High Tech made für Gelsenkirchen: Neue Handy-App hält Senioren in Quartieren länger mobil
„Pflege im Quartier“ präsentiert erste Ergebnisse - Tester gesucht
16. März 2018, 15:19 Uhr | Pflege im Quartier (PiQ)
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Präsentation des "mobilen Wegweisers" im Hans-Sachs-Haus. Bildrechte: Arne Pöhnert
Raus aus der Wohnung, rein ins Leben: Smartphones werden in Zukunft dabei helfen, im Alter länger mobil zu bleiben. Das 2016 in Gelsenkirchen gestartete EU-Projekt „Pflege im Quartier“ hat den Prototypen einer Handy-App entwickelt, die ältere Menschen dabei unterstützt, im Alltag sicher unterwegs zu sein. Über die App lassen sich die Nutzerin oder den Nutzer jederzeit lokalisieren oder im Notfall Angehörige informieren. So ist schnelle Hilfe jederzeit nur einen Fingertipp entfernt.
Mit der neuen App unterstreicht Gelsenkirchen seinen Ruf als „digitale Modellkommune“ in NRW. Oberbürgermeister Frank Baranowski: „Gelsenkirchen hat sich auf den Weg gemacht, digitale Zukunft zu gestalten - als in jeder Hinsicht vernetzte Stadt, in der Digitalisierung nicht um ihrer selbst willen vorangetrieben wird, sondern um ganz konkreten Nutzen für die Menschen der Stadt zu erzielen. Das Projekt ,Pflege im Quartier‘ ist ein gutes Beispiel dafür, dass Digitalisierung den Menschen einen konkreten Nutzen bringt.“
Information, Beratung, Betreuung, Teilhabe
Mit der Betaversion der neuen App hat PIQ einen ersten Meilenstein erreicht. Hinter der Abkürzung verbirgt sich ein übergreifendes Verbundprojekt, das vom Land und von der EU gefördert wird, um in den Quartieren die Information, Beratung, bedarfsgerechte Betreuung und gesellschaftliche Teilhabe pflegesuchender oder pflegebedürftiger Menschen zu verbessern. Dazu vernetzt das Projekt die Akteure der Pflege vor Ort – u.a. ambulante Pflegedienste, Hausärzte, Pflegestützpunkte, Apotheken und Krankenkassen – mit Angehörigen, Pflegesuchenden und Pflegebedürftigen. Im realen Leben, aber auch digital. Eine online-basierte Info-Plattform und die Handy-App sollen die Vernetzung möglich machen.
Interdisziplinäre Partner
Partner auf dem digitalen Weg sind das Generationennetz Gelsenkirchen, die APD Ambulante Pflegedienste Gelsenkirchen GmbH und das BiG Bildungsinstitut im Gesundheitswesen aus Essen. Die APD, einer der größten privaten ambulanten Pflegedienste Deutschlands mit Sitz in Gelsenkirchen, stellt den wirtschaftlichen und pflegerischen Praxisbezug sicher. Das Generationennetz übernimmt über seine Mitgliedsorganisationen eine Türöffner-Funktion in die sozialen und politischen Strukturen der Stadt.
Elektronischer Pflegebericht
Das BiG liefert geprüfte Schulungs- und Beratungsinhalte zum Thema Pflege, die auf der Online-Plattform sichtbar werden. Diese soll nicht nur Informations-, sondern auch Lernplattform sein für Angehörige, wo sie zum Beispiel den Umgang mit neuen Hilfsmitteln kennenlernen und trainieren können. Die Nutzung einer digitalen Pflegeakte und die Implementierung von Schnittstellen zwischen den Pflege-Akteuren ermöglichen einen Austausch pflegerischer Daten, zum Beispiel in Form eines elektronischen Pflegeberichts.
PIQ nutzt QuartiersNETZ-Strukturen
Als Projektgebiet ausgewählt wurden - stellvertretend für das Ruhrgebiet - die demografisch maximal unterschiedlichen Quartiere Buer-Ost, Bulmke-Hüllen, Schaffrath/Rosenhügel und Schalke. Das PIQ-Areal baut damit auf den Strukturen des 2014 gestarteten Projekts QuartiersNETZ auf. In den vier Arealen forschen und entwickeln junge Sozialwissenschaftler, Software-Ingenieure und Medizininformatiker der FH Dortmund zum Thema Pflege Hand in Hand – ein echtes Novum in der universitären Landschaft.
Menschen im Quartier gestalten mit
Vor Beginn der technischen Umsetzung erfragten zunächst die Sozialwissenschaftler um Prof. Dr. Harald Rüßler (FH Dortmund), was Akteure und Betroffene in den Quartieren tatsächlich unter einer bedarfsgerechten Versorgung, Beratung und Information verstehen. Die in Interviews gewonnenen Erkenntnisse bildeten die Grundlage für die datenschutzrechtlich hochkomplexe digitale Umsetzung von Plattform und App durch die Mitarbeiterteams der Medizininformatikerin Prof. Dr. Britta Böckmann und der Software-Entwicklerin Prof. Dr. Sabine Sachweh. Die Smartphone-App wurde im März testreif. Die Beta-Version der Online-Plattform wird gegen Ende 2018 von zukünftigen Nutzern geprüft und bewertet. Die Testergebnisse fließen in die finale Gestaltung ein.
Projektende für 2019 geplant
Das Projektende ist für 2019 geplant. Dann werden die Projektpartner der Stadt Gelsenkirchen die fertige Plattform und die App übergeben mit dem Wunsch, dass dieses Angebot im gesamten Stadtgebiet ausgerollt und weiter gepflegt wird. Die für Android entwickelte App soll kostenfrei unter Google Play angeboten werden.
Tester gesucht
High Tech made in Gelsenkirchen: Am 10. April wird der Seniorenbeirat der Stadt die neue PIQ-App erstmals auf Herz und Nieren prüfen. Interessierte Gelsenkirchener sind am Mittwoch, 25. April, eingeladen, die Software in den Räumen der APD Ambulante Pflegediente Gelsenkirchen GmbH, Pastoratstraße 1, zu bewerten. Der Test dauert ca. 90 Minuten. Die Zahl der Teststationen ist begrenzt. Testrunden finden um 15 Uhr und um 17 Uhr statt. Anmeldung erforderlich unter Telefon 0800 – 9230505 (gebührenfrei).