17. Oktober 2024, 17:28 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Diese Meldung ist vom 17. Oktober 2024, 17:28 Uhr. Gegebenenfalls sind einzelne Inhalte oder der gesamte Artikel nicht mehr aktuell. Für aktuelle Meldungen der Stadt Gelsenkirchen klicken Sie bitte auf https://www.gelsenkirchen.de/aktuelles
GE. Dass die Arbeitsbelastung und die Arbeitsumstände im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) im Referat Kinder, Jugend und Familie der Stadt Gelsenkirchen wie in jedem anderen Jugendamt des Ruhrgebiets eine hohe und bisweilen kritische ist, ist ein Thema, das seit Jahren auch öffentlich immer wieder behandelt wird. Dass in den letzten Jahren dabei aber keine Verbesserungen durch entsprechende Maßnahmen der Verwaltung erzielt worden seien, wie es in einer gestern veröffentlichten Online-Medienberichterstattung hieß, dem widerspricht die Stadt Gelsenkirchen entschieden.
In dem Beitrag ist die Rede von 30 unbesetzten Stellen im ASD.
Richtig ist: Der ASD ist innerhalb des vergangenen Jahres um 25,75 Planstellen erweitert worden auf jetzt 148,5 Stellen. Zum Stand Oktober 2024 sind davon 133,56 besetzt oder befinden sich in einem Besetzungsverfahren. Zum Vergleich: Zum Zeitpunkt Mitte April 2024 waren noch 31,78 Stellen vakant.
In dem Beitrag ist davon die Rede, dass der Kinderschutz nicht mehr gewährleistet sei.
Richtig ist: Das Thema „Kinderschutz“ hat innerhalb des ASD sogar ein eigenes Team, das im Übrigen auch vollständig besetzt ist. Es unterstützt alle Bezirksteams.
Der Beitrag suggeriert, das regelmäßig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ASD nachts in der Dienststelle oder einem Hotel mit Kindern übernachten müssen, weil keine Einrichtung gefunden werden könne, die die Kinder aufnimmt.
Richtig ist: Es hat im vergangenen Jahr einen einzigen Fall gegeben, in dem es am späten Abend eine Inobhutnahme von sechs Kindern gab, die tatsächlich erst am nächsten Tag weitervermittelt werden konnten. Dabei ist die ehemalige Hausmeisterwohnung im Dienstgebäude Zeppelinallee genutzt worden, die für genau diese Fälle zur Verfügung steht und eigens für diesen Zweck hergerichtet wurde. Es handelte sich dabei um eine der zahlreichen Maßnahmen, die vor zwei Jahren zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im ASD umgesetzt worden waren. In einem einzigen weiteren Fall kam es zudem zu einer Hotelübernachtung.
Richtig ist aber auch: „Es gibt landes- und bundesweit viel zu wenig Unterbringungsplätze für den tatsächlichen Bedarf. Aber das ist kein Gelsenkirchener Phänomen. Vor allem im Ruhrgebiet haben alle Jugendämter große Schwierigkeiten und einen hohen Aufwand, Kinder in Einrichtungen zu vermitteln. Dass das ein riesiger Kraftakt ist, der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zufrieden stellt, ist verständlich“, so Björn Rosigkeit, Leiter des Referats Kinder, Jugend und Familie der Stadt Gelsenkirchen.
„Alles in allem erlebe ich aber den ASD ganz und gar nicht als ohnmächtig oder unwirksam. Ganz im Gegenteil. Die Sicherstellung des Schutzauftrages bei Kindeswohlgefährdung hatte und hat oberste Priorität und wird durch Priorisierung anderer Aufgaben jederzeit gewährleistet“, stellt Rosigkeit klar.
„Dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus prekären Verhältnissen sehr herausfordernd und belastend bleibt, ist auch klar. Gemessen an den Rahmenbedingungen machen die Kolleginnen und Kollegen mit immer noch viel Engagement und Enthusiasmus einen immer noch hervorragenden Job“, so der Referatsleiter.
Björn Rosigkeit: „Und deshalb haben wir in den vergangenen zwei Jahren neben den Stellenausweitungen jede Menge Maßnahmen teilweise gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt und auf den Weg gebracht, um die Situation Schritt für Schritt zu verbessern.“
Dabei gebe es permanente Gesprächsrunden mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ASD. „Auch ein intern von einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ASD auf den Dienstweg gebrachtes Schreiben habe ich daher noch einmal zum Anlass genommen, mit den Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch zu kommen, weil ich einige der Sachverhaltsbeschreibungen so nicht teile“, so Rosigkeit. Nach den ersten beiden Gesprächsrunden ist für November bereits eine weitere geplant. Parallel wird das Schreiben in einem nächsten Schritt mit der vertretungsweise zuständigen Dezernentin Andrea Henze besprochen.
Dieses interne Schreiben von Ende Juli dieses Jahres ist offenbar Anlass der aktuellen Berichterstattung nun Mitte Oktober gewesen. Der Vorsitzende des Personalrates der Stadtverwaltung Gelsenkirchen zeigte sich überrascht von Art und Zeitpunkt der Äußerungen aus dem ASD. „Wir haben beim Thema ASD in den vergangenen zwei Jahren echte Fortschritte erzielt. Natürlich sind wir noch nicht am Ziel. Aber der Weg ist richtig. Als Mitarbeitervertretung sind wir eng in den Prozess eingebunden. Es gibt auch eine offene, transparente und regelmäßige Kommunikation in Richtung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ASD. Es gibt viele Möglichkeiten, Vorschläge zu machen und Kritik zu äußern. Deshalb kann der Personalrat diese Art der Kritik zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachvollziehen“, so Olaf Meulenberg.
Die aktuell in Vertretung für die erkrankte Jugenddezernentin Anne Heselhaus zuständige Dezernentin Andrea Henze bedauert, dass durch den Beitrag in der WAZ Gelsenkirchen der Eindruck erweckt wird, als habe sich in den vergangenen Monaten nichts getan: „Tatsächlich konnten wir die Personalsituation erheblich verbessern. Die Situation der Mitarbeitenden liegt mir natürlich sehr am Herzen und wir machen alles möglich, um sie angemessen zu gestalten. Klar ist aber auch, dass wir uns bei der Umsetzung der Verbesserungen in einem längeren Prozess befinden. Der Prozess, den die Referatsleitung hier aufgesetzt hat, ist umsichtig, partizipativ und jederzeit transparent. Das Vorgehen genießt meine volle Rückendeckung.“
Alle diese Fakten und Stellungnahmen hätten im Übrigen bereits in den Bericht der WAZ einfließen können, wäre die weit innerhalb der gesetzten Frist erfolgte Stellungnahme der Stadt Gelsenkirchen vor Veröffentlichung des Beitrags, der bislang gänzlich ohne Einholung einer Gegenposition auskommen muss, abgewartet worden.