05. November 2021, 13:43 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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73 Künstlerinnen und Künstler sind zu Jahresbeginn dem Aufruf von Oberbürgermeisterin Karin Welge gefolgt und haben sich für das neue Ausstellungsformat „OB art“ im Hans-Sachs-Haus beworben. Eine Fachjury hatte aus allen Einsendungen die Werke von einem Künstler und einer Künstlerin ausgesucht, die nun im ersten Ausstellungszyklus von „OB art“ zu sehen sind. Von April bis September zeigte die Oberbürgermeisterin in ihrem Dienstzimmer und dem daran angrenzenden Wartebereich Fotografien des Ückendorfers Ekkehart Bussenius. Nun sind Werke der Gelsenkirchener Künstlerin Jannine Koch an der Reihe: „Mechanical Bugs“, also „Mechanische Käfer“ heißt die Serie, die die gebürtige Cottbusserin nun bis Ende April 2022 in der 5. Etage des Hans-Sachs-Hauses zeigt.
Für die zunehmende Technisierung der Gesellschaft, die durch die Corona-Pandemie aus Sicht der Künstlerin noch weiter beschleunigt wurde, hat Jannine Koch in ihren Radierungen und Gemälden ein Sinnbild gefunden: Ihre „Mechanical Bugs“ sind farbenfrohe Insekten mit ungewöhnlichem Innenleben. Unter ihren Körpern verbergen sich Grundrisse und Pläne verschiedener Gegenstände und Gebäude. Diese akribisch genau berechneten Konstruktionszeichnungen verbinden sich in Kochs Arbeiten mit der organischen Form von Flora und Fauna. „Kurz gesagt handelt es sich um insektoide Zwitterwesen aus Natur und Technik", erklärt die Künstlerin. „In meinen neuesten Arbeiten habe ich diese Idee auf den Menschen übertragen, der von Zahnrädern angetrieben oder im Getriebe steckend, starr Befehle auszuführen scheint.”
Ganz bewusst setzt Jannine Koch bei ihren künstlerischen Arbeiten auf analoge Prozesse und zeitintensive Handarbeit. Zum einen arbeitet sie in der Radierung, einer Tiefdrucktechnik, die aus dem 16. Jahrhundert stammt. „Diese gehört übrigens - neben anderen druckgrafischen Techniken wie Hoch- oder Flachdruck - seit 2018 zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO" so Koch. In ihren Gemälden wiederum bedient sie sich der ältesten Maltechnik überhaupt: Der Eitempera, deren Basis Pigmente, Ei und Leinölfirnis bilden. „Die Verbindung von Historischem und Zeitgenössischem finde ich äußerst wichtig, da wir stets an die Vergangenheit gebunden sind“, betont die Künstlerin.
Für Oberbürgermeisterin Karin Welge ist es vor allem diese Konzentration auf diese – für die heutige Zeit – ungewöhnliche Arbeitsweise. „Ihre Herangehensweise und die Art, wie sie aus den technischen Zeichnungen alter Bauten so farbenfrohe Bilder entstehen lassen, faszinieren mich“, sagte die Oberbürgermeisterin bei der Eröffnung der Werkschau in ihren Diensträumen. „Dass Jannine Koch in Zeiten von Farbdruckern und Hochglanzpapier ganz bewusst einen ganz anderen Weg einschlägt, auf echte Handarbeit setzt und dabei Jahrhunderte alte Techniken nutzen, finde ich bemerkenswert“, fügte die Oberbürgermeisterin hinzu.
Jannine Kochs Bilderserie „Mechanical Bugs“ wurde von einer Fachjury um OB Karin Welge, Ulrich Daduna (1. Vorsitzender des Kunstvereins Gelsenkirchen e. V.), Sabine Leichner-Heuer (Künstlerin und 1. Vorsitzende des Bund Gelsenkirchener Künstler), Andrea Lamest (Leiterin des Referats Kultur der Stadt Gelsenkirchen) sowie Leane Schäfer (Leiterin des Kunstmuseums Gelsenkirchen) für diese Ausstellungsreihe ausgewählt.
Die Reihe „OB art“ soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden. Zuvor wird es erneut eine offene Ausschreibung für Künstlerinnen und Künstler aus Gelsenkirchen geben. Informationen hierzu folgen in Kürze.