Alfred Zingler wurde 1885 als Sohn eines preußischen Amtsgerichtssekretärs in Niederschlesien geboren. Nach dem Schulabschluss begann er eine Ausbildung für den mittleren Justizdienst, hielt sich selbst nicht für geeignet und brach die Ausbildung ab. Er folgte nun seinen literarisch-kulturellen Interessen. Zunächst wirkte er als Schauspieler bis er sich 1913 beruflich neu orientierte. Alfred Zingler wurde Chefredakteur der "Breslauer Morgenzeitung". Zunehmend mit dem sozialdemokratischen Gedankengut verbunden, schloss er sich 1919 der SPD an. Zingler fand im reformorientiert-pragmatischen, staatstragenden Flügel der Sozialdemokratie seine politische Heimat. Inzwischen war er überzeugter Journalist, der sich besonders dem Theater, der Kunst und Politik widmete. Über mehrere Zeitungen kam er nach Gelsenkirchen und wurde 1922 Lokalredakteur der sozialdemokratischen Zeitung "Volkswille". Unter seiner Federführung erschien die Zeitung bis zum Verbot am 27. Februar 1933. Alfred Zingler unterstützte die SPD nicht nur journalistisch, sondern engagierte sich überdies während der Weimarer Republik in zahlreichen kommunal- und kulturpolitischen Organisationen. Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus setzte sich der "Volkswille" frühzeitig auseinander. Die Haltung Zinglers blieb stets unmissverständlich: Der Sozialdemokrat erteilte der NS-Ideologie eine deutliche Absage und verteidigte ausdrücklich die demokratischen Strukturen der Weimarer Republik. Alfred und Margarethe Zingler gehörten zu den einflussreichen Persönlichkeiten der Sozialdemokratie.
Margarethe Zingler gehörten zu den einflussreichen Persönlichkeiten der Sozialdemokratie.
Die Zinglers wurden nach der Besetzung der Niederlande am 2. Juli 1943 durch die Nationalsozialisten aufgespürt und in das Gefängnis Arnheim eingeliefert. Später waren beide im KZ Herzogenbruch-Vught und im polizeilichen Durchgangslager Amersfoot, bevor sie im Januar 1944 in das Gefängnis Gelsenkirchen eingewiesen wurden. Alfred Zingler musste zwei Wochen Verhöre und Misshandlungen ertragen und wurde schließlich nach Berlin überführt. Am 17. Juli 1944 wurde Alfred Zingler vom Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler zum Tode verurteilt und am 28. August 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. Margarethe Zingler durchlebte ebenso wie ihr Mann die Mühle der Inhaftierung und der Verhöre. Ihr politisches und gesellschaftliches Engagement war grundlegend durch ihre sozialdemokratische Gesinnung - Solidarität, Internationalismus, Antimilitarismus und ein zutiefst republikanischer Habitus - geprägt. Mit ihrem Mann teilte sie das kulturelle und politische Interesse. Zu einem gemeinsamen Verhandlungstermin vor dem Volksgerichtshof kam es nicht mehr. Das Verfahren gegen Margarethe Zingler wegen "Hochverrats" wurde erst am 16. September 1944 in Berlin eröffnet. Das Berliner Gericht sah die Quelle ihrer Widerstandsarbeit nicht im parteipolitischen Engagement, sondern in der Unterstützung ihres Mannes. Der Sozialdemokratin blieb die Todesstrafe erspart. Erneut unter dem Vorsitz Roland Freislers sprach der Volksgerichtshof eine dreijährige Haftstrafe aus. Margarethe Zingler überlebte ihre Gefangenschaft in Cottbus und Leipzig. Am 19. April 1945 wurde sie von den amerikanischen Truppen befreit und am 7. Mai 1945 endgültig aus dem Frauengefängnis Klein-Meusdorf entlassen.
Im Oktober 1945 kehrte Margarethe Zingler nach Gelsenkirchen zurück und knüpfte ohne Umschweife an ihr politisches Engagement vor ihrer Emigration an. Sie war an dem demokratischen Aufbau der Stadt intensiv beteiligt. Schon in den zwanziger Jahren stellte sich Margarethe Zingler in Gelsenkirchen in den Dienst zahlreicher gesellschaftlicher Organisationen. In der sozialdemokratischen Frauengruppe, als Vorstandsmitglied der Arbeiterwohlfahrt und als Stadtverordnete im Gelsenkirchener Rathaus gestaltete sie die örtliche Sozial- und Kulturpolitik nachhaltig mit.
Die überzeugte Sozialdemokratin war aktiv an der Wiedergründung der hiesigen SPD beteiligt und nahm gleich mehrere innerparteiliche Aufgaben wahr. Ferner übernahm sie nach 1945 Vorsitz und Geschäftsführung der Gelsenkirchener Arbeiterwohlfahrt, wurde erneut Stadtverordnete (1946-1948), und gehörte später zahlreichen politischen Ausschüssen der Stadt an. 1967 war es ihr noch vergönnt, das nach ihrem Mann benannte "Alfred-Zingler-Haus" zu eröffnen. Ihre finanzielle Wiedergutmachung, die sie dreizehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zugesprochen bekam, spendete sie aus Dankbarkeit für die Hilfe im Exil der niederländischen Sozialdemokratie. Margarethe Zingler starb am 16. Juni 1973 im Alter von 87 Jahren. Unter großer Anteilnahme ihrer Freunde und Parteigenossen wurde sie auf dem Friedhof in Gelsenkirchen Bismarck beigesetzt. Im Sommer 1986 benannte der Rat der Stadt den Platz des Gelsenkirchener Hauptmarktes nach Margarethe Zingler.