02. September 2024, 17:40 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Ulrich Penquitt vom triastheater., Regisseur Jens Dornheim, Dr. Mathias Kirsten, Direktor des Amtsgerichts Gelsenkirchen, Dr. Daniel Schmidt, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte der Stadt Gelsenkirchen und Birgit Klein (Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“) stellten das Programm vor. Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen - Gerd Kaemper
GE. Mindestens eine Million Menschen ermordeten die Nationalsozialisten im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Juristisch aufgearbeitet wurden die Verbrechen erstmals im ersten Frankfurter Auschwitzprozess in den Jahren 1963 bis 1965.
Rund 60 Jahre danach informiert eine Veranstaltungsreihe des Instituts für Stadtgeschichte, des Amtsgerichts Gelsenkirchen und des triastheaters. über den Prozess, der Geschichte schrieb und zu einem Bewusstseinswandel in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland beitrug. „Damals wollten viele Menschen einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen. Heute scheint vielen Menschen diese Vergangenheit weit weg zu sein. Wir wollen die Erinnerung wachhalten und laden mit ganz unterschiedlichen Veranstaltungen dazu ein, sich mit dem ersten Ausschwitzprozess, seinem historischen Kontext und seinen Folgen auseinanderzusetzen“, erläutert Dr. Daniel Schmidt, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte der Stadt Gelsenkirchen.
„Auschwitz vor Gericht“ ist der Titel der Veranstaltungsreihe von September bis Dezember mit Vorträgen, einer Ausstellung, einem Theaterstück, Konzert und Lesung sowie einem Film.
Die Veranstaltungsreihe wird mit einem Vortrag von Dr. Katharina Rauschenberger vom Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main am Mittwoch, 11. September, um 18 Uhr in der Neuen Synagoge Gelsenkirchen, Georgstraße 2, eröffnet. „Die Würde des Menschen zu achten, ist Aufgabe aller staatlichen Gewalt“ – Fritz Bauer, die Menschenrechte und die Pflicht zum Widerstand, ist der Vortrag überschrieben. Der Eintritt ist frei, es wird um eine Anmeldung unter der Rufnummer 0209/155-2310 oder per E-Mail an anfrage@jg-ge.de wird gebeten.
Die Ausstellung „Justiz und Nationalsozialismus“ ist über den gesamten Zeitraum der Veranstaltungsreihe im Justizzentrum Gelsenkirchen, Bochumer Straße 79, zu sehen. Dr. Mathias Kirsten, Direktor des Amtsgerichts Gelsenkirchen, gibt einen Einblick in die Ausstellung: „Es wird deutlich, dass die Justiz schon in der Weimarer Zeit auf dem rechten Auge blind war. Die Ausstellung behandelt also weit mehr als die Rolle der Justiz im Nationalsozialismus und zeigt auch die Nachwirkungen der Diktatur bis in die heutige Zeit.“ Die Ausstellung wird mit einem Vortrag von Dirk Reitzig von der Dokumentations- und Forschungsstelle „Justiz und Nationalsozialismus“ der Justizakademie Nordrhein-Westfalen am Mittwoch, 18. September, um 18 Uhr eröffnet. Bis zum 4. Dezember kann die Ausstellung montags bis freitags von 8:30 Uhr bis 15 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei. Für Gruppen sind nach telefonischer Anmeldung unter 0209/14899-400 Führungen möglich. Termine können auch per E-Mail an verwaltung@ag-gelsenkirchen.nrw angefragt werden.
Mit den Mitteln des dokumentarischen Theaters und dem Stück „Die Ermittlung –Oratorium in 11 Gesängen“ von Peter Weiss thematisiert das triastheater. die Auschwitzprozesse. „Die Gesänge der Ermittlung fassen den Prozessverlauf zusammen. Sie präsentieren die Aussagen von Angeklagten, von Zeuginnen und Zeugen, der Verteidigung und der Richter“, erklärt Ulrich Penquitt vom triastheater. und nennt es „ungeschmücktes Material“, bei dem nur das Wort zähle, durch das sich den Zuschaurinnen und Zuschauern das Leben im Konzentrationslager zeige.
„Die Ermittlung“ wird fünfmal im Schöffensaal R 212 des Justizzentrums aufgeführt und zwar am 12. und 31. Oktober sowie am 9. und 29. November um 19:30 Uhr und am 17. November um 18 Uhr aufgeführt. Der Eintritt kostet im Vorverkauf 15 Euro, an der Abendkasse 19 Euro. Vorverkaufsstellen sind in der Stadt- und Touristinfo im Hans Sachs Haus sowie in der Buchhandlung Kottmann in der Gelsenkirchener City, Neumarkt 1, und in Gelsenkirchen-Buer, Nienhofstraße 1-5.
Kostenfreie Vorstellungen für Schulen werden am 7., 8., 14., 15., 21. und 22. November jeweils um 14 Uhr ebenfalls im Justizzentrum angeboten. Schulklassen mit Interesse an einer Vor- und/oder Nachbereitung können sich beim Institut für Stadtgeschichte unter der Rufnummer 0209/169 -8551 oder per E-Mail an isg@gelsenkirchen.de melden.
„Wir haben ganz unterschiedliche Veranstaltungsformate gewählt und hoffen so möglichst viele mit diesem sicherlich nicht einfachen Thema zu erreichen. So gehören zur Veranstaltungsreihe auch der Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“, der am 24. September gleich zweimal im Schauburg Filmplast zu sehen sein wird. Eine Schulvorstellung wird ebenfalls angeboten. Der Film läuft dann am 8. Oktober am Vormittag“, weiß Dr. Schmidt.
Zu Konzert und Lesung „Das Verschwinden der jüdischen Familie Zajac in Wien“ lädt „die werkstatt“, Hagenstraße 34, am Samstag, 16. November, ab 19:30 Uhr ein. Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt 5 Euro.
Auch die Dokumentationsstätte Gelsenkirchen im Nationalsozialismus, Cranger Straße 323, ist bei der Veranstaltungsreihe dabei. Hier hält Dr. Marcus Roth vom Fritz Bauer Institut den Vortrag „Gerichtstag Halten über uns selbst“ – Der Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963 bis 1966.
Zum Abschluss der Ausstellung „Justiz im Nationalsozialismus“ stellt Andreas Brendel, Staatsanwaltschaft Dortmund, die Zentralstelle in Nordrhein-Westfallen für die Bearbeitung Nationalsozialistischer Massenverbrechen vor. Andreas Brendel ist Leiter der Zentralstelle und berichtet aus der jahrzehntelangen Praxis dieser Behörde im Gelsenkirchener Justizzentrum, 2. Obergeschoss. Mit dem Vortrag endet die Veranstaltungsreihe.
Über alle Veranstaltungen informiert das Faltblatt „Auschwitz vor Gericht“, das an vielen Stellen in der Stadt ausliegt, wie zum Beispiel in den Stadtbibliotheken sowie der Stadt- und Touristinfo im Hans-Sachs-Haus. Außerdem kann das Faltblatt unter www.gelsenkirchen.de/isg heruntergeladen werden.