Jüdische Widerständler traten vor allem in den Reihen der SPD und KPD sowie bei den linken politischen Kleinorganisationen zwischen und neben den beiden großen Blöcken der Arbeiterbewegung dem Nationalsozialismus entgegen. Diese jüdischen Widerstandskämpfer hatten sich allerdings oft vom Judentum zugunsten ihrer politischen Ideologie getrennt. In der jüdischen Bevölkerung stellten solche Anhänger der politischen Linken eine kleine Minderheit dar, da das assimilierte Judentum in Deutschland mit der überwiegend (klein)bürgerlichen Schichtzugehörigkeit eher dem unpolitischen oder nationalen und bestenfalls liberalen Mainstream folgte. Die so genannten Ostjuden waren eher unpolitisch und vorwiegend religiös orientiert.
Das Beispiel von jüdischen Schülern aus Gelsenkirchen, die sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus engagierten, zeigt, dass ihr Judentum für ihre Widerstandstätigkeit kaum Bedeutung hatte. Die politischen Analysen ihrer Organisation führten sie in den Widerstand und einige wurden frühzeitig dazu gebracht, Deutschland zu verlassen und sich zu retten.
In der Endphase der Weimarer Republik bildete sich in Gelsenkirchen eine Gruppe der "Links-Opposition", die sich zunächst als Opposition in der KPD und dann als Opposition außerhalb der KPD gegen deren stalinistischen Kurs und Sozialfaschismus-Vorstellungen wandte. Sie forderte ein gemeinsames Vorgehen der Arbeiterorganisationen gegen den Nationalsozialismus und schließlich bildete sie eine Keimzelle für einen trotzkistischen Zweig der Arbeiterbewegung. Einen Teil der Mitglieder dieser in Gelsenkirchen durch Künstler und Intellektuelle geprägten Gruppierung bildeten jüdische Gymnasiasten, die 1933/34 am Real-Gymnasium Abitur machten und einem Jüdischen Schülerbund angehörten.
In der kleinen Gruppe der "Links-Opposition" wurden frühzeitig die Gefahren des Nationalsozialismus erkannt und schon 1932 Vorbereitungen für Flucht und Untergrund getroffen. Im Verhältnis zu ihrer geringen Größe wurde die Gruppe im Widerstand ausgesprochen aktiv. Bis zur Zerschlagung 1935/36 hielt sie umfangreiche Verbindungen in Deutschland und zu den benachbarten Staaten aufrecht, organisierte illegale Zeitungen und informierte über die Verbrechen des Nationalsozialismus.
Rudolf Frenkel wurde 1914 in Gelsenkirchen geboren, verzog aber in der Wirtschaftskrise nach Frankfurt, wo er Arbeit gefunden hatte. Als er erneut erwerbslos wurde, kehrte er zu seinen Eltern ins Ruhrgebiet zurück. Über alte Freundschaften zu Mitgliedern des Jüdischen Schülerbundes kam er zur "Links-Opposition" und beteiligte sich an der Verbreitung der Schriften dieser Gruppierung und den Diskussionen. Als die Gruppe von der Gestapo zerschlagen wurde, wurde er am 22. Januar 1936 festgenommen. Rudolf Frenkel wurde am 6. März 1936 vor dem Oberlandesgericht (OLG) Hamm wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt, ohne dass seine jüdische Herkunft eine Rolle spielte. Vier Monate später wurde er zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in der Strafanstalt Herford bis zum 24. Januar 1938 verbüßen musste. Wohl eher wegen der Zuchthausstrafe und der von den Verfolgungsbehörden undifferenziert als kommunistisch angesehenen Widerstandsarbeit wurde er nach der Strafverbüßung in Schutzhaft genommen. Rudolf Frenkel wurde ins KZ Buchenwald überführt. Ein Visum zur Auswanderung nach Palästina rette ihn. Die Schutzhaft wurde aufgehoben, da das nationalsozialistische Deutschland nun diesen Juden "loswerden" konnte. Im Februar 1937 gelangte Rudolf Frenkel über Triest nach Haifa. Das Deutsche Reich bürgerte ihn aus, seine Eltern wurden ermordet.
Werner Goldschmidt, 1909 in Bad Orb geboren, kam mit seinen Eltern kurz vor dem Ersten Weltkrieg nach Gelsenkirchen. Als Jugendlicher trennte er sich vom Judentum. Er kam nicht über den Schülerbund, sondern über längeres politisches Engagement zu der trotzkistischen Widerstandsgruppe. Schon zu Beginn der 1930er-Jahre engagierte er sich beim "Touristenverein - Die Naturfreunde", einer Freizeitorganisation der Arbeiterkulturbewegung, die sich nicht in die Spaltung der Arbeiterbewegung hatte hineinziehen lassen. In Gelsenkirchen war die Freizeitorganisation vor allem auch ein Sammelbecken derjenigen Anhänger der Arbeiterbewegung, die beiden großen Parteien kritisch gegenüber standen. Hier fand Werner Goldschmidt den Weg zu der Gruppe der "Links-Opposition". Bei seinen Widerstandsaktivitäten besorgte er immer wieder selbst das Material für die Gelsenkirchener Gruppe. So reiste er zu Besprechungen ins Ausland und besuchte emigrierte Gruppen-Mitglieder. Als die Widerstandsgruppe aufgedeckt wurde, wurde auch Werner Goldschmidt am 3. Dezember 1935 festgenommen. Vor dem Oberlandesgericht Hamm wurde er am 24. Juli 1936 zu der hohen Strafe von sechs Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er Verbindungen zum Ausland aufrechterhalten hatte. Vor dem Gericht wurde zumindest die jüdische Herkunft erwähnt, inwieweit sich das strafverschärfend auswirkte, ist nicht abzuschätzen. Kurz vor Verbüßung der Strafe wurde Werner Goldschmidt am 19. Dezember 1941 aus dem Zuchthaus in das Gelsenkirchener Polizeigefängnis überstellt. Von dort sollte er mit seinen Eltern, die Gelsenkirchen trotz der Aufforderungen ihres Sohnes nicht ohne ihn hatten verlassen wollen, nach Osten "abgeschoben" werden. Werner Goldschmidt überlebte die Deportation in das Ghetto Riga und einen Leidensweg durch verschiedene Lager, während seine Eltern umkamen. Mit Hilfe seiner Schwester wanderte Werner Goldschmidt 1947 in die USA aus.
Die Brüder Helmut und Leon Levie, geboren 1913 und 1911 in Gelsenkirchen, flohen bald nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten in die Niederlande, wo sie studierten bzw. arbeiteten. In den Niederlanden engagierten sich die Brüder im Umfeld der linksoppositionellen Gruppierungen der Arbeiterbewegung und unterstützten die trotzkistischen Gruppen im Ruhrgebiet und belieferten sie mit illegalem Material. Auch waren sie Anlaufstellen für Flüchtlinge und Besucher aus Deutschland. Diese Aktivitäten blieben den Verfolgungsbehörden nicht verborgen, und als die trotzkistischen Gruppen zerschlagen wurden, standen auch die Brüder auf der Fahndungsliste. Während nach der Besetzung der Niederlande durch das nationalsozialistische Deutschland viele Juden und auch Widerstandskämpfer aufgespürt wurden, gelang es den Brüdern Levie, im Untergrund zu überleben. Die Eltern folgten den Söhnen in die Niederlande und überlebten ebenfalls den Nationalsozialismus.
Hans Plaut machte 1933 sein Abitur in Gelsenkirchen und kam über den Jüdischen Schülerbund zu der trotzkistischen Gruppe. Er konnte noch ein Studium in Bonn beginnen. Hier beteiligte er sich für die Gelsenkirchener Widerstandsgruppe am Einschmuggeln von Schriften aus dem angrenzenden Ausland. Auch Hans Plaut geriet bei der Zerschlagung der trotzkistischen Widerstandsgruppen in das Visier der Verfolgungsbehörden und wurde Anfang Dezember 1935 festgenommen. In dem Verfahren des Oberlandesgerichts Hamm gegen die trotzkistische Widerstandsgruppe aus Gelsenkirchen wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat am 24. Juli 1936 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Sein Kontakt zum Ausland wirkte strafverschärfend auf das Urteil. Während seiner Haft bemühte sich die Familie um Ausreisepapiere, was aber offensichtlich auf Schwierigkeiten stieß. Nach der Haftverbüßung gelang es Hans Plaut, seinen Eltern und seiner Schwester mit gefälschten Papieren die Flucht auf ein Emigrantenschiff mit dem Ziel Lateinamerika. Mit Hilfe des Kapitäns und der jüdischen Gemeinde Caracas konnte die Familie in Venezuela einreisen und sich hier eine neue Existenz aufbauen. Die politischen Orientierungen seines Widerstandes gegen das NS-Regime scheinen später für Hans Plaut keine zentrale Rolle mehr gespielt zu haben. Stattdessen trat die jüdische Identität in den Vordergrund. In Venezuela wurde er ein angesehener Unternehmer und hochrangiger Vertreter jüdischer Organisationen.
Adolf Spier wurde 1914 als Sohn eines preußisch-deutsch und national denkenden Lehrers geboren. Der strenge Vater, der die religiösen Regeln des Judentums streng beachtete, starb 1934, ohne die Gefahr des Nationalsozialismus begriffen zu haben. Seine beiden Söhne sahen sehr wohl die Bedrohung. Der ältere Sohn, Siegfried, war Anhänger der sozialdemokratischen Richtungsgewerkschaften, wo der Nationalsozialismus genau analysiert wurde. Bereits im Herbst 1933 verließ Siegfried Spier Deutschland. Er ging nach Brasilien, fing ein neues Leben an und konnte von dort aus noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, seine Mutter aus Deutschland herausholen.
Adolf Spier bestand im März 1933 das Abitur mit Auszeichnung. Etwa seit 1930 war er Mitglied des Jüdischen Schülerbundes. Hier orientierte er sich gegen Ende der Weimarer Republik politisch immer mehr an der kleinen, zunehmend an den Ideen Leo Trotzkis orientierten, "Links-Opposition". Sowohl seine politischen Einsichten als auch die antisemitisch motivierten Einschränkungen führten dazu, dass Adolf Spier sein Studium der Medizin im französischen Dijon absolvierte. In den Semesterferien kehrte er zunächst noch nach Gelsenkirchen zu seiner Mutter zurück und brachte für die in Deutschland gebliebenen Mitglieder der trotzkistischen Widerstandsgruppe Material mit. Nachdem er bei einer kurzzeitigen Rückkehr im Herbst 1935 - allerdings aufgrund eines Irrtums - von der Polizei verhaftet und beim Verhör misshandelt worden war, kam er nicht mehr nach Deutschland. Als dann die Gelsenkirchener Gruppe der "Links-Opposition" mit den übrigen westdeutschen Gruppen um 1935/36 von den Verfolgungsbehörden zerschlagen worden war, wurde auch Adolf Spier als Mitglied der "Trotzki-Gruppe" polizeilich gesucht. In Dijon schloss Spier, der 1936 vom Deutschen Reich ausgebürgert worden war, sein Studium mit Examen und Promotion noch 1940 ab, bevor die deutschen Truppen große Teile Frankreichs besetzten. Damit war Adolf Spier einerseits von den Nationalsozialisten bedroht, andererseits drohte ihm in Frankreich die Internierung als "feindlicher Ausländer".
Adolf Spier hatte nur wenige Möglichkeiten, der Verfolgung zu entgehen. Er meldete sich "freiwillig" zur Fremdenlegion. Als Legionär wurde Spier nach der zunächst nur teilweisen Besetzung Frankreichs in Nordafrika interniert. Von Oktober 1940 bis Mai 1943 überlebte er - als Jude unerkannt - im Internierungslager Colomb-Béchar in Algerien in einer (Zwangs-)Arbeitskompanie beim Bau der Trans-Sahara-Eisenbahn. Nach der Landung alliierter Truppen in Nordafrika und der Befreiung trat Spier als Arzt in die britische Armee ein, mit der er das Kriegsende in Italien erlebte. 1948 wurde er aus dem britischen Heeresdienst entlassen und ließ sich in London als praktischer Arzt nieder.