17. Februar 2021, 15:36 Uhr | Sparkasse Gelsenkirchen
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Auch an der Emscher-Lippe-Region gehen die Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht spurlos vorüber. Das unterstreicht eine Umfrage unter 150 heimischen Unternehmen für den Emscher-Lippe-Index (ELIX). Dieser regionale Konjunkturindikator liegt mit rund 110 Punkten aber überraschend über dem Wert der Herbstumfrage 2020 (90 Punkte) und auch über dem Niveau zum Jahreswechsel 2019/2020 (101 Punkte).
„Es ist erfreulich, dass trotz der anhaltenden Corona-Pandemie und den massiven Einschränkungen durch den Winter-Lockdown ein positiver Trend in der konjunkturellen Entwicklung der Emscher- Lippe-Region zu erkennen ist“, berichtet Michael Hottinger, Geschäftsführer der S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, die den ELIX in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen herausgibt. Dr. Jochen Grütters, Hauptgeschäftsführer und Leiter des Standorts Emscher-Lippe der IHK Nord Westfalen in Gelsenkirchen, sieht insbesondere weite Teile der Industrie und die Bauwirtschaft als stabilisierenden Faktor. „Insgesamt sprechen die Daten mehr dafür, dass 2021 in der Emscher-Lippe-Region ein Jahr der Erholung als ein Jahr der Ernüchterung wird,“ so Grütters. Die Zahl der Unternehmen, die ihre Geschäftslage als gut einschätzen, ist gegenüber Herbst 2020 gestiegen, liegt aber noch immer unterhalb des Vorjahreswerts.
Die weit überwiegende Mehrzahl der Unternehmen (60 Prozent) schätzt ihre Geschäftslage als befriedigend ein. „Ein so breites Mittelfeld hatten wir schon lange nicht mehr. Das deutet darauf hin, dass in vielen Unternehmen Unsicherheit vorherrscht“, so Hottinger. „Dies gilt insbesondere für die Wirtschaftsbereiche, die von der Pandemie und den Corona-Schutzmaßnahmen direkt betroffen sind, wie Gastronomie, weite Teilen des Einzelhandels und der personenbezogene Dienstleistungssektor,“ ergänzt Grütters.
Geschäftsentwicklung wird vorsichtig beurteilt
Die Perspektiven werden unterschiedlich beurteilt: Knapp die Hälfte der Betriebe (47 Prozent) rechnet weder mit einer Verbesserung noch mit einer Verschlechterung in den nächsten Monaten. Immerhin rund 30 Prozent setzen auf eine Verbesserung. „Hier dürfte aber auch die große Hoffnung mitschwingen, dass es nach dem Ende des Lockdowns nur besser werden kann und besser werden wird“, sagt Grütters. Der Anteil der Unternehmen, die zum Jahreswechsel eher skeptisch in die Zukunft blicken, liegt bei knapp 23 Prozent. „Je länger der Lockdown dauert, desto mehr skeptische Einschätzungen wird es geben“, ist sich Hottinger sicher. „Die getroffenen Maßnahmen dürfen daher keinen Tag länger dauern, als sie zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung unbedingt notwendig sind“, fordert Grütters, „Auch im Zusammenhang mit Unternehmensfinanzierungen brauchen wir klare Öffnungsperspektiven, da es zunehmend Liquiditätsengpässe gibt und die Eigenkapitaldecke insbesondere bei den direkt vom Lockdown betroffenen Unternehmen rapide schmilzt“, fügt Grütters hinzu.
Konjunkturrisiko Nummer 1: die ausbleibende Nachfrage
Es überrascht nicht, dass die Unternehmen die ausbleibende Nachfrage weiterhin als Konjunkturrisiko „Nummer 1“ sehen. Auf Platz zwei folgt der Fachkräftemangel knapp vor den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Hier sehen jeweils über 40 Prozent der Befragten Risiken für ihre Geschäfte: „Die Unternehmen befürchten vor allem eine Fortsetzung der Einschränkungen“, so Grütters. Sorge bereiten zudem Steuern und Abgaben, Bürokratie und Regulierungen. „Aber auch die Arbeitskosten und die Energie- und Rohstoffpreise zählen viele Unternehmen zu den Konjunkturrisiken“, ergänzt Hottinger.
Exporterwartung erholt sich
Gegenüber den letzten Umfragen ist bei den Exporterwartungen eine Trendumkehr zu verzeichnen. Auch hier gibt es erstmals wieder einen positiven Saldo. „Die Vereinbarungen im Zusammenhang mit dem Brexit, der politische Wechsel in der USA und die Konjunkturentwicklung in China sorgen für positive Impulse“, so Hottinger.
Weiterhin Zurückhaltung bei Investitionsneigung
Die Investitionsneigung ist weiterhin eher von Zurückhaltung geprägt. 32 Prozent der Betriebe planen, ihre Investitionen zu reduzieren. Nur jeder Fünfte möchte seine Investitionen erhöhen. Der Saldo verharrt im negativen Bereich (-12 Saldopunkte), weist jedoch gegenüber der Herbstumfrage(-25) eine Aufwärtstendenz auf.
Arbeitsmarkt: Positiver Trend vorerst gestoppt
Auch die Beschäftigung befindet sich noch im negativen Saldobereich (-14 Saldopunkte). Die Mehrheit der Betriebe will den Personalstand halten. Allerdings plant mehr als ein Viertel der Betriebe, Stellen abzubauen. Nur 14 Prozent wollen zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. „Corona bremst leider auch die positive Entwicklung der letzten Jahre auf dem Arbeitsmarkt in der Emscher-Lippe-Region“, bedauert Grütters.
Über den ELIX
Zweimal im Jahr gibt die S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Sparkasse Gelsenkirchen, gemeinsam mit der IHK Nord Westfalen den ELIX heraus, ein regionales Konjunktur- und Stimmungsbarometer für die Emscher-Lippe-Region. Datengrundlage ist eine Befragung der IHK Nord Westfalen von rund 150 repräsentativ ausgewählten Mitgliedsunternehmen zur momentanen wirtschaftlichen Lage und zu ihren Zukunftserwartungen. Die Daten des ELIX´ zeigen nicht nur eine Momentaufnahme, sondern ermöglichen auch eine Darstellung der langfristigen Trends.