12. Juli 2018, 16:00 Uhr | Emschergenossenschaft/Lippeverband
Die Vorbereitungen der Emschergenossenschaft zur Inbetriebnahme des Abwasserkanals Emscher (in diesem Herbst) laufen auf Hochtouren. Mittlerweile wurde der Kanal erstmals komplett vermessen. Diese Ersterfassung, gewissermaßen die „Null-Aufnahme“, stellte durchaus eine Herausforderung dar – es musste sogar eigens ein spezielles Erstinspektionssystem (EIS) entwickelt werden!
Vor der Inbetriebnahme des Abwasserkanals Emscher ist laut Planfeststellung der Bezirksregierung Münster vom 8. August 2008 der gesamte Kanal zu vermessen. Dafür wurde im Auftrag der Emschergenossenschaft vom Fraunhofer-Institut in Magdeburg ein Erstinspektionssystem (EIS) entwickelt.
Das EIS ist ein selbstfahrender Roboter mit 12 LKW-Batterien als Energieträger, wiegt 1.600 Kilogramm und ist 3,51 Meter lang. Für die Vermessung des Abwasserkanals befindet sich an der Front des EIS der Kopf des späteren Vermessungs- und Reinigungssystems mit 16 Kameras, 16 Kreuzlinienlasern und einer Ringblitzleuchte. Das EIS fährt mit einer Geschwindigkeit von 10 Zentimeter pro Sekunde und benötigt für 1.200 Meter Kanal – das Maximum an einem Stück – rund dreieinhalb Stunden.
Schwierig wurde es, wenn sich am Ende der Haltung ein stumpfer Einfallwinkel zum nächsten Schacht befand. Dann konnte das EIS den engen Radius nicht überwinden und musste über die ganze Haltungslänge zurückfahren, geborgen, aufgeladen, transportiert und wieder in den unterhalb liegenden Schacht eingelassen werden.
Das Interesse bei der nächsten anstehenden Vermessung war also, das EIS durch den engen Radius am jeweiligen Ende der inspizierten Haltung zu manövrieren. Das Manövrieren konnte ruhig ein bis zwei Stunden dauern, da dies gleichzeitig einen Zeitgewinn von mehreren Stunden bedeutet hätte.
Zum Schutz des hochwertigen Vermessungskopfes erhielt das EIS vorne zwei aufsteckbare Rammbügel. Aufgrund der Tiefe des Schachtes gab es keinen Sichtkontakt zum Kranfahrer. Die Anweisungen erfolgten somit ausschließlich über Sprechfunk.
Nach der erfolgreichen Arbeit gab es eine spürbare Erleichterung und Freude in der ganzen Mannschaft.
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.
Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,266 Milliarden Euro investiert werden. Diese Kosten werden zu rund 80 Prozent von den Mitgliedern der Emschergenossenschaft getragen, d.h. von Bergbau, Industrie und Kommunen. Knapp 20 Prozent steuern das Land NRW und die EU über Fördermittel bei.
Voraussichtlich Ende 2020 soll die Emscher, einst der „dreckigste Fluss Europas“, weitestgehend wieder vom Abwasser befreit sein und – wo der Platz es zulässt – naturnah umgestaltet werden.