In der Dokumentationsstätte "Gelsenkirchen im Nationalsozialismus" ist der Lebensweg eines Gelsenkirchener Künstlers dargestellt, der den Weg des Humphrey Bogart-Filmes "Casablanca" kreuzte: Franz Wilhelm Meyer wurde als Sohn eines Buchbinders am 2. Mai 1906 in Gelsenkirchen geboren. Der Vater gehörte einer Berufsgruppe an, die sich recht früh gewerkschaftlich organisierte und der Sozialdemokratie zuwandte. Familiär war der Weg Franz Meyers in die Arbeiterbewegung somit recht naheliegend. Zunächst absolvierte Meyer aber eine Lehre als technischer Zeichner in einem Ingenieurbüro, wobei wohl sein künstlerisches Interesse geweckt wurde. Nach Wanderjahren 1924/25 durch Deutschland, Österreich und den Balkan begann er an der Essener Folkwangschule ein Studium als Zeichner und Kunstmaler, wobei Meyer zunächst Aquarellmalerei betrieb. Gegen Ende der 1920er Jahre schloss Meyer sich dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und auch der der Kommunistischen Partei an. Seine künstlerischen Fähigkeiten setzte Meyer nun auch politisch ein und fertigte Karikaturen für die kommunistische Tageszeitung „Ruhr-Echo“ und kleinere kommunistische Schriften an. Anfang der 1930er Jahre trennte sich Franz Meyer mit einer kleinen Gruppe von Gelsenkirchenern von der KPD, der man Stalinismus und eine verfehlte Strategie gegen den Nationalsozialismus vorwarf. Diese Gruppe von etwa 25 überwiegend intellektuell geprägten Gelsenkirchenern nannte sich fortan „Linksopposition“ und näherte sich politischen Positionen Leo Trotzkis an. Bereits 1932 stellte sich die Gruppe auf die erwartete Illegalität unter der drohenden Herrschaft der Nationalsozialisten ein.
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten rettete Meyer mit einigen Genossen die Gelsenkirchener Gewerkschaftsbibliothek, die von seinem Vater verwaltet wurde, vor dem Zugriff der Nationalsozialisten. Nach verschiedenen Haussuchungen war Franz Meyer in Gelsenkirchen nicht mehr sicher und floh mit Hilfe seit 1933 bestehender Kontakte in die Niederlande. Bald wurde der politische Flüchtling aber nach Belgien ausgewiesen. In den Niederlanden und in Belgien zeichnete Meyer hunderte von Karikaturen unter dem Decknamen „Holz“ oder abgekürzt „H.“ für verschiedene Zeitungen der Arbeiterbewegung, überwiegend kleinerer Gruppen von Trotzkisten oder Linkssozialisten. In der deutschen Gruppe von Trotzkisten wurde Meyer eine der führenden Persönlichkeiten. Unter dem Namen „Internationale Kommunisten Deutschlands“ schlossen sich die deutschen Trotzkisten der Vierten (trotzkistischen) Internationale an. Als Deutschland die Niederlande und Belgien besetzte floh Franz Meyer nach Frankreich, wo sich auch das Zentrum der trotzkistischen Emigration befand. Obwohl das Deutsche Reich Franz Meyer 1940 ausgebürgert hatte, wurde dieser dort als Deutscher und damit „feindlicher Ausländer“ interniert und in verschiedenen Lagern festgehalten, ständig bedroht von der Gefahr, an die Deutschen ausgeliefert zu werden. Er kam schließlich in ein Internierungslager in der Nähe von Aix-en-Provence - zusammen mit berühmten Künstlern und Intellektuellen wie Max Ernst, Walter Benjamin, Lion Feuchtwanger.
Offenbar mit Hilfe eines amerikanischen Komitees in Marseille, das von der Frau des amerikanischen Präsidenten Roosevelt unterstützt wurde, erhielt Meyer ein Visum für die USA und damit die Möglichkeit zur Flucht und gelangte von Marseille zunächst nach Marokko. Über Casablanca kam er von dort nach New York. Ob Franz Meyer Ricks Café besuchte ist nicht überliefert. In New York sammelte sich ein großer Teil der geflohenen deutschen Trotzkisten, die sich aber ab Anfang der 1940er Jahre von der trotzkistischen Bewegung trennten. Meyer starb 1957 bei einem Autounfall auf der George-Washington-Brücke in New York.