Rolf Glasmeier, am 28. März 1945 als Sohn des Architekten Ernst Otto Glasmeier und dessen Ehefrau Martha, geb. Lübben in Pewsum bei Emden geboren, zählt zu den bedeutendsten Kunstschaffenden der Stadt Gelsenkirchen. Die Familie lebte seit 1949 in Gelsenkirchen. Rolf Glasmeier absolvierte hier zwischen 1962 und 1965 eine Ausbildung als Typograf und Schriftsetzer.
Zu dieser Zeit begann Glasmeier auch seine künstlerische Auseinandersetzung mit Schriftzeichen. Durch Wiederholungen von gesetzten Buchstaben oder frei gezeichneten, unlesbaren Zeichenstrukturen entwickelte er seine sogenannten Zeilenbilder. Die Verdichtung und Entzerrung von Zeichenfolgen führt zu kontrastreichen seriellen Strukturen, bei denen das formale, rein optische Erlebnis der Schriftzeilen im Vordergrund steht.
Nach Abschluss seiner Lehre studierte Rolf Glasmeier bis 1968 visuelle Kommunikation an der international renommierten Hochschule für Gestaltung in Ulm. Es entstanden nicht nur zahlreiche typografische Designs für Plakate, Einladungskarten und Kataloge, sondern ab 1967 auch die ersten Kaufhausobjekte. Die Spielobjekte aus industriell gefertigten Alltagsgegenständen wie Fenstergriffen, Briefkastendeckeln oder Lichtschaltern führten zum künstlerischen Durchbruch Glasmeiers. Die vom Künstler vorgegebene gleichmäßige Anordnung der Industrieobjekte in symmetrischen Rastern steht dabei in Kontrast zu der dynamischen Veränderbarkeit seiner Werke durch die Betrachtenden. Als Spieler werden sie aktiv in den künstlerischen Prozess einbezogen, indem sie durch Drehen, Schieben oder Ziehen das Erscheinungsbild der Kunstwerke stetig verändern. So ergeben sich immer wieder Brüche und neue Strukturen.
Das systematische Zusammenwirken von Gegensätzen, welches Rolf Glasmeier in den Zeilenbildern und Kaufhausobjekten zur Grundlage seines künstlerischen Schaffens machte, zieht sich durch sein umfängliches Gesamtwerk, das von Zeichnungen und Objekten bis hin zu Fotografie und Installationen reicht. Dabei änderte sich insbesondere in den 1970er und 80er Jahren die Wahl der Materialien. Während Glasmeier in seinen frühen Objekten vor allem auf industriell gefertigte Massenprodukte zurückgriff, verwendete er später zunehmend natürliche Materialien und Abfallprodukte wie Verpackungsmaterialien oder Fundobjekte.
Für seine Kunst erhielt Rolf Glasmeier zu Lebzeiten zahlreiche Preise und Stipendien, darunter den Kunstpreis der Stadt Gelsenkirchen (1967), den Villa Massimo Preis (1970), den Kunstpreis „junger westen“ der Stadt Recklinghausen (1979) und das Barkenhoff-Stipendium in Worpswede (1981).
Nicht nur in Form seiner interaktiven Spielobjekte, sondern auch auf kunstorganisatorischer Ebene suchte Rolf Glasmeier stets den Austausch mit seinen Mitmenschen. So betätigte er sich mehrere Jahre im Vorstand des Westdeutschen Künstlerbundes und war darüber hinaus Mitbegründer oder Mitglied zahlreicher regionaler wie internationaler Künstler und Künstlerinnen-Bewegungen, beispielsweise den „Neuen Tendenzen“, der „Neuen Gruppe Saar“ und der Gruppe „B1“. Gemeinsam mit „B1“ prägte Glasmeier auch den Strukturwandel des Ruhrgebiets von der Industrie- zur Kulturregion entscheidend mit.
Über sein eigenes künstlerisches Schaffen hinaus förderte er zudem die junge Kreativszene in Gelsenkirchen und dem Ruhrgebiet. Einerseits lehrte Glasmeier, der neben der freien Kunst stets auch als Grafiker und Gestalter tätig war, Typografie an der Fachhochschule Dortmund. Der freien Szene stellte er andererseits in regelmäßigen Abständen sein Atelier in Gelsenkirchen-Buer als Kunstraum zur Verfügung. Dadurch bot er jungen Künstlern und Künstlerinnen sowie Musikerinnen und Musikern wiederholt eine Plattform, um ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Rolf Glasmeier verstarb 30. März 2003 im Alter von 58 Jahren in Gelsenkirchen.