Emscher-Umbau
Einzigartige Anlage in Gelsenkirchen-Bismarck
26. Juni 2018, 09:23 Uhr | Emschergenossenschaft/Lippeverband
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Von außen eher unscheinbar....
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen/Gerd Kaemper
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... im Innern eine ingenieurtechnische Meisterleistung.
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen/Gerd Kaemper
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Eine Grafik verdeutlicht die Ausmaße des Bauwerks.
Bildrechte: Emschergenossenschaft
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Beeindruckende Dimensionen des Gebäudes.
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen/Gerd Kaemper
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Gelsenkirchen. Im Rahmen des Emscher-Umbaus ist am Hüller Bach in Gelsenkirchen-Bismarck ein ganz besonderes unterirdisches Bauwerk an der Grimbergstraße entstanden. In Form und Funktion ist es einzigartig: Es nimmt drei Stauraumkanäle auf und beinhaltet neben zwei Regenwasserbehandlungsanlagen auch drei (!) Pumpwerke. Am Montag wurde es von Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski und Dr. Emanuel Grün, Technik-Vorstand der Emschergenossenschaft, vorläufig eingeweiht. Vollständig in Betrieb wird es erst 2020 gehen, wenn das Gesamtsystem Abwasserkanal Emscher fertig ist.
Ingenieurtechnische Meisterleistung
„Diese Anlage ist ein perfektes Beispiel für die ingenieurtechnische Meisterleistung, die unser Emscher-Umbau darstellt. Es wird künftig unsichtbar unter der Erde die Voraussetzung dafür schaffen, dass der Hüller Bach und die Emscher revitalisiert werden können“, sagt Dr. Uli Paetzel. Oberbürgermeister Frank Baranowski, der auch Ratsmitglied bei der Emschergenossenschaft ist, fügt hinzu: „Der Emscher-Umbau ist ein Gewinn für unsere Stadt. Er bedeutet eine Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität. Wir bringen den Menschen in Gelsenkirchen ein großes Stück Natur zurück. Auch wirtschaftlich profitiert Gelsenkirchen: Im Rahmen des Emscher-Umbaus werden fast 900 Millionen Euro in unserer Stadt investiert.“
Das neue Bauwerk (Kosten: 17,8 Millionen Euro) ist der Zielpunkt dreier Abwasserkanäle und eines Regenwasserkanals. Aber der Reihe nach:
- Der Abwasserkanal parallel zum Hüller Bach, gewissermaßen dessen „unterirdischer Zwilling“, ist insgesamt acht Kilometer lang (bei einem Innendurchmesser von bis zu 2,40 Metern). Die Emschergenossenschaft baut ihn entgegen der Fließrichtung ab der Mündung des Hüller Bachs in die Emscher in Richtung Süden. Ein Viertel des Sammlers, also genau zwei Kilometer, ist bereits fertig gestellt. Auch der insgesamt 1,85 Kilometer lange Vortrieb von km 2,00 bis km 3,85 ist abgeschlossen. Hier laufen zurzeit die Arbeiten an den einzelnen Schachtbauwerken. Die Aufträge für die weiteren Bauabschnitte von km 3,85 bis km 8,00 wird die Emschergenossenschaft in diesem und im nächsten Jahr vergeben.
- Bereits komplett fertig ist der Bau der Abwasserkanäle an den seitlichen Einleitungen in den Hüller Bach: Da wäre einmal ein rund 630 Meter langer Kanal vom Pumpwerk Gelsenkirchen-Kleine Emscher an der Bismarckstraße bis zur Grimbergstraße mit einem Durchmesser von 1,60 Meter.
- Darüber hinaus hat die Emschergenossenschaft zwei übereinander (!) liegende unterirdische Kanäle (ein Regenwasser- sowie ein Mischwasserkanal) vom Pumpwerk Herne-Unser Fritz von Herner Stadtgebiet aus bis an die Grimbergstraße gebaut. Beide Leitungen sind 835 Meter lang, haben jeweils einen Innendurchmesser von 1,60 Meter und sind beide bereits seit einiger Zeit fertig gestellt.
Inbetriebnahme in 2020
Im Bereich der Grimbergstraße, südlich des Gelsenkirchener Zoos, münden nun alle drei Abwasserkanäle sowie der Regenwasserkanal in einem Bauwerk, das aufgrund seiner vielseitigen Funktionen im Rahmen des Emscher-Umbaus wahrlich seines Gleichen sucht. Die Baugrube hatte einen Durchmesser von rund 33 Metern. Daran schloss sich noch einmal eine rechteckige Baugrube mit Dimensionen von 8 x 19 Metern an.
Doch nicht die Dimensionen allein sind das Besondere, sondern die Aufgaben: In dem Bauwerk kommen neben dem Stauraumkanal Hüller Bach auch die seitlichen Anbindungen aus den Pumpwerken GE-Kleine Emscher sowie Herne-Unser Fritz an. Darüber hinaus beinhaltet das Bauwerk drei Pumpwerke. Die Förderhöhen dieser Pumpen liegen zwischen 17 und 24 Meter!
Zusammengefasst hat das Bauwerk also die Funktion, sauberes Regenwasser in die oberirdischen Gewässer (Hüller Bach bzw. Emscher) und das Schmutzwasser in den Abwasserkanal Emscher zu befördern. Dieser wiederum befördert das Schmutzwasser zu den Kläranlagen der Emschergenossenschaft in Bottrop und Dinslaken.
Doch damit auch die Kläranlage in Dinslaken „beschickt“ werden kann, muss das Gesamtsystem Abwasserkanal Emscher fertig sein – in diesem Herbst wird jedoch nur der bereits fertiggestellte Abschnitt zwischen Dortmund und Bottrop in Betrieb genommen. In der Folge bedeutet das, dass das Pumpwerk Grimbergstraße erst 2020 in Betrieb gehen darf, weil sonst zu viel Abwasser allein in die Kläranlage Bottrop eingeleitet würde – was die Kapazitäten übersteigen würde!
Hintergrund: Das Hüller-Bach-System und Stauraumkanäle
Zum Gewässersystem des Hüller Bachs gehören unter anderem der Ahbach, der Kabeisemannsbach, der Goldhammer Bach, der Marbach, der Hofsteder Bach sowie der Dorneburger Mühlenbach.
Eine Regenwasserbehandlung dient der Trennung von sauberem Regenwasser von schmutzigem Abwasser. Im Stauraumkanal wird in starken Regenfällen das Mischwasser zunächst „angehalten“ und beruhigt. Dabei kommt das physikalische Gesetz der Schwerkraft zum Tragen: Die schwereren Schmutzsedimente setzen sich nach unten ab und können gedrosselt durch eine Ableitung in den Abwasserkanal transportiert werden.
Das oben schwimmende weitestgehend saubere und nicht-klärpflichtige Regenwasser dagegen kann nach Erreichen einer bestimmten Menge und Höhe über eine sogenannte Entlastungsschwelle ins Gewässer „schwappen“. Auf diese Weise erhalten die Emscher-Gewässer sauberes Wasser, während die Abwasserkanäle und insbesondere die Kläranlagen entlastet werden.
Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.
Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,266 Milliarden Euro investiert werden. Diese Kosten werden zu rund 80 Prozent von den Mitgliedern der Emschergenossenschaft getragen, d.h. von Bergbau, Industrie und Kommunen. Knapp 20 Prozent steuern das Land NRW und die EU über Fördermittel bei.
Voraussichtlich Ende 2020 soll die Emscher, einst der „dreckigste Fluss Europas“, weitestgehend wieder vom Abwasser befreit sein und – wo der Platz es zulässt – naturnah umgestaltet werden.
Die Emschergenossenschaft und der Lippeverband
Emschergenossenschaft und Lippeverband sind öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaftsunternehmen, die effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringen und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip leben.
Die Aufgaben der 1899 gegründeten Emschergenossenschaft sind unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie der Hochwasserschutz. Der 1926 gegründete Lippeverband bewirtschaftet das Flusseinzugsgebiet der Lippe im nördlichen Ruhrgebiet und baute unter anderem den Lippe-Zufluss Seseke naturnah um.
Gemeinsam haben Emschergenossenschaft und Lippeverband rund 1600 Mitarbeiter und sind Deutschlands größter Abwasserentsorger und Betreiber von Kläranlagen (rund 740 Kilometer Wasserläufe, rund 1320 Kilometer Abwasserkanäle, rund 350 Pumpwerke und fast 60 Kläranlagen).