27. April 2017, 17:57 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Laut der vom Planungsbüro PTV aus Karlsruhe für die Stadt Gelsenkirchen durchgeführten Untersuchung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) der Stadt, steht Gelsenkirchen recht gut da. Die Zentren sowohl im Norden als auch im Süden sind gut zu erreichen. Selbst die weiteste Strecke ist in weniger als 45 Minuten geschafft, und mehr als einmal muss bei der Fahrt auch nicht umgestiegen werden.
Die Grundlage dafür ist der Nahverkehrsplan (NVP) der Stadt aus dem Jahr 2011. Bei der Fortschreibung des NVP waren die Bürgerinnen und Bürger bei zwei Veranstaltungen vor Ort gefragt.
Bei der Diskussionsrunde im Rathaus Buer haben sich die Bürgerinnen und Bürger als wahre Expertinnen und Experten erwiesen und etliche Vorschläge gemacht, was rund um Bus und Bahn noch zu verbessern wäre. Auf dem Prüfstand waren die Themenfelder Liniennetz und Betrieb, die Infrastruktur von der Barrierefreiheit der Haltestellen bis zu den Busspuren und auch für all die anderen Themen, die den Fahrgästen wichtig sind, blieb genug Raum.
Mit diskutiert hat zum Beispiel Annette Liedtke. Die 57-Jährige hat vor zwei Jahren ihr Auto abgeschafft und nutzt seitdem fast nur noch den ÖPNV. „Das geht ganz gut“, lobte sie, schob aber ein dickes ABER hinterher: „An Sonn- und Feiertagen und auch in den Abendstunden sind manche Linien doch arg ausgedünnt.“ Mit dieser Einschätzung war sie nicht allein, diese Kritik war im Rathaus Buer häufiger zu hören. Ebenfalls in der Kritik stand die oft fehlende Barrierefreiheit der Haltestellen. Bis zum Jahr 2022 – so will es ein Gesetz, soll der ÖPNV „in der Regel“ barrierefrei sein.
Oft geäußert wurde auch der Wunsch, die Straßenbahnlinie 302 nicht am Rathaus Buer enden zu lassen, sondern bis in den Stadtnorden nach Hassel weiterzuführen. Die 70-jährige Christa Lehmann kann sich noch erinnern, dass es eine Straßenbahn gab, die sogar über die Stadtgrenze hinaus nach Polsum führte. Sie ist auf Bus und Bahn angewiesen und ist eigentlich recht zufrieden mit dem Angebot. Auf dem Wunschzettel der begeisterten Radfahrerin stehen die erleichterte Mitnahme des Fahrrads sowie ausreichende Abstellmöglichkeiten für den Drahtesel an Verkehrsknotenpunkten. Die verschiedenen Verkehrsmitteln auch über die Stadtgrenzen hinaus besser miteinander zu verknüpfen, auch dies gehörte zu den oft geäußerten Wünschen.
Während Christa Lehmann sich nicht zu den „Bangebuchsen“ zählt, wurde bei anderen der Ruf nach mehr Sicherheit und weniger Vandalismusschäden laut. Bei Wünschen diese oder jene Linie besser miteinander zu verknüpfen, wurde deutlich, dass die Tücke oft im Detail liegt. Der Blick derer, die Tag für Tag mit Bus und Bahn unterwegs sind, ist daher für die Fortschreibung des NVP sicher hilfreich. Dies bestätigte sich bei der zweiten Veranstaltung, die im Süden der Stadt, im Hans-Sachs-Haus stattfand.
Auch hier wurde die Themen Sicherheit und ausgedünnte Takte in den Abendstunden angesprochen. Neben der schon in Buer angesprochenen Straßenbahnlinie 302 rückte aber auch die Linie 301 in den Blickpunkt. Gerade für Berufspendlerinnen und -pendler ist die Erreichbarkeit der verschiedenen Linien rund um den Hauptbahnhof ein großes Thema. Hier fehle es noch an der Abstimmung zwischen dem Bahnverkehr und dem innerstädtischen ÖPNV. Und der Städteschnellbus SB 36, der über Horst bis nach Bottrop-Kirchhellen fährt, müsse häufiger fahren, wurde angeregt.
Was in der Politik bereits heiß diskutiert wird, wurde auch im Hans-Sachs-Haus angesprochen: Eine bessere Verbindung zwischen den Stadtteilen Rotthausen und Feldmark.
Mit neu erschlossenen Wohn- und Gewerbegebieten wie auf dem ehemaligen Graf Bismarck Gelände oder dem einstigen Areal des Stahlwerks Schalker Verein verändern sich auch die Anforderungen an den ÖPNV. So müssten zum Beispiel die neuen Einkaufsmöglichkeiten auf dem Schalker Verein Gelände mit dem Bus besser erreichbar sein.
Tobias Zobel von der Stadt Gelsenkirchen und Elke Einhäuser, Verkehrsplanerin der BOGESTRA AG, zogen ein positives Fazit der beiden Veranstaltungen. „Es gab viele konstruktive und sehr sachkundige Vorschläge“, freute sich Elke Einhäuser über die Resonanz. Dass das Straßenbahnnetz so oft angesprochen wurde, wunderte sie nicht: „Das hat einen Nerv getroffen. Straßenbahnen sind aber auch das Rückgrat des ÖPNV.“
Bis zum 14. Mai 2017 heißt es weiterhin „Ideen willkommen“. Bürgerinnen und Bürger können entweder online oder aber auf den im Rathaus Buer, im Hans-Sachs-Haus sowie in den Kundencentern der Verkehrsbetriebe ausliegenden Postkarten ihre Wünsche und Anregungen äußern.