07. Dezember 2020, 17:00 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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GE. Das Thema Schulabsentismus existiert genauso lange wie die Schulpflicht existiert. Es gibt unterschiedliche Ausprägungen des „Schulschwänzens“ - vom einmaligen unentschuldigten Fehlen bis hin zu schulverweigerndem Verhalten. Ebenso existiert eine Vielzahl von Gründen und Anlässen, warum Kinder und Jugendliche der Schule fernbleiben. Zumeist ist das Fernbleiben ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt, dass Kinder und Jugendliche Probleme, Ängste oder Sorgen haben.
Die Folgen von häufigem unentschuldigtem Fehlen können weitreichend sein: eine Wiederholung der Klasse, das Nichterreichen eines Schulabschlusses und damit einhergehend die fehlende Perspektive, einen Platz auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft zu finden.
Fehlzeiten sollen systematisch erfasst werden
Die Stadt Gelsenkirchen hat sich gemeinsam mit vier Hauptschulen auf den Weg gemacht, dem Thema Schulabsentismus strukturiert und systematisch zu begegnen. Man will hier nicht wegschauen, sondern genau hinsehen. „Wir möchten den Kindern und Jugendlichen schon nach dem ersten Fehltag verdeutlichen, dass Ihr Fehlen aufgefallen ist. Denn beim so genannten Schulabsentismus ist es wichtig, frühzeitig zu intervenieren – und den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass man sie im Blick hat und auf sie achtet“, erklärt Eva Kleinau, die im Referat Kinder, Jugend und Familie der Stadt Gelsenkirchen als Abteilungsleiterin für die Schnittstelle von Schule und Jugendhilfe tätig ist und das Projekt koordiniert.
Gemeinsam mit Schulleitungen und Fachkräften der Schulsozialarbeit der Hauptschulen, der Jugendhilfe und der Regionalen Schulberatungsstelle hat sie die Fachgruppe „Fehlzeiten erfassen – systematisch vorgehen“ gegründet, an der auch die Schulaufsicht und das Schulamt beteiligt sind.
In einem intensiven Arbeitsprozess haben die Mitglieder der Fachgruppe einen für sie sinnvoll und im Schulalltag umsetzbaren Leitfaden, entsprechende Formulare und weiteres Handwerkzeug entwickelt. Der Leitfaden „Wir merken, dass Du fehlst!“ beinhaltet einen kurzen Theorieteil, in dem die gesetzlichen Grundlagen, die Ursachen und Formen sowie der sinnvolle Umgang mit Schulabsentismus erläutert wird. In Teil B wird ein Stufenmodell samt Formularen und Anschreiben dargestellt. In Teil C gibt es Hinweise und Vorlagen zum Erfassen von Fehlzeiten.
Leitfaden soll Sicherheit bieten
„Der Leitfaden ‘Wir merken, dass du fehlst‘ gibt allen Akteuren in den Schulen Sicherheit und bietet ein einheitliches, abgestimmtes Vorgehen mit dem Ziel, Schulabsentismus frühzeitig zu erkennen und pädagogisch gut und nachhaltig zu begegnen. Damit Kinder und Jugendliche in Gelsenkirchen gute Chancen erhalten, ihr Leben zu meistern. Denn: Ein wesentlicher Bestandteil für eine gelingende Bildungsbiografie und das Erreichen eines Schulabschlusses ist der regelmäßige Schulbesuch“, betont Bildungsdezernentin Anne Heselhaus.
Schulrätin Ulrike Kleber erklärte: „Unser Ziel ist, Bildung und Teilhabe für benachteiligte Kinder und Jugendliche in Gelsenkirchen systematisch und institutionell übergreifend zu ermöglichen. Jedes nicht anwesende schulpflichtige Kind ist für uns ein verlorenes Kind. Ich bin daher überaus stolz, dass uns nun eine umfangreiche und abgestimmte Handreichung zum Verfahren und Meldesystem für Schulverweigerer vorliegt.“ Sie dankte allen Mitwirkenden zudem für ihre unermüdliche Arbeit an diesem Projekt.
Zusätzlich zu dem neuen Leitfaden haben alle Mitwirkenden eine Kooperationsvereinbarung zum Umgang mit Schulabsentismus in Gelsenkirchen unterzeichnet. Im Rahmen dieser Vereinbarung erklären die Akteure neben der Umsetzung des Leitfadens die Teilnahme und aktive Mitarbeit in der Fachgruppe zum Umgang mit Schulabsentismus, die zukünftig zwei Mal jährlich tagen wird.
Nach ersten Erfahrungswerten mit diesen Leitlinien an den Hauptschulen möchte man auch mit den anderen Schulformen in Gelsenkirchen über dieses Thema ins Gespräch kommen.
Der Leitfaden wurde erarbeitet unter Mitwirkung von:
Hauptschule Am Dahlbusch
Britta Gehmeyr, Schulsozialarbeiterin
Marco Sawatzki, Schulleiter
Hauptschule Emmastraße
Nina Heitmann, Konrektorin
Volkmar Kirchner, Schulsozialarbeiter
Hauptschule Grillostraße
Gerd Dombrowski, Schulleiter
Andrea König-Kirchner, Schulsozialarbeiterin
Hauptschule Schwalbenstraße
Andrea Meise, Konrektorin
Peter Nienhaus, Schulleiter im Ruhestand
Romina Pabel, Lehrkraft und Mitarbeiterin in der Schulleitung
Astrid Tenhaken, Schulsozialarbeiterin
Regionale Schulberatungsstelle
Dr. Stephan Roski, Schulberater
Jasmin Munske, Schulberaterin
Referat Kinder, Jugend und Familien
Eva Kleinau, Abteilungsleitung Jugendhilfe-Schule
(Federführung und Koordination)