Wohnraum für die ersten zugezogenen Arbeitskräfte war knapp, teuer und oftmals ungesund. Ab Ende der 1860er Jahre sahen sich die Industriebetriebe daher gezwungen, sich im Werkswohnungsbau zu engagieren, um überhaupt eine ausreichende Zahl von Arbeitskräften anwerben zu können und sich über die Koppelung von Arbeits- und Mietvertrag einen relativ festen Stamm von Arbeitern zu sichern. Eine geradezu stürmische Entwicklung des Siedlungsbaus setzte um 1870 ein, nachdem zuvor eher einzelne Werkswohnungen und Straßenzüge errichtet worden waren. Nach dem "Gründerkrach" (1873) folgte eine Phase, in der kaum Werkswohnungen errichtet wurden. Erst gegen Ende der 1880er Jahre konzentrierten sich die mittlerweile zu kapitalkräftigen Großbetrieben und -konzernen fortentwickelten Gelsenkirchener Firmen der Montanindustrie erneut auf den Werkswohnungsbau. Viele weitere Siedlungen folgten in der Hochindustrialisierungsphase seit den 1890er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg.
Einige Großunternehmen bauten Kolonien nicht nur um ihre Arbeiter unterzubringen, sondern auch um sie zu kontrollieren. Siedlungen wurden als Teil der betrieblichen Sozialpolitik auch geschaffen, um die Arbeiterschaft sozialpatriarchalisch an Betrieb und Unternehmer zu binden, die enorme Fluktuation einzudämmen und das Aufkommen von Klassenkonflikten zu verhindern. In den von den industriellen Werken errichteten Siedlungen galten außerordentlich restriktive Hausordnungen, die die Arbeiterschaft gegen verderbliche Einflüsse abschirmen sollten. Die Verbindung von Arbeits- und Mietvertrag stellte dabei den sichtbaren Ausdruck der Reglementierung des Arbeiterlebens auch im Reproduktionsbereich dar. Praktisch konnte man beispielsweise in einer Arbeitersiedlung kaum eine sozialdemokratische Zeitung oder bei einem streng protestantisch orientierten Unternehmer ein katholisches Arbeiterblatt beziehen, ohne aufzufallen und gemaßregelt zu werden.
Der oft an ländliche Wohn- und Lebensweise anknüpfende Baustil der Kolonien sollte schließlich auch äußerlich dazu beitragen, überlieferte patriarchalische Vorstellungen bei den Zuwanderern zu erhalten. Gewissermaßen wollte man so verhindern, dass aus den Zuwanderern aus dem agrarischen Osten im Westen selbstbewusste Arbeiter wurden, die sich möglicherweise weitreichende Rechte erkämpfen könnten. Praktisch entstanden aber mit den Kolonien berufs- bzw. betriebshomogene Wohngebiete, die Chancen der Solidarisierung und des Aufbaus informeller Solidarstrukturen schufen. Beispielsweise konnte sich über eine Zechensiedlung ein Streik rasch verbreiten. In den montanindustriellen Kolonien, in denen die Bewohner das gleiche Schicksal teilten, immer mit zu niedrigen Löhnen für zu viele Familienmitglieder auskommen zu müssen, entwickelten sich alltägliche Formen der Solidarität und der Selbsthilfe, die die Bewältigung des Alltags oft überhaupt erst möglich machten. Die Wohnweise der Ruhrbergarbeiter und der Bergarbeiterwohnungsbau behielten ihre Bedeutung bis in die Gegenwart. Auch die Internationale Bauausstellung Emscher Park (1989-1999) setzte in modernisierter Form den Gedanken der Kolonien fort, ergänzte Siedlungen wie beispielsweise die Bueraner Schüngelbergsiedlung oder schuf neue Siedlungen wie die Küppersbusch-Siedlung. Die Kolonien wurden meist in unmittelbarer Nähe der Schachtanlagen errichtet, deren Standort meist wiederum überhaupt keine Rücksicht auf gegebene räumliche Strukturen genommen hatte. So wurden die Kolonien oft fernab von den vorhandenen Bauernschaften und Dörfern errichtet, was die soziale Distanz zwischen Einheimischen und zugezogenen Koloniebewohnern noch vergrößerte. Solche Segregationsprozesse wurden durch den Bau sozial homogener Siedlungen verstärkt, die soziale Differenzierungen räumlich sichtbar machten und somit Konflikte verschärfen konnten. Durch den spezifischen Industrialisierungstyp im späteren Ruhrgebiet entstanden also zunächst einmal weder räumlich-bauliche noch soziale Voraussetzungen zur Herausbildung von kommunalen Gemeinwesen. Die Ruhrgebietskommunen waren zunächst nur Ansammlungen von Industriebetrieben und Siedlungen.