Wilhelm Harzheim kommt am 6. April 1904 in Horst-Süd (heute Gelsenkirchen-Horst) zur Welt, als viertes von insgesamt sieben Kindern. Die Familie lebt in bescheidenen Verhältnissen. Der Vater ist Bergmann und die Söhne folgen baldmöglichst seinem Weg. Nach Abschluss der Volksschule, im Alter von 14 Jahren, legt auch Willy, wie er von allen genannt wurde, auf der Zeche Mathias Stinnes I/II in Essen-Karnap an. Ein halbes Jahr später wechselt er zur Zeche Nordstern I/II in Horst und damit wieder in Nähe der elterlichen Wohnung. Die körperlich anstrengende und gefährliche Arbeit prägt den jungen Bergmann und politisiert ihn früh.
1920 tritt der 16jährige Willy Harzheim der Kommunistischen Jugend bei. 1923 wird er Mitglied der KPD, bei der er für seine politische Überzeugung eine Heimat gefunden hat. Erwerbslosigkeit, schwerwiegende Gesundheitsprobleme und damit verbundene Arbeitsunfähigkeit wechseln sich in den folgenden Jahren ab. Harzheim arbeitet 1927 noch einmal für acht Monate untertage, danach geht er für ein Jahr nach Stuttgart. Zeitweise ist er bei der KPD mit Unterbezirks-Leiter von Buer und Mitglied der engeren Bezirksleitung Ruhr.
Harzheim ist zunehmend schreibend aktiv. In der Erinnerung seines Neffen gab es in der Familie einen „ungewöhnlichen Mann“, der „nicht auf Schicht ging“, sondern zuhause an der Schreibmaschine „für die Partei“ arbeitete. Erste Veröffentlichungen Harzheims in der KPD-Presse erscheinen ab 1929, sie haben immer eine politische, auch agitierende Ausrichtung. Seine Beiträge thematisieren die Ruhrbesetzung, die gefahrenvolle und anstrengende Arbeit untertage, soziale Ungerechtigkeit und Hunger. Gewiss basieren seine Geschichten auf eigenen Erfahrungen und den daraus abgeleiteten politischen Notwendigkeiten.
Ende Oktober 1929 zieht Willy Harzheim von Gelsenkirchen nach Berlin, was seine Abkehr von der Bergarbeiterwelt eindeutig besiegelt. Er wird Mitglied der Berliner Ortsgruppe des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. Später ist er Vorstandsmitglied und führt die Korrespondenz des Bundes. Gefördert von Johannes R. Becher, einem der bedeutenden kommunistischen Autoren, der später in der DDR Minister für Kultur und erster Präsident des Kulturbundes werden wird, reist Harzheim zusammen mit Egon Erwin Kisch und Anna Seghers in einer 14köpfigen deutschen Delegation nach Moskau zur II. Internationalen Konferenz proletarischer und revolutionärer Schriftsteller. Auf einer anderen Delegationsreise in die Sowjetunion lernt Harzheim 1932 die Ärztin Dr. Henriette (Reni) Begun kennen und es entwickelt sich daraus eine Beziehung. Die Ehe schließt Willy Harzheim allerdings mit Nora Shapiro (1910 – 1990), die polnisch-jüdischer Herkunft ist. Die beiden trennen sich nach einem Jahr wieder, ohne dass weiter Kontakt aufrechterhalten wurde.
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 gehört Willy Harzheim als Kommunist zu den potentiell Verfolgten. Verschiedenen Kollegen und Kolleginnen, darunter auch Johannes R. Becher, hilft er bei der Flucht aus Deutschland. Zusammen mit Reni Begun flieht er ebenfalls wenig später über Danzig in die Sowjetunion. Während Begun bald weiter in die USA reist und von dort nach Mexiko emigriert, findet Willy Harzheim in der Sowjetunion seine Heimat. Bald nach seiner Ankunft wird er als Politemigrant anerkannt. Im westsibirischen Prokopjewsk findet er Beschäftigung als Polit- und Kulturleiter bei deutschen Arbeitsemigranten. Mit einer deutschen Theatergruppe begibt er sich im Sommer 1935 auf Reisen. Für einige Monate arbeitet Harzheim sogar wieder im Bergbau, beteiligt sich, als die Not groß ist, auch als Hilfslehrer. Zudem schreibt er noch immer. Im September 1937 erscheint sein letzter Beitrag „Wir wollen uns Ernst Thälmann würdig erweisen“ in der Moskauer „Deutschen Zentral Zeitung“ (DZZ).
Am 20. November 1937, wird Willy Harzheim zum Entsetzen seiner engsten Freunde wegen angeblich „konterrevolutionärer Betätigung“ vom sowjetischen Geheimdienst NKWD verhaftet. Am 27. Dezember 1937 wird er zum Tode verurteilt und am gleichen Tag erschossen. Die KPD in Moskau schließt ihn aus der Partei aus. 1957 wird Harzheim post mortem rehabilitiert.
Die stalinistische „Säuberung“, also Gesinnungskontrolle, willkürliche Verhaftung und Verurteilung von vermeintlichen politischen Gegnern, denen Willy Harzheim zu Opfer fiel, hat in den Jahren 1936 bis 1938 ihren tragischen Höhepunkt. Die vorgebrachten Anklagen sind meist haltlos, Geständnisse durch Folter erzwungen. Viele Menschen werden in Schau-, aber auch Geheimprozessen zum Tod oder zu langjähriger Verbannung, Straflager und Zwangsarbeit im GULag verurteilt. Über 1,5 Millionen „Volksfeinde“ werden verhaftet, die Zahl der Hingerichteten liegt bei mindestens 700.000. Neben Willy Harzheim sind auch andere kommunistische Politemigranten aus Gelsenkirchen Opfer des „Großen Terrors“ geworden.