16. April 2021, 18:44 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Herzstück der Internationalen Gartenausstellung (IGA) Metropole Ruhr 2027 in Gelsenkirchen wird die „Zukunftsinsel mit Nordsternpark+“. In den kommenden Jahren wird dort einer der fünf Zukunftsgärten entstehen. Gemeinsam mit der IGA-Durchführungsgesellschaft hat die Stadt Gelsenkirchen einen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb ausgelobt, zu dem 14 internationale und nationale Planungsbüros ihre Entwürfe für die Zukunftsinsel eingereicht haben.
Wird der Entwurf des Büros Paul Giencke, GMO13.la aus Berlin realisiert, dann bekommt die Emscher einen „grünen Rücken“. Ein nach und nach entstehender Waldsaum entlang der Emscher wird zum Co2-Speicher, Luftreiniger, Lebens- und Naturerfahrungsraum im Wechselspiel mit der gestalteten Parklandschaft. Mittendrin: der zum Green-Tower umgebaute Kohlebunker, der ehemaligen Zeche Nordstern als weithin sichtbare, grüne Landmarke wird zum Symbol der IGA 2027 in Gelsenkirchen.
Drei Preisträger und eine Anerkennung – das war das Ergebnis der Jurysitzung am vergangenen Mittwoch. Der erste Platz ging an das Berliner Büro GM013. In deren Konzept heißt es: „Die Zukunftsinsel wird zu einem überregionalen Anziehungspunkt und zu einem Modellprojekt für drängende Zukunftsfragen.“
Das würde gut zu den großen Erwartungen passen, die mit der IGA 2027 verbunden sind. „Die IGA 2027 wird unserer Stadt einen ähnlichen Schub geben wie die Internationale Bauausstellung Emscherpark“, so Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge bei der Vorstellung der Projektideen für die Zukunftsinsel Nordsternpark+. Für Nina Frense, Beigeordnete Umwelt und Grüne Infrastruktur beim Regionalverband Ruhr (RVR) und Geschäftsführerin der IGA 2027 gGmbH, ist die IGA ein wichtiger Baustein der Metropole Ruhr auf dem Weg zur grünsten Industrieregion der Welt: „Dreißig Jahre nach der BUGA in Gelsenkirchen zeigen wir auf der Insel zwischen Emscher und Rhein-Herne-Kanal einen Zukunftsentwurf für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen: Klimawandel, Klimaanpassung, Biodiversität. Das Besondere in Gelsenkirchen ist dabei die innovative Verbindung von Tradition und Moderne, auf ehemaligen Industriearealen wird die Entwicklung des Ruhrgebiets neu geschrieben.“
Gelsenkirchens Stadtbaurat und Jurymitglied Christoph Heidenreich skizzierte noch einmal die Aufgabe, der sich die 14 Planungsbüros stellten: „Um den „Green Tower“, dem ehemaligen Kohlebunker der Zeche Nordstern, soll als Wahrzeichen und zentraler Anlaufstelle eine Zukunftsinsel und blaue Mitte entstehen. Ein Zukunftslabor für Energie, Mobilität, Recycling aber auch für die nachhaltige Wiedergewinnung von Landschaft.“ So soll zum Beispiel aus dem Wendebecken des Hafens der ehemaligen Zeche Nordstern ein attraktiver Freizeitort werden, die Schwarzbachmündung ökologisch umgestaltet und neue Park- und Ausstellungsflächen geschaffen werden.
Vorgaben, die bbzl böhm benfer zahiri landschaften städtebau (ebenfalls aus Berlin) mit einem ausgeklügelten Wegesystem und unterschiedlichen Teilbereichen mit ganz eigener Atmosphäre umsetzen würde. Dabei soll die Parkfläche durch ein übergeordnetes Wegesystem erschlossen werden, das sich aus den drei Wegetypen: Hauptweg als Mobilitätsachse, Emscherweg und dazwischen liegenden Querungen zusammensetzt. Zu den Teilbereichen des Parks sollen zum Beispiel Wassergärten gehören. Rampen, Stufen und Sitzelemente sollen einen Zugang zum Wasser ermöglichen. Auch an einen Wasserspielplatz ist gedacht.
Der dritte Platz wurde an Franz Reschke vergeben. Das Büro gab seinem Konzept die Überschrift „Im Wiesenmeer“. Gegenwärtig sei die Lage des Inselparks zwischen zwei Gewässern kaum nachvollziehbar, heißt es im Konzept. Diese soll künftig über verschiedene Wege erschlossen werden, die im Konzept als „Loop“ bezeichnet werden. Ein schneller „Loop“ führt dabei rund um die Insel und wird von einem zweiten, langsamen „Loop“ ergänzt, der an die Ufer der Insel führt. Und schließlich sollen schmale Pfade die Tiefe der Insel erschließen. Das Konzept setzt auf eine behutsame Entwicklung aus dem Bestand heraus und zum Beispiel auch auf Kooperationen mit Gelsenkirchener Initiativen und Schulen wie etwa für die temporäre Bepflanzung und Ausstattung sowie deren Weiternutzung.
Der Anerkennungspreis ging an Mesh Landschaftsarchitekten (Berlin) Hier überzeugte die Antwort auf die Frage, die alle IGA-Zukunftsgärten beantworten sollen: „Wie wollen wir morgen leben?“ Die Antwort von Mesh: „Wohltemperiert! Artenreich! Aktiv!“ Das Konzept skizziert Antworten zu verschiedenen Zukunftsherausforderungen wie Klimawandel, Artensterben oder Digitalisierung, mit dem Ziel einer Initialzündung für die Aufwertung der gesamten Emscherinsel. Der Anerkennungspreis würdigt den Ansatz des Konzeptes.
„Uns allen ist die Entscheidung nicht leichtgemacht worden“, stellte Oberbürgermeisterin Karin Welge fest und führte weiter aus: „Die von uns prämierten Beiträge zeigen, dass es Themen sind, die uns bereits im Hier und Jetzt begegnen, aber im Jahr 2027 steckt da noch viel mehr Potenzial drin. Das Thema Klima, aber auch die Frage, wie wir morgen leben wollen, werden sehr ausdrucksstark in den drei Siegerentwürfen aufgegriffen.“
Mit allen drei Preisträgern gehen die Stadt Gelsenkirchen und die IGA 2027 gGmbH nun in die Verhandlungsgespräche. Erst im Sommer wird feststehen, welcher der drei Entwürfe umgesetzt wird.
Die Ausstellung aller Arbeiten wird in der kommenden Woche sowohl im virtuellen als auch im realen Raum stattfinden. Bis Ende April wird die Ausstellung der Entwürfe im Wissenschaftspark in Gelsenkirchen zu besichtigen sein.
Hintergrund: Die IGA Metropole Ruhr 2027 ist die erste dezentrale internationale Gartenschau. Sie wird organisiert durch die IGA Metropole Ruhr 12027 gGmbH als Durchführungsgesellschaft, den Regionalverband Ruhr als regionale Klammer der Metropole Ruhr, die Kommunen und Kreise als Projektträger und in Kooperation mit dem Land Nordrhein-Westfalen, Emschergenossenschaft/Lippeverband und vielen weiteren Partnerinnen und Partnern. Labelgeber ist die Deutsche Bundesgartenschaugesellschaft mbH.