03. Juni 2022, 13:02 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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GE. 1957 wurde im Goldbergpark in Gelsenkirchen-Buer in unmittelbarer Nähe zum Rathaus die Bronze-Skulptur einer sitzenden nackten Frau aufgestellt. Das Medienecho war beachtlich: Denn bereits damals wurde der ideologische Hintergrund dieser „Olympia“ und ihres Erschaffers, dem Bildhauers Fritz Klimsch, thematisiert.
Die Skulptur wurde 1936 von der NS-Heeresleitung in Auftrag gegeben. Ein Abguss der Skulptur stand im Garten der Neuen Reichskanzlei, dem Amtssitz Adolf Hitlers. Der Bildhauer Fritz Klimsch stand auf der 1944 im Auftrag von Adolf Hitler und Joseph Goebbels zusammengestellten „Gottbegnadeten-Liste“. Die darauf verzeichneten 114 Künstlerinnen und Künstler galten als „unabkömmlich“ und blieben vom Front- und Arbeitseinsatz verschont. Diese Kunstschaffenden waren zudem der nationalsozialistischen Kulturpolitik und Ästhetik zutiefst verpflichtet und illustrierten damit sozusagen die Philosophie des Regimes. So visualisierten sie die vermeintliche „Herrenrasse“ und die Verkörperung der rassistischen und unheilvollen Idee des „gesunden Volkskörpers“. Die „Olympia“, die sich 59 Jahre lang im Goldbergpark von Buer lasziv auf ihrem Sockel räkelte, zeugt von dieser Zeit und diesem Menschenbild.
Innovation und Kontinuität
Seit 1990 steht die Skulptur unter Denkmalschutz, im Jahr 2016 musste sie ihren angestammten Platz wegen der Umgestaltung des Goldbergplatzes jedoch räumen. Untergebracht ist sie nun – zunächst – im Kunstmuseum Gelsenkirchen. Dort soll es in den Sommermonaten auch ein Wiedersehen mit der umstrittenen „Olympia“ geben: Das Kunstmuseum Gelsenkirchen an der Horster Straße 5-7 in 45897 Gelsenkirchen zeigt die Skulptur vom Dienstag, 14. Juni, bis Sonntag, 21. August, im Rahmen der Ausstellung „Von der Neuen Reichskanzlei in den Goldbergpark Buer: Die Geschichte der Olympia von Fritz Klimsch“ mit zahlreichen Erläuterungen. Flankiert wird die Ausstellung zudem mit der Interdisziplinären Tagung „Kunst in der Kommune: Über die Gleichzeitigkeit von Innovation und Kontinuität deutscher Kunstpolitik nach 1945“, die vom 22. bis zum 24. Juni zahlreiche Experten und Kunstinteressierte nach Gelsenkirchen locken soll, aber auch allen Bürgerinnen und Bürgern offensteht.
Der historische Kontext
Am Donnerstag, 18. August, wird die Skulptur zudem ab 18 Uhr mit einem Gespräch zum Umgang mit NS-Kunst im öffentlichen Raum mit dem Kurator Wolfgang Brauneis in einen zeithistorischen Kontext gestellt und ihre NS-Vergangenheit näher beleuchtet. „Die Ausstellung soll ein Forum bieten, um über die Darstellung rassistischer Ideale und den Verbleib der Skulptur im Stadtraum zu diskutieren“, betont die stellvertretende Museumsleiterin Christiane Wanken, die diese Ausstellung und die Fachtagung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen (ISG) konzipiert hat. „Wir möchten die Diskussion um die Geschichte der ‚Olympia‘ auch zum Anlass nehmen, um die Geschichte von kulturpolitischen Entscheidungen in der Nachkriegszeit in Deutschland transparenter zu machen und zugleich kritisch zu hinterfragen“, fügt Dr. Daniel Schmidt, der Leiter des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen, hinzu.
Der Eintritt zur Ausstellung ist frei und jeweils dienstags von 11 bis 18 Uhr möglich. Für die Teilnahme an der Fachtagung ist eine vorherige Anmeldung bis zum 15. Juni erforderlich. Nähere Informationen gibt es beim Kunstmuseum Gelsenkirchen auf www.kunstmuseum-Gelsenkirchen.de oder per E-Mail an kunstmuseum@gelsenkirchen.de.