01. September 2012, 10:38 Uhr | Stadtbibliothek Gelsenkirchen
2011
Bigger, Stronger, Faster ist eine Dokumentation über den Einsatz von Steroiden im Sport und als solche beginnt sie zwar mit Humor, wirft aber auch gleich ein paar provokante Thesen in den Raum.
Bodybuilder, Wrestler, die nehmen doch alle Drogen, oder? So ähnlich lautet die landläufige Meinung wohl.
Chris Bell wurde in den 80ern groß und seine Vorbilder waren Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone und Hulk Hogan. Viele Jahre eiferte er ihnen nach und versuchte den amerikanischen Traum zu leben. Dann wurde mehr und mehr bekannt, dass sowohl Sportler als auch Schauspieler Steroide genommen hatten.
Sind Steroide überhaupt Drogen? Welche Auswirkungen haben sie? Ist das Betrug?
Wer meint, die Antworten auf diese Fragen wären einfach, der sollte sich mal diese Dokumentation anschauen.
Chris Bell ist durch das ganze Land gereist und hat nicht nur einige aktive und ehemalige Sportler befragt, sondern auch Ärzte, Models, Soldaten und Musiker.
Moment mal, Musiker?
In der Tat werden leistungssteigernde Mittel nicht nur von Sportlern eingenommen und es ist interessant zu sehen, welche Doppelmoral die Menschen sich leisten.
Ein anderer Aspekt ist die Gefährlichkeit von Steroiden. Der Regisseur führt zum Beispiel auf, dass Vitamine mehr Leute ins Krankenhaus bringen, als eben diese Steroide. Leider erwähnt er nicht, wie viele Leute Steroide nehmen und wie viele Vitamine, so dass der Vergleich nicht wirklich aussagekräftig ist.
Richtig packend wird der Film aber, wenn Chris Bell von seiner Familie berichtet, Beide Brüder sind Sportler, der eine Wrestler, der andere Gewichtheber. Wie sie damit zurecht kommen, z. B. ihre Eltern oder auch Kinder, von denen sie bewundert werden, zu belügen, das geht dem Zuschauer schon nahe.
Und immer wieder stellt sich die Frage, wie unser Bild von erfolgreichen Menschen uns beeinflusst, wie sehr wir bereit sind, die Augen zu verschließen und uns selbst zu belügen. Dabei werden Schönheitsoperationen genau so beleuchtet, wie Anti-Aging Produkte. Ich hätte mir nur manchmal gewünscht, dass Bell ein bisschen mehr hinterfragt, seien es seine Gesprächspartner oder die Statistiken. Nichtsdestotrotz fand ich den Film eindrucksvoll. Was mir im Gedächtnis bleiben wird, ist ein Bodybuilder der mit 50 Jahren immer noch in seinem Auto vor dem Gym lebt, in der Hoffnung seinen Traum noch wahr werden zu lassen. Chris Bells Gesicht, zeigt so viel Mitgefühl und auch Hoffnungslosigkeit, dass man einfach nicht unberührt bleiben kann.
Iris Jockschat
DVD Ybk 4 Big
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