Ohne Friedrich Grillo gäbe es Schalke in der heutigen Form nicht - in nur einem Jahrzehnt zwischen 1863 und 1873 verwandelte er mit seinen Unternehmensgründungen ein unbedeutendes Bauerndorf in ein boomendes Zentrum der Montanindustrie. Friedrich Grillo wurde am 20. Dezember 1825 als Sohn eines wohlhabenden Essener Eisenwarenhändlers geboren. Nachdem er eine kaufmännische Lehre absolviert hatte, übernahm Grillo im Alter von 23 Jahren das väterliche Geschäft. Im Jahr 1850 machte er mit seiner Frau Wilhelmine eine ganz ausgezeichnete Partie, da sie nicht nur aus einer angesehenen Familie stammte, sondern auch einen Vater hatte, der über wertvolle Erfahrungen im Bergbau und über beste Kontakte in die Essener Unternehmerschaft verfügte. Auf Vermittlung seines Schwiegervaters begann Grillo ab 1854 in die aufkommende Montanindustrie zu investieren, zunächst mit Gründungen von Eisenwerken und Zechen in Essen. Grillos großes Talent war es, gewinnträchtige Geschäftsmodelle frühzeitig zu erkennen und Kapital für deren Verwirklichung zu sammeln.
Um 1855 muss Grillo erstmalig nach Schalke gekommen sein, ein 300-Seelen-Dorf an der Emscher, aus dem sein Geschäftspartner Heinrich Mönting stammte. Grillo wusste um die reichen und hochwertigen Kohlevorkommen, die sich dort, geschützt von einer dicken, wasserführenden Gesteinschicht, rund 150 Meter unter der Erde befanden. Um die Kohle zu fördern, bedurfte es eines großen technischen Aufwandes und dementsprechend eines enormen Kapitaleinsatzes. Damit sich dieser lohnte, mussten zudem viele kleinere Grubenfelder in einer Hand zusammengeschlossen, in der damaligen Sprache konsolidiert werden. Grillo nahm sich dieses Projektes an und gründete 1863 in der Gegend des heutigen Schalker Marktes die Zeche Consolidation, deren Vorstandsvorsitzender er bis zu seinem Tod blieb - „Consol“, später eines der ertragreichsten Bergwerke des Ruhrgebiets, sollte eines seiner erfolgreichsten Unternehmen werden. Es lag aber nicht in Grillos rastloser Natur, sich auf die Entwicklung nur einer Unternehmung zu konzentrieren: Vor seinem inneren Auge entstand die Vision eines ganzen Industrieverbunds, den er im folgenden Jahrzehnt auf der Grundlage der reichen Kohlevorkommen in Schalke realisierte. In rascher Folge gründete er das Eisenwalzwerk Grillo-Funke (1866), die Zeche Graf Bismarck (1868), die Draht- und Hanfseilerei W. H. Grillo (1869), das Drahtwalzwerk Boecker (1870), die Aktiengesellschaft für Chemische Industrie (1872), die Schalker Gruben- und Hüttenverein AG (1872), die Schalker Eisenhütte (1872), den Schalker Verein für Kesselfabrikation Orange (1873) und die Glas- und Spiegelmanufactur Schalke (1873). Die neuen Unternehmen der Eisen-, Chemie- und Glasindustrie nahmen nicht nur die Kohle von Consolidation und Graf Bismarck ab, sie belieferten ihrerseits auch die Bergbauunternehmen. Die beispiellose Expansion der Schalker Industrie führte zu einem stetigen Anstieg des Arbeitskräftebedarfs, der nur über zigtausendfache Zuwanderung zu decken war - bis zu Grillos Tod im Jahr 1888 wuchs die Bevölkerung in Schalke auf fast 13.000 Menschen an und hatte sich somit in drei Jahrzehnten 44facht! Wohnraum und Infrastruktur für diese Menschen musste quasi aus dem Boden gestampft werden. Auch auf diesem Sektor tat sich Grillo hervor: Im Jahr 1873 gründete er nicht nur das Schalker Gas- und Wasserwerk, sondern auch die Gesellschaft für Rheinisch-Westfälische Industrie, deren Aufgabe es war, aus dem Gebiet südlich des heutigen Schalker Marktes einen geschlossenen Siedlungskomplex zu machen. Die einheitliche Struktur, die Grillo dem Ort gab, ist Schalke auch heute noch anzumerken. Grillo war ein kühl kalkulierender Kaufmann: Daher mag es auf den ersten Blick überraschen, dass er sich in Schalke auch bedeutende soziale und kulturelle Verdienste erwarb. So stiftete er nicht nur eine Realschule, sondern auch je eine evangelische und eine katholische Kirchengemeinde. Auf den zweiten Blick wird aber deutlich, dass diese Einrichtungen auch Grillos wirtschaftlichen Interessen dienten, ging doch von religiös integrierten Arbeitern ein deutlich niedrigeres Unruhepotential aus als von ungebundenen Zuwanderern, die sich möglicherweise dem Sozialismus zuwenden könnten.
Grillo beschränkte sich keineswegs nur auf Schalke. Insgesamt war er zwischen 1854 und 1887 an der Gründung von über 50 Unternehmen beteiligt, die meisten von ihnen durchschlagende Erfolge: So entwickelte sich die von Grillo initiierte Gelsenkirchener Bergwerks AG zum größten Montankonzern Europas. Sein Ruf, eine glückliche Hand zu haben, führte dazu, dass mögliche Investoren Schlange standen, um ihm ihr Kapital zur Verfügung zu stellen. Sein Ideenreichtum und sein klarer Blick für ökonomische Chancen ist auch in der Rückschau faszinierend. Wie ein Zeitgenosse festhielt, blieb Grillo dabei stets Kaufmann und Investor: „Transaktionen besaßen einen außerordentlichen Reiz für ihn, und es bereitete ihm stets ein besonderes Vergnügen, die Welt durch sie zu überraschen.“ Er investierte Geld, kein Herzblut, und zögerte nicht, die Anteile an seinen Gründungen zu veräußern, wenn sich ihm neue, gewinnträchtige Investitionsmöglichkeiten boten. Die langfristige Entwicklung eines Unternehmens, wie sie für seinen Essener Konkurrenten Krupp kennzeichnend war, interessierte Grillo kaum.
Am Ende seines Lebens scheint Grillo sein Erfolg zu Kopf gestiegen sein: Im November 1887 kündigte er an, der Stadt Essen für die damals gewaltige Summe von 500.000 Mark ein Theater zu schenken - daraus entstand das heutige Grillo-Theater. Die Fertigstellung erlebte er aber nicht mehr, denn wenige Wochen später wurde er, dem Zeitgenossen wahlweise „Größenwahn“ oder „geistige Umnachtung“ attestierten, in die Nervenheilanstalt Grafenberg bei Düsseldorf eingewiesen. Sein Biograph Tony Kellen hielt 1913 fest: „Das letzte Projekt, mit dem Grillo sich befaßte, war die Finanzierung des Irrenhauses, in dem er dahinsiechte.“ Friedrich Grillo starb am 16. April 1888.
Bereits kurz nach seinem Tod kam in Schalke der Gedanke auf, Friedrich Grillo ein Denkmal zu setzen. Nachdem zunächst das Geld fehlte, wurde die Idee ab 1894 konkretisiert. Schließlich konnte 1898 auf dem Schalker Markt - mit Blick auf die von Grillo gegründeten Industriewerke - nach Entwürfen des Bonner Bildhauers Albert Küppers eine überlebensgroße Grillo-Büste über einem Bronzebrunnen enthüllt werden. Zwei flankierende Plastiken, ein Bergmann und ein Eisenhüttenschmied, symbolisierten Kohle und Eisen, die wichtigsten Säulen sowohl von Grillos unternehmerischem Erfolg als auch der Schalker Industrie. Das monumentale Denkmal hatte eine durchaus bewegte Geschichte: Ende April 1940 wurden Wasserfangschüssel, Bergmann und Schmied als Teil der „Metallspende des deutschen Volkes zum Geburtstag des Führers“ eingeschmolzen. Der Rest des Denkmals blieb zunächst stehen - bei den schweren Luftangriffen auf Gelsenkirchen wurde bald allerdings der Sockel zerstört und die Büste schwer beschädigt. Arg zerbeult wurde sie ab 1949 in der Empfangshalle des Walzwerks Grillo-Funke aufgestellt. Zum Großteil durch Spenden der von Grillo gegründeten Unternehmen finanziert wurde fünf Jahre später an der Grillostraße ein neues Denkmal errichtet, um den „Begründer der Schalker Industrie“ - so die Inschrift - zu ehren. Nach dem Vorbild des ersten Denkmals schuf der Stuttgarter Bildhauer Hans Retzbach eine neue Büste, die auf einem schlichten Steinsockel ruhte. Im Jahr 1965 wurde das Denkmal vor die neue Sparkassenfiliale verlegt, wo es an der Ecke Grillostraße/Kurt-Schumacher-Straße noch heute zu finden ist.