoll der Pariser Sozialistenkonferenz vermerkt. Im Beitrag Dieckmann spiegelte sich also auch die Konflikte in der Ruhrbergarbeiterschaft wider, bis zur Einheitsgewerkschaft über weltanschauliche Unterschiede hinweg sollte es noch Jahrzehnte dauern. Nach dem Kongress nach Ückendorf bei Gelsenkirchen zurückgekehrt wurde Dieckmann sofort verhaftet und bei ihm eine Hausdurchsuchung vorgenommen. Dabei fanden sich zahlreiche Schriften und Druckerzeugnisse sozialdemokratischen Inhalts und Dieckmanns Mandat zum Pariser Kongress. Bedauernd mussten die westfälischen Behörden aber schließlich in einem Bericht an den Reichsinnenminister feststellen, dass die gefundenen Materialien wohl nicht ausreichten, um Dieckmann länger ins Gefängnis zu stecken. Dieckmann überstand so sein Engagement als einer der Gründerväter des aus dem Kongress hervorgegangenen Zusammenschlusses sozialdemokratischer und sozialistischer Parteien und Mitbegründer des 1. Mai als internationalen Kampftag der Arbeiter relativ ungeschoren.