04. Juni 2018, 13:03 Uhr | Emschergenossenschaft/Lippeverband
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Mit der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ verfolgen die Emschergenossenschaft und die Emscher-Kommunen unter anderem eine nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung in enger Verknüpfung mit städtebaulicher Entwicklung. Im Rahmen einer Projekte-Tour haben am Mittwoch, 30. Mai 2018, die Fachleute aus Herne, Bochum und Gelsenkirchen gemeinsam mit der Emschergenossenschaft zahlreiche erfolgreich umgesetzte Modellprojekte in der Region besichtigt. Mit dabei: der Tossehof in Gelsenkirchen.
Insgesamt 0,33 Hektar Dachfläche sowie 3,8 Hektar Wege wurden am Tossehof „abgekoppelt“, d.h. das Regenwasser wird nicht mehr in die Kanalisation eingeleitet. Überwiegend offene Rinnen führen das Wasser nun entlang der Gebäude zu Retentions- und Versickerungsbereichen mit Anschluss an den benachbarten Sellmannsbach, der aktuell im Zuge des Emscher-Umbaus von der Emschergenossenschaft und der AGG/Gelsenkanal umgestaltet wird. Auf dem angrenzenden städtischen Spielplatz kann aus Zisternen Wasser zum Spielen gepumpt werden. Die Idee hinter der Regenwasserbewirtschaftung: Mit der offenen Wasserführung soll eine Aufwertung des Straßenbildes als Teilziel des Stadtumbaus erreicht werden.
„Die Starkregenereignisse der vergangenen Tage haben einmal mehr aufgezeigt, wie wichtig eine nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung auch für den Überflutungsschutz sein kann. Sauberes Regenwasser gehört nicht in Abwasserkanäle, sondern sollte vor Ort versickern oder Gewässern zugeführt werden. Das entlastet nicht nur unsere Kläranlagen, sondern auch das Kanalnetz – vor allem bei Starkregenereignissen“, sagt Michael Becker, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft bei der Emschergenossenschaft.
Wasser hat eine tragende Rolle in der Stadtgestaltung und Stadtentwicklung. Über wassersensitive Planungen lassen sich drängende Aufgaben aus Klimaanpassungsmaßnahmen wirkungsvoll umsetzen. Die Vernetzung von Grünzügen und Wasserachsen, temperaturregulierende Wasserflächen, dezentrale Puffer- und Speicherräume zum Rückhalt von Starkregen, die Gestaltung von urbaner Landschaft mit der Bewirtschaftung von Regenwasser sind elementare Bestandteile in der ökologischen Stadtentwicklung und der Anpassung und Minderung der Klimawandelfolgen. Integrale Planungen nutzen die Chancen der Gestaltung mit Wasser und minimieren Risiken und Belastungen wie Starkregen und Hitzeperioden aus dem Klimawandel.
Die Kommunen der Emscherregion, die Emschergenossenschaft und das Land NRW bekennen sich zu einem gemeinsamen Engagement für eine zukunftsfähige und nachhaltige Stadtentwicklung in der Emscherregion, die den besonderen Anforderungen des demographischen Wandels und der Klimawandelanpassung entspricht. Am 15. Mai 2014 haben sie deshalb eine Absichtserklärung zur Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ unterzeichnet. Durch politische Beschlussfassungen und bilaterale Kooperationsvereinbarungen werden hierzu konkrete Schritte und Maßnahmen vereinbart. In den Leitbildern hierzu nimmt Wasser eine Schlüsselrolle ein. Der Erfolg der Zukunftsinitiative basiert auf den Bausteinen Kooperation, Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie Projektumsetzung.
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.
Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,266 Milliarden Euro investiert werden. Diese Kosten werden zu rund 80 Prozent von den Mitgliedern der Emschergenossenschaft getragen, d.h. von Bergbau, Industrie und Kommunen. Knapp 20 Prozent steuern das Land NRW und die EU über Fördermittel bei.
Voraussichtlich Ende 2020 soll die Emscher, einst der „dreckigste Fluss Europas“, weitestgehend wieder vom Abwasser befreit sein und – wo der Platz es zulässt – naturnah umgestaltet werden.