Helene Badziong wurde am 18. Juli 1917 in eine Gelsenkirchener Familie hineingeboren, die fest im sozialistischen Arbeitermilieu verwurzelt war. Helene war die zweitjüngste von insgesamt elf Kindern. Die Familie war eng mit dem Bergbau verbunden. Ihr Vater, Wilhelm Badziong, arbeitete als Schlepper. Er war auch Mitbegründer der SPD in Erle. Ihr ältester Bruder Gustav trat 1923 der KPD bei. Er war ebenfalls Bergarbeiter, zudem Betriebsrat auf der Zeche Graf Bismarck und Stadtverordneter von Gelsenkirchen. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Gustav Badziong mehrfach verhaftet und ins Konzentrationslager gebracht, darunter war auch das berüchtigte Moorlager Esterwegen.
Helene Badziong besuchte eine nicht-konfessionelle Schule und war ebenfalls früh politisch interessiert. Sie engagierte sich bei den Naturfreunden und der sozialistischen Jugend, wurde dort Gruppenleiterin. Im Jahr 1932, im Alter von 15 Jahren, begann sie eine Lehre als Textilwerkerin und trat in die Gewerkschaft ein. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurden alle Vereinigungen sofort verboten, auch die Textilgewerkschaft. Die junge Arbeiterin beteiligte sich nun illegal am Kampf gegen das NS-Regime. In Gronau, wo sie seit 1935 in einer Baumwollspinnerei arbeitete, half sie verfolgten Menschen bei der Flucht in die Niederlande. Sie beteiligte sich auch beim Schmuggel von oppositionellen Schriften aus den Niederlanden für kommunistische Widerstandsgruppen im Ruhrgebiet und vermittelte Kontakte zu anderen Widerständlern.
Im September 1936 wurde Helene Badziong mit ihren Genossen verraten. Sie wurde von der Gestapo verhaftet und beim Verhör im Polizeigefängnis in der Gelsenkirchener Ahstraße schwer misshandelt. Später überstellte man sie ins Gerichtsgefängnis in der Munkelstraße und dann nach Essen ins Gefängnis. Der Prozess fand vor dem Oberlandesgericht Hamm statt. Mit ihr wurden 26 Personen angeklagt und verurteilt. Darunter befand sich auch ihr Schwager Wilhelm Michels. Sie selbst erhielt wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ eine Haftstrafe von zwei Jahren. Im Dezember 1938 kam sie auf Bewährung frei. Sie musste sich nun regelmäßig bei der Gestapo melden.
Nach der Entlassung aus dem Gefängnis schlug sich Helene Badziong mit Gelegenheitsjobs durch, bis sie eine Anstellung als Arbeiterin in der Gutehoffnungshütte in Gelsenkirchen fand. Sie machte später eine Ausbildung auf einer Wohlfahrtsschule in Dortmund. Auch wenn sie diese aufgrund ihrer Vorstrafe nicht abschließen durfte, hatte sie doch die Möglichkeit, als Werksfürsorgerin in der Hütte in Oberhausen zu arbeiten. Badziongs politisches Denken und der Wunsch etwas zu tun, hatte die Hafterfahrung nicht gebrochen. Im März 1945 war sie Teil einer illegalen Gruppe von Bergarbeitern, die antifaschistisch aktiv waren. Unter ihnen war auch ihr Bruder Gustav. Helene Badziongs Aufgabe bestand in der politischen Schulung von Fabrikarbeiterinnen. Bereits Ende April trafen sich Delegierte unterschiedlicher Industriezweige, um die Gewerkschaften wiederaufzubauen.
Mit dem Kriegsende, im Mai 1945, kehrte Helene Badziong ganz nach Gelsenkirchen zurück. Sie betätigte sich in der neu formierten Bergbau-Gewerkschaft in Buer. Besonders die Betreuung und Förderung der weiblichen Mitglieder der IG Bergbau und Energie lagen ihr am Herzen. Die zahlreichen Veranstaltungen absolvierte sie mit ihrem Motorrad, mit dem sie sich häufig knapp am Tempolimit bewegte, wie sie einmal berichtete. Helene Badziong gehörte zu den Mitbegründerinnen des gewerkschaftlichen Frauenhauptausschusses der Bundesrepublik, dem sie über 30 Jahre angehörte. Als Delegierte des Bereichs Ruhr-Nordwest nahm sie an zahlreichen Frauenkonferenzen und -ausschüssen teil, sprach über Emanzipation und die Rechte der Frau.
Viele Jahre brachte sie sich auch als Schöffin, Geschworene und ehrenamtliche Arbeitsrichterin ein. Helene Badziong war weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Sie arbeitete in der IG Bergbau und Energie bis zu ihrer Pensionierung im August 1977; zur Ruhe setzte sie sich aber nicht. Am 11.August 1980 erhielt sie für ihr langjähriges engagiertes Wirken das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
Helene Badziong lebte mit ihrer Partnerin Marlies bis zu ihrem Tode zusammen, immer auch umgeben von Familie und Freundinnen. Sie starb am 26. Juli 1998, kurz nach ihrem 81. Geburtstag.
Seit Oktober 2022 erinnert die Stadt Gelsenkirchen mit einer Straße auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Bergmannsglück an die Widerstandskämpferin und Gewerkschafterin Helene Badziong. Nicht nur ihr Name ist eng mit dem Bergbau und dem Freiheitskampf der Menschen verknüpft, auch ihr lebenslanges Engagement für Gewerkschaftsrechte auch für Frauen wird auf diese Weise geehrt.